Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
Vom Netzwerk:
wärmer sein.“
    „Was machst du?“
    „Ich helfe dir nur, die Hilfsmittel deines eigenen Körpers anzuzapfen. Danach wirst du schlafen.“
    Valleroy versuchte zu tun, was ihm gesagt wurde, aber die feuchten Seitlichen hinterließen kribbelnde Spuren auf seiner Haut. Er schrie fast.
    „Ruhig, Hugh. Ich versuche keinen Transfer.“
    Klyd sprach weiterhin in diesem unendlich überzeugenden Tonfall, der in Valleroys Geist eindrang und alle verknoteten Ängste löste. „Jetzt werde ich dich einschlafen lassen. Wenn du aufwachst, ist es Tagesanbruch.“
    Valleroy lag still, als die Sime-Tentakel seine Arme umschlagen und die unnachgiebigen, unpersönlichen Lippen seinen Mund in diesem Kuß berührten, der kein Kuß war.
    Es kam ihm so vor, als hätte er nur mit den Augen gezwinkert, und schon umstrahlte die bleiche Schwermut eines durchnäßten Tages Klyds Silhouette vor dem Höhleneingang.
    In dem Augenblick, in dem Valleroy merkte, daß es Morgen war, drehte sich der Sime um. „Endlich bist du wach. Ich habe mir überlegt, ob wir versuchen sollen, heute morgen loszugehen. Es sieht so aus, als würde es noch einmal schneien.“
    „Es würde uns bestimmt nicht gefallen, wenn wir da draußen von einem Schneegestöber erwischt werden.“ Valleroy stieß die Decken beiseite und machte sich auf, an der Wetterinspektion teilzunehmen. Soweit sie sehen konnte, sammelten sich im Westen schwarze Wolken wie zu einem Angriff auf eine gigantische Bergfestung. Im Osten schwebte ein zerfetztes Stück blauen Himmels, vom Sonnenaufgang rotumrandet, über den Berggipfeln. Felsen und Bäume waren von funkelnden, klaren Eishüllen überzogen. Klebrige Schneeklumpen besprenkelten die Windseite jeder Fläche.
    Valleroy schüttelte den Kopf. „Wir brauchen Sonne, damit dieses Eis schmilzt, bevor wir klettern können.“
    Noch während sie hinausblickten, trieb ein dichter Vorhang aus Schneeflocken vom Westen herbei und löschte die Szenerie aus. Kalte Böen fauchten in ihre Höhle und schickte sie beide eilends zum Feuer zurück.
    „Wir werden einfach abwarten müssen“, sagte Valleroy und teilte die wenigen verbliebenen Knollen und Beeren aus. Das würde, zusammen mit dem Suppenpulver, das sie noch hatten, einen weiteren Tag ausreichen. Aber es würde ein Tag des knurrenden Magens sein.
    Valleroy vertrieb diesen Gedanken aus seinem Sinn. Er hatte in letzter Zeit gut gegessen. Mehrere Tage Fasten würden ihm nichts anhaben. „Komm schon und iß, Klyd. Es gibt nichts anderes zu tun.“
    „Nein. Heb es auf. Du kannst es später vielleicht gebrauchen.“
    „Du mußt essen.“
    „Der Sime-Körper verarbeitet Selyn, keine Kalorien. Du brauchst Kalorien, kein Selyn.“
    Valleroy schlürfte seine heiße Suppe. Er wußte, daß Simes nur aßen, um körperaufbauende Stoffe zu ersetzen, aber dennoch fühlte er sich schuldig. „Zeor muß sich inzwischen fragen, wo wir sind. Wir könnten gerettet werden.“
    „Nein. Runzi hat das Tal unter Kontrolle. Es liegt an uns, nach Hause zu kommen. Aber heute können wir das nicht mehr, deshalb lege ich mich schlafen.“
    „Ich dachte, du hättest das Schlafen als schlechte Angewohnheit aufgegeben.“
    „Menar-Schlaf. Er reduziert die grundlegende Selyn-Verzehrrate. Mit etwas Glück könnte er die Voll-Not ein paar zusätzliche Stunden hinausschieben. Das mag den entscheidenden Unterschied ausmachen.“
    „Ist das in dieser Kälte sicher?“
    „Nein. Wenn ich zu tief sinke, wache ich vielleicht nie wieder auf.“
    „Ich nehme an, ein echter Gefährte wüßte dich davor zu schützen?“
    „Du bist feldstark, also dürfte es kein Problem für dich sein, mich zu wecken. Jeder direkte Kontakt wird mich wieder zurückholen, falls ich morgen bei Tagesanbruch nicht von allein daraus aufwache. Inzwischen halte nur das Feuer am Brennen.“ Er ging zum Eingang der Höhle, um den Himmel noch einmal gründlich abzusuchen, aber der Schnee fiel dicht und schwer, und es gab kein Anzeichen, daß sich dies ändern würde.
    Valleroy hatte eine Nuß zu knacken. Ihm gefiel diese Idee nicht. Bevor er Zeit hatte, einen Einwand zu formulieren, hatte Klyd seinen Platz unter den Decken wieder eingenommen und war sofort eingeschlafen. Valleroy fand sich damit ab, sich kalt, einsam und hungrig zu fühlen. Es war nicht das erste Mal, daß er einen erbärmlichen Tag zu verbringen hatte … und er hoffte, es würde nicht der letzte sein. Er seufzte und streckte die Beine aus.
    Alles in allem hatte er Glück gehabt. Da er im

Weitere Kostenlose Bücher