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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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wobei mein Herz höherschlug. »Glaubst du, man wird sie jemals zurückkehren lassen?«
    »Nach Petrograd?«, fragte er stirnrunzelnd. »Nein. Definitiv nicht. Man würde sie in Stücke reißen. Die Leute würden das niemals akzeptieren. Nein, wo sie sich jetzt befinden, sind sie sicherer.«
    Ich atmete erleichtert auf und versuchte, meinen erleichterten Seufzer mit einem Husten zu kaschieren. Das war ein klarer Hinweis darauf, dass sie noch am Leben waren – dass sie noch am Leben war!
    »Sie werden sich an das Klima gewöhnen müssen«, sagte ich und lachte dabei, um sein Vertrauen zu gewinnen. »Es heißt, die Winter dort seien kalt, wenn auch nicht so kalt wie unsere hier.«
    »In Tobolsk?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch. »Keine Ahnung. Aber man wird sich um sie kümmern. Das Haus des Gouverneurs von Sibirien mag kein Palast sein, aber es ist eine noblere Unterkunft als wir beide jemals haben werden. Solche Leute wissen eben, wie man überlebt. Sie sind wie Katzen – sie landen immer auf ihren Füßen.«
    Ich musste mich am Riemen reißen, um vor Überraschung nicht laut aufzuschreien. Sie waren also gar nicht in England. Sie weilten nach wie vor in Russland. Man hatte sie nach Tobolsk gebracht, einem Ort hinter dem Ural. Tief in Sibirien. Das war natürlich weit weg. Aber ich konnte dort hingehen. Ich konnte sie finden.
    »Das ist natürlich streng geheim, mein Freund«, sagte er, wobei er nicht so klang, als kümmerte es ihn, ob ich diese Information für mich behielt oder nicht. »Ich meine, wo man sie festhält. Das darfst du niemandem erzählen.«
    »Keine Bange«, erwiderte ich, erhob mich und ging, nachdem ich ein paar Rubel auf den Tisch geworfen hatte, um seine und meine Zeche zu begleichen – das hatte er verdient, fand ich. »Ich habe nicht vor, mit irgendjemandem darüber zu sprechen.«
    Ich verließ St. Petersburg und reiste gen Osten, vorbei an Wologda, Wjatka und Perm, bis in die Westsibirische Tiefebene. Inzwischen war es über ein Jahr her, dass ich Anastasia zum letzten Mal gesehen hatte, und es lag fast genauso lange zurück, dass aus dem Zaren ein schlichter Nikolaus Romanow geworden war. Ich kam abgemagert und hungrig jenseits des Urals an, aber der sehnsüchtige Wunsch, mein Mädchen wiederzusehen und es zu beschützen, trieb mich voran. Ich war von der langen Reise geschwächt, und hätte ich einen Spiegel dabeigehabt, so hätte ich festgestellt, dass ich ein Jahrzehnt älter aussah als es meinem wahren Alter entsprach.
    Die Reise war eine einzige Strapaze gewesen. Kurz vor Wjatka bekam ich Fieber, doch zu meinem Glück nahmen mich ein Bauer und seine Frau in ihrem Haus auf und pflegten mich wieder gesund, wobei sie sich mein deliriöses Gebrabbel anhörten, ohne mir daraus einen Strick zu drehen. An meinem letzten Abend in ihrem Haus saß ich am Kaminfeuer, und die Frau des Bauern, ein kräftiges Weibsbild namens Polina Pawlowna, legte ihre Hand auf meine – eine vertrauliche Geste, die mich überraschte.
    »Du musst vorsichtig sein, Pascha«, sagte sie zu mir, denn als sie mich am ersten oder zweiten Tag nach meinem Namen gefragt hatte, war mir dieser im Fieberwahn nicht eingefallen, und ich hatte ihr stattdessen den verhassten Kosenamen aus meiner Kindheit genannt. »Was du dir vorgenommen hast, ist nicht ungefährlich.«
    »Was ich mir vorgenommen habe?«, fragte ich, denn während meiner Genesung hatte ich ihnen erzählt, dass ich zu meiner Familie zurückreiste, die in Surgut lebte, um meinem Vater bei der Landarbeit zu helfen. »Was soll daran gefährlich sein?«
    »Als Luka und ich uns kennenlernten, da war mein Vater dagegen«, flüsterte sie mir zu. »Doch das kümmerte uns nicht, denn unsere Liebe war stark genug. Aber mein Vater war ein armer Mann, ein ganz gewöhnlicher Mensch. In deinem Fall ist das völlig anders.«
    Ich schluckte nervös, denn ich fragte mich, wie viel ich auf dem Krankenbett preisgegeben hatte. »Polina …«, begann ich.
    »Du musst dir keine Sorgen machen«, sagte sie und lächelte mich an. »Du hast es nur mir erzählt. Und ich habe es keinem weitererzählt. Nicht einmal Luka.«
    Ich nickte und schaute zum Fenster hinaus. »Ist es noch weit?«, fragte ich.
    »Ja, du wirst noch Wochen brauchen«, sagte sie. »Aber sie werden alle wohlauf sein. Dessen bin ich mir sicher.«
    »Wie kannst du das wissen?«, fragte ich.
    »Weil ihre Geschichte nicht in Tobolsk endet«, sagte sie leise, wobei sie mit einem bekümmerten Gesichtsausdruck von mir

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