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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Mund, um mir zu antworten, doch die Impertinenz meiner Worte hatte ihr offenbar die Sprache verschlagen. Die Stille hielt jedoch nur für einen Moment an, und dann drehte sie sich von mir weg und warf verärgert die Arme in die Höhe.
    »Meine Schwester möchte doch nur, dass alles wieder so ist wie früher«, sagte Maria, um die Wogen zu glätten. »Und sich das zu wünschen, ist doch nicht schlimm, oder? Es war einfach herrlich, in diesem Land aufzuwachsen. Im Palast gab es jeden Abend Bälle und die wunderbarsten Soireen. Von mir aus hätte es immer so weitergehen können.«
    Ich äußerte mich nicht dazu, sondern warf Sergei einen amüsierten Blick zu, mit dem ich zum Ausdruck bringen wollte, wie sehr mich ihre bodenlose Naivität belustigte. Zu meiner Überraschung erwiderte er mein Lächeln jedoch nicht, sondern funkelte mich stattdessen wütend an, als fände er es unerhört, wie ich es wagen konnte, ihn in einen Witz auf Kosten der Großfürstin Maria einzubeziehen.
    »Du solltest dich glücklich schätzen, Tatjana«, sagte Anastasia und schaltete sich damit in das Gespräch ein. »Es ist eine große Ehre, unseren Truppen auf diese Weise helfen zu dürfen. Du rettest Leben.«
    »Oh, ich bin aber so schlecht darin«, seufzte sie mit einem Kopfschütteln. »Und der Anblick all dieser abgetrennten Gliedmaßen! Du kannst das nicht verstehen, Schwipsik, wenn du es nicht mit eigenen Augen gesehen hast. Hast du gewusst, dass unsere Mutter gestern bei einer Operation assistiert hat, wo einem siebzehnjährigen Jungen beide Beine amputiert werden mussten? Sie stand dabei und hat alles mitbekommen. Und sie hat geholfen, so gut sie konnte. Doch die Schreie des Jungen … Ich schwöre dir, dieses Geschrei werde ich mein Lebtag nicht vergessen.«
    »Ich wünschte mir, ich wäre ein oder zwei Jahre älter, sodass ich ebenfalls dort aushelfen könnte«, sagte Anastasia wehmütig. Dann erhob sie sich und trat ans Fenster, von wo sie in den Hof hinunterstarrte; ich konnte die Fontäne des Springbrunnens plätschern hören und malte mir aus, dass sie auf die nahe gelegen Kolonnaden schaute, wo sie mir zum ersten Mal in die Arme gefallen war und wo wir uns dann geküsst hatten. Ich sehnte mich danach, dass sie sich umdrehte und mir einen Blick schenkte, doch sie regte sich nicht und sah weiter über die Mauern des Palastes hinaus.
    »Nun, du kannst jederzeit mit mir tauschen, wenn du willst«, sagte Tatjana, wobei sie aufstand und die Vorderseite ihres Kleides glatt strich. »Ich bin hundemüde und werde jetzt ein langes Bad nehmen. Gute Nacht«, sagte sie und rauschte aus dem Raum, als hätte man sie tödlich beleidigt. Maria folgte ihr und drehte sich an der Türschwelle zu uns um, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann überlegte sie es sich anders und verschwand wortlos.
    Einen Augenblick später verabschiedete sich Sergei ebenfalls, wobei er angab, dass er irgendetwas vergessen habe, und der Tag näherte sich seinem Ende. Als Anastasia Alexei auf sein Zimmer brachte, blieb ich noch für ein paar Minuten im Salon und schaltete das Licht aus, ließ aber noch ein paar Kerzen brennen und wartete auf den Moment, wo sie zurückkehren und die Tür leise hinter sich schließen würde, um mir dann in die Arme zu fallen.
    Es war Anastasias Idee, dass ich die Weißen Nächte zum ersten Mal mit ihr gemeinsam erleben sollte. Ich hatte bisher noch nicht einmal davon gehört und glaubte, ich sei verrückt geworden, als ich nach unruhigem Schlaf mitten in der Nacht aufwachte, die Augen aufschlug und helles Tageslicht in mein Zimmer schien. Aus Furcht, verschlafen zu haben, stand ich schnell auf, wusch mich und eilte den Flur hinunter zum Spielzimmer, wo Alexei um diese Zeit für gewöhnlich anzutreffen war, in eines seiner Militärbücher vertieft oder mit einem neuen Spielzeug beschäftigt.
    Der Raum war jedoch verwaist, und als ich anschließend durch die Prunkzimmer und Empfangssäle lief und diese allesamt menschenleer vorfand, geriet ich in Panik und fragte mich, ob sich über Nacht irgendeine Katastrophe ereignet hatte, die mir im Schlaf entgangen war. Ich war indes nicht weit vom Zimmer des Zarewitsch entfernt, und als ich dort hineinstürmte, fand ich den Jungen zu meiner großen Erleichterung in seinem Bett vor, in tiefem Schlaf, quer unter der Bettdecke ausgestreckt, wobei ein nacktes Knie an der Seite herausragte.
    »Alexei«, sagte ich und stupste ihm sanft gegen die Schulter, nachdem ich auf der Bettkante Platz genommen

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