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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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haben sie sogar noch weiter hinausgeschickt.“ Klyd nahm Valleroys Hand, ergriff sein breitknochiges Handgelenk, um den Kontrast zwischen der klaren Einfachheit des Gen-Armes und der komplizierten Harmonie der Sime-Konturen sichtbar zu machen. „Schau dir unsere Hände an und sag mir, sie gehören nicht zusammen! Wiedervereint wird die Menschheit zu den Sternen fliegen … und weiter … Es gibt keine Grenzen für das, was wir schaffen können, wenn wir aufhören, einander zu töten und lernen, die Stärken und Schwächen des anderen zu gebrauchen.“
    Neben der Hand des Simes erschienen Valleroy die eigenen Finger mehr wie Gen-Finger als je zuvor. Mit einer jähen Anstrengung riß er seinen Blick von den Sime-Tentakeln los und schaute den Mond an. Seine Mutter hatte ihm Geschichten von Männern und Frauen erzählt, die auf dem Mond lebten. Er hatte immer geglaubt, es habe sich dabei um Märchen gehandelt. Jetzt ließ die Großartigkeit dieser Vision Tränen in seine Augen treten. Seine Stimme war ein belegtes Flüstern, als er sagte: „Jaaaah … zusammen könnten wir es schaffen.“
    Er fühlte sich, als hätte er sein Leben einer Sache gewidmet, die größer als sein eigenes Dasein war – und es war ein außerordentlich gutes Gefühl.

 
Flucht
     
     
     
    Doch in der rauhen Wirklichkeit des Morgens verblaßte die idealistische Vision zu einer kindlichen Phantasie, die unmittelbar hinter geheimen Blutsbrüderschaften und in hohlen Baumstämmen versteckten Codenachrichten rangierte … und zwischen Ruinen der von den Alten erbauten Tempeln.
    Die pragmatische Tatsache war, daß es für Valleroy überhaupt keine Zukunft gab, wenn er Aisha nicht fand. Er wollte nicht mehr leben, wenn er nicht malen konnte – und er konnte nicht malen, wenn er sich seinen Lebensunterhalt verdienen mußte. Aisha war der Schlüssel für eigenes Land und ein anständiges Altersruhegeld. Sein Aufenthalt in Zeor hatte seine Perspektive verändert. Er war nicht mehr sicher, ob er wollte, daß sie ein Teil dieses Lebens war … wenn sie nicht soweit kam, die Simes wie er zu sehen, Zelerods Weltuntergang zu verstehen …
    Allmählich wurde er sich des Wachseins bewußt. Er fühlte, daß er auf dem Feldbett gegenüber einem schwach erhellten Fenster lag. Die Gedanken schwanden in Träume zurück, als er die Augen öffnete. Morgendämmerung drang durch die Risse in den Läden … eine düstere, graue Dämmerung, mit dem scharfen Biß des Winters wieder in der Luft. Neben ihm setzte sich Klyd plötzlich in Bewegung und glitt geschmeidig auf die Füße.
    Mit drei schnellen Schritten stürmte der Kanal zum Fenster und stieß es auf, als erwarte er, Horden angreifender Menschenjäger zu sehen, die die kleine Schutzhütte umzingelten.
    Besorgt gesellte sich Valleroy zu ihm. Sie blickten auf die sich senkenden schwarzen Wolken und eine verlassene Landschaft hinaus. Weit draußen, jenseits des Tales, entstand eine kaum wahrnehmbare Bewegung.
    Valleroy sagte: „Was ist das …“
    „Wir sind abgeschnitten“, fauchte Klyd. „Verschwinden wir von hier … schnell!“
    Ohne auf Zustimmung zu warten, raffte der Sime ihre wenige Habe zusammen und floh, als entginge er einer tödlichen Falle. Hugh nahm sich den Moment Zeit, etwas eiskaltes Wasser aus einem Krug zu trinken. Dann stürmte er hinter Klyd her, umrundete das Gebäude und rutschte aus, als er in dem schäbigen Stall anhielt.
    Sie sattelten in verbissener Schnelligkeit. Klyd wurde zuerst fertig, drehte sich um und half Valleroy. Augenblicke später jagten sie nach Osten, fort von Zeor und in die Berge hinein.
    Valleroy beugte sich tief über den langen Hals des Rotbraunen und versuchte das Gesicht vor dem eisigen Wind zu schützen. Die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, schaffte er es, den Kanal trotz dessen schnelleren Reittiers in Sicht zu behalten.
    Sie rasten durch die frühe Dämmerung nach Osten, als würden sie von Alptraum-Ungeheuern verfolgt. Ihre Pferde bliesen frostige Dampfwolken in das plötzliche Schneeversprechen des Winters. Es dauerte nicht lange, bis die Pferde zu grauweißen Gespenstern, zwischen Fahnen aus Bodennebeln beinahe verschwunden, eingeschäumt waren.
    Als die Tiere nicht mehr weitergehen konnten, hielt Klyd an. Er sprang ab und riß Feldflasche und Schlafsack vom Sattel. „Beeil dich. Wir können es noch schaffen.“
    „Warte doch!“ stieß Valleroy hervor, wobei er seine Satteltaschen löste. „Egal wovor wir davonrennen, wir rennen in die

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