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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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Gen-Seite, bevor sie merken, daß wir uns getrennt haben … und du könntest todsicher unbehelligt nach Zeor gelangen.“
    Das trug Valleroy den seltsamsten Blick ein, den er je von dem Kanal bekommen hatte. „Klyd, sie würden nie vermuten, daß du in deiner und nicht in meiner Geschwindigkeit unterwegs bist. Ich werde Stacy Meldung machen und dich wieder am Treffpunkt .“ Er verstummte unsicher. „Was ist los?“
    Wortlos stand Klyd auf und ging zu dem nachtverhüllten Höhleneingang. Dort stützte er eine Hand an die Steinwand. Er schien in dem brausenden Sturm nach etwas Unerfindlichem zu suchen.
    Valleroy folgte, blieb neben ihm stehen und starrte ebenfalls in den Sturm hinaus. „Klyd, verstehst du denn nicht? Sie werden es nie vermuten, weil es so total von den Haushalts-Idealen abweicht, daß …“
    „Sie könnten es vermuten, wenn sie herausgefunden haben, wer du bist.“
    „Aber sie haben es nicht herausgefunden – es ist unmöglich.“
    „Sie haben mich so viele Male der Verschwörung und des Verrats verdächtigt – sie sind davon überzeugt, daß es wahr sein muß.“
    „Aber sie haben keinen einzigen Beweisfetzen.“
    „ Du bist lebender, atmender Beweis. Wir wissen nicht, was Hrel weitergemeldet hat, aber du kannst sicher sein, wenn Andle Aisha tatsächlich hat und wenn er weiß, wer sie ist … dann weiß er auch, wer und was du bist.“
    „Aber Enam hat mich nicht töten können, deshalb gibt es keinen Beweis.“
    „Wenn Andle dich, Aisha und eine jener Zeichnungen in die Hände bekommt, die du von ihr gemacht hast, dazu ein Muster deiner Arbeit in Imil … ein Sime-Gericht kann genauso geschickt eins und eins zusammenzählen wie ein Gen-Gericht.“
    Plötzlich zitternd, sagte Valleroy: „Feleho hatte eine meiner Skizzen?“
    „Ja, das hatte er.“
    „Du glaubst nicht, ich könnte es allein schaffen?“
    „Zum Gen-Territorium? Du könntest es wahrscheinlich, obwohl es riskant wäre. Dem Gerücht nach liegt das Runzi-Hauptlager zwischen hier und Hanrahan.“
    „Aber die meisten von ihnen werden das Tiefland nach uns durchkämmen. Wenn wir beide einfach in Zeor auftauchen und die ganze Sache überhaupt nicht erwähnen … werden sie auch nicht in der Lage sein, etwas zu sagen. Dann können wir neu anfangen …“
    „Das ist es, was du versuchen willst?“
    Etwas im matten Tonfall des Sime ließ Valleroy aufhorchen. Er überlegte sorgfältig. „Nun, ich sehe nicht, was wir sonst tun könnten.“
    Abrupt drehte sich Klyd um, ergriff Valleroys Hand und hielt sie in den Feuerschein hoch. Das Zeor-Wappen an Valleroys Finger verstreute Lichtmuster auf die Höhlen wände. Ganz plötzlich ließ Klyd die Gen-Hand los und ging in die Wärme der Höhle zurück.
    Er setzte sich nahe dem Feuer nieder und stocherte mit harten, ruckartigen Bewegungen darin herum.
    Valleroy sah das zartknochige Farris-Antlitz prüfend an – so typisch für diese besonders begabte Familie von Kanälen –, von unten durch die orangene Flamme erhellt. Die dunklen Augen waren in tiefem Schatten verborgen, während die Wangen wie fest um die sensiblen Farris-Lippen gezwängte blaue Flecken wirkten. Es war das Gesicht eines enttäuschten Menschen, der über sich selbst wütend war, weil er etwas Unvernünftiges erwartet hatte.
    Plötzlich dämmerte es Valleroy, was er vergessen hatte. Die Not! Klyd hatte nicht mehr als – er zählte rasch – fünf Tage, vielleicht höchstens eine Woche, bis er die Not bekommen würde!
    Sacht bewegte sich Valleroy und setzte sich dem Sime gegenüber ans Feuer. Seine Gedankenlosigkeit hatte den Mann tief verletzt. Aus irgendeinem Grund war dies für Valleroy von Bedeutung. Es war sogar sehr von Bedeutung. Er flüsterte: „Für Zeor, auf ewig. Ich glaube, das habe ich gemeint.“
    Klyd schaute rätselhaft auf. „Du glaubst?“
    „Nein. Ich weiß es. Ich werde nicht gehen, wenn du der Meinung bist, daß es besser wäre, ich bliebe. Aber ich bin kein ausgebildeter Gefährte. Ich nehme an, ich könnte Zeor durch dich spenden – aber deiner Not könnte ich nicht dienen. In den letzen paar Tagen habe ich gelernt, die Gefährten sehr zu respektieren. Aber ich bin keiner von ihnen.“
    „Nein. Bist du nicht. Noch nicht. Wenn du ein bißchen Zeit und ein bißchen Glück hast … vielleicht wirst du nicht dienen müssen, bis du bereit bist.“
    „Ich bezweifle, ob ich je bereit sein könnte!“
    „Du wirst. Du hast das Talent.“
    „Es scheint, ich habe viele Talente, und keines

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