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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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verursacht auch nur den geringsten Ärger.“
    Klyd verdaute das mehrere Minuten lang.
    Die Zungen aus gelb-orange-farbenen Flammen leckten hartnäckig an dem Baumstamm, der das Herz des Feuers bildete. Wenn ich bei Klyd bleiben muß, dachte Valleroy, und ihn behindere, dann wird keiner von uns Zeor je wiedersehen. Und das, weil er darauf bestanden hatte, sich in die Suche nach Aisha einzumischen!
    „Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen“, sagte Klyd. „Ich habe zugestimmt, dich ins Innen-Territorium zu führen, obgleich ich die Risiken besser kannte als du.“
    „Die Kanäle sind nicht die einzigen Leute, die für ihre Taten auch die Verantwortung übernehmen, weißt du.“ Das trug ihm einen weiteren dieser scharfen Blicke ein, gefolgt von einem mißbilligenden Stirnrunzeln.
    „Klyd, ich wünschte, du würdest aufhören, meine Empfindungen zu lesen!“
    „Ich wünschte, du würdest aufhören, unangenehme Empfindungen zu produzieren!“
    Sie funkelten einander streitlustig an, während die Hagelkörner gegen die Bergwand krachten. Das Feuer prasselte zwischen ihnen, versprühte eine Kaskade von Funken, die beide vor Überraschung zurückzucken ließen. So plötzlich wie er aufgekommen war, brach der beiderseitige Zorn in Lachen aus, das in einem Schmunzeln verebbte.
    „Es tut mir leid“, sagte Valleroy. „Ich kann nicht viel dafür … wie ich empfinde!“
    „Und ich reagiere empfindlicher als gewöhnlich auf die Nager deiner Emotionen.“
    „Du spürst die Not bereits?“
    „Nein. Die Vorahnung der Not … ein Gespenst der Realität. Aber du bist der einzige Gen im Umkreis von Meilen. Und wir sind … zu einer Nähe gelangt. Ich habe keine Abwehr gegen dich.“
    Valleroy senkte verlegen den Blick. Es schien irgendwie nicht zu diesem schnellen, fähigen, kräftigen Mann ihm gegenüber zu passen, Schwächen zu haben. „Ich … denke, wir sollten lieber ein bißchen schlafen.“
    „Wenn wir Glück haben, können wir vielleicht schon morgen früh einen baldigen Aufbruch starten.“ Klyd breitete seinen Schlafsack über einem Haufen Fichtennadeln in sicherem Abstand vom Feuer aus. Valleroy tat dasselbe.
    Es bestand keine Notwendigkeit, Wache zu halten. Nichts konnte sich in diesem treibenden Regen/Schnee/Eis-Gemisch bewegen. Mit dem Rücken zum Feuer zusammengerollt, konzentrierte sich Valleroy darauf einzuschlafen.
    Das war ein Fehler, dachte er etwa eine Stunde später. Der Schlaf flieht vor der Konzentration. Der Duft der Fichtennadeln hatte ihn an Aisha und an die Hoffnungen erinnert, die er sich auf ein gemeinsames Leben mit ihr gemacht hatte. Sein Verstand beschwor Visionen von dem kleinen Haus herauf, das sie haben würden, einer kleinen Ranch, einem festen Einkommen – gerade genug, daß er sich der echten Kunst widmen konnte, jener Kunst, die aus der Seele kommt.
    Es war ein alter Traum, und er merkte, daß er ihn Stück für Stück in Frage stellte. Er war sich nicht sicher, ob er Aisha haben wollte, wenn sie in ihrer Haltung gegenüber den Simes nicht soweit gekommen war wie er. Und er war sich nicht sicher, ob er nur diese kleine Ranch haben wollte. Er wollte noch immer malen – aber nicht mehr nur für sich allein. Der Traum schien seicht, ohne Gestalt, ohne Bedeutung, ohne Sinn. Aber er kam nicht darauf, was fehlte.
    Er stieß einen Seufzer aus und rollte sich herum. Die Steppjacke bot nicht genügend Schutz gegen die Kälte, die um das Feuer herum eindrang. Er zitterte.
    „Hugh?“
    „Ich dachte, du schläfst.“
    „Ich sage dir, ich habe das Schlafen aufgegeben. Es ist eine gefährliche Gewohnheit. Aber du brauchst deine Ruhe.“ Der Kanal kam, beugte sich über Valleroy, berührte Gen-Hände und -Gesicht. „Du frierst.“
    „Mir fehlt nichts.“
    „Komm hier herüber, neben mich. Wir werden unsere Wärme unter beiden Decken sammeln.“
    „Nein, wirklich …“
    „Naztehr.“ Klyds Stimme knisterte von der Ungeduld eines Menschen, der daran gewohnt war, daß man ihm gehorchte.
    „Ich komme, Sectuib.“ Valleroy wußte, daß es unvernünftig war, aber er vollzog diesen Umzug nur äußerst widerstrebend. Dennoch konnte er nicht leugnen, daß seine Zähne klapperten. Als sie beide Decken auf sich gehäuft hatten, war ihm fast behaglich.
    Aber dann merkte er, daß Klyds Tentakeln seine Haut suchten und sanft seinen Hals streichelten. Er konnte nichts dafür, daß er sich gegen diese Berührung versteifte.
    „Ganz ruhig. Dies wird nur einen Moment dauern, und dann wird dir

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