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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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spinnenhafte Gekritzel von Andles Handschrift zu entziffern. Schließlich sagte Klyd: „Dies wird dir nicht gefallen, Naztehr.“
    „Es gefällt mir auch nicht, es nicht zu wissen.“
    „Sie haben sie. Sie wissen offenbar, wer sie ist und was sie tun kann. Sie hat sich trotz des gesamten Repertoires von Runzi-Überzeugungsmethoden geweigert, ihnen zu helfen. Sie muß einen ziemlich starken Charakter haben!“ Er hielt inne, um sich gegen Valleroys Empfindungen zu behaupten. „Andle hat sie für seine persönliche Not reservieren lassen.“
    „Er will sie töten? Wann?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Wir müssen sie da herausholen. Wo halten sie sie fest?“
    „In ihrem Hauptlager, irgendwo hier in der Nähe.“
    „Der Bote muß dorthin unterwegs gewesen sein. Er hätte uns sagen können, wo …“
    „Niemals. Bei den Runzi wirken nicht einmal Wahrheitsdrogen. Sie haben eine hypnotische Konditionierung, die verhindert, daß sie den Standort eines Lagers preisgeben.“
    Wahrheitsdrogen, dachte Valleroy! Einige der Geschichten über Simes waren also doch wahr! „Wir werden nach dem Lager suchen müssen. Du kennst dich in diesen Bergen doch ziemlich gut aus. Wo liegen die wahrscheinlichsten Plätze?“
    „Wenn wir nach Hause kommen, kannst du dir die Karte ansehen.“
    „Nach Hause? Oh … verdammt.“
    „Willst du jetzt gehen? Ich sage dich von allen Bindungen an Zeor los.“
    „Mich freigeben? Du meinst: Verschwinde und setze den Fuß nicht wieder in mein Haus!“
    „Das habe ich nicht gesagt.“
    „Aber das ist es, was du gemeint hast. Ein Gefährte ist nichts, wenn er nicht vertrauenswürdig ist.“
    Klyd antwortete nicht, und irgendwie verletzte das Valleroy mehr, als es ein zorniges Ultimatum getan hätte. Er brüllte: „In Ordnung! Wie du willst. Wir marschieren also zuerst nach Zeor. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß sie getötet wird. Wenigstens wird das Zelerods Weltuntergang nicht mehr beschleunigen als der Tod irgendeines anderen Gen.“ Er beugte sich vor und schlug so hart auf den Tisch, daß die Zylinderhälften auf und ab tanzten. „Nicht daß es dir etwas ausmacht!“
    Das Kinn auf gefaltete Hände gestemmt, erduldete Klyd die Tirade mit geschlossenen Augen. „Du tust mir weh, Naztehr. Es ist kalt hier drinnen. Warum schürst du nicht das Feuer?“
    „Ich sollte abhauen und diesen Teufeln folgen, die heute nachmittag so viele von meinen Leuten gefangengenommen haben – nicht daß dir ihr Schicksal etwas ausmachen würde.“
    „Ich bezweifle, daß sie die Gefangenen zum Runzi-Lager bringen. Wenn man bedenkt, daß sie alle ausgebildete Soldaten sind, wäre es dumm zu versuchen, sie derart nahe an der Grenze in Haft zu behalten oder ihnen die Position des Lagers zu enthüllen. Nein, die Ferolis-Auswahl-Auktion wäre der wahrscheinlichere Bestimmungsort. Sie liegt weit genug im Innen-Territorium, daß ein Entkommen von keinem Vorteil wäre. Die Sicherheitsvorkehrungen in Ferolis übersteigen die von Iburan bei weitem. Und dort werden sie auch einen besseren Preis erzielen.“
    „Du eiskalter … gefühlloser … Kriecher!“
    Klyd sprach weiter, die Augen noch immer geschlossen, der Tonfall monoton. „Sobald ich in Zeor bin, werde ich eine Wache auf Andle ansetzen. Wir wissen, wann er sich der Not nähert, und wir können ihm folgen. Die Haushalte sind nicht ganz ohne Einfluß in den Hallen der Mächtigen. Wenn wir beweisen können, daß Andle seine Stellung dazu benutzt hat, die Runzi zu veranlassen, ihn mit persönlich ausgewählten Gens zu versorgen, dann können wir ihn ein für allemal vernichten.“
    „Und Zeors Ansehen wird verdreifacht. Aber was ist mit Aisha? Was ist, wenn er gerade jetzt zu ihr unterwegs ist?“
    „Ich kann dich nicht gegen deinen Willen zurückhalten. Ich will dich nicht bei mir haben … gegen deinen Willen.“
    Valleroy schlug wieder auf den Tisch. „Verdammt.“
    „Naztehr, erledigst du deine emotionelle Quälerei bitte draußen? Das hier fängt an, mich nervös zu machen.“
    Valleroys Frustration explodierte in einem roten Zorn über den gleichmütigen Sime. Er packte die Vorderseite von Klyds Hemd und hob ihn halb von dem Stuhl und versuchte so, eine Art von Reaktion hervorzurufen … irgendeine Art.
    Was er bekam war mehr, als er erwartet hatte. Stählerne Tentakeln schlossen sich um seine Handgelenke. Der hagere Sime-Körper wurde ganz Muskel unter seinen Händen. Nicht einmal Valleroys ganze Stärke konnte gegen den Sime

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