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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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mir eine warme Mahlzeit zu gönnen – ein Luxus, den ich mir nur selten gestattete. Ich saß am Kaminfeuer eines warmen, gemütlichen Gasthauses, löffelte eine Schüssel Schtschi und trank Wodka, um wieder einmal ein paar einfache Freuden zu genießen, um wieder ein junger Mann, um wieder Georgi zu sein. In diesem Moment fiel mir am Nachbartisch ein Bursche auf, der ein paar Jahre älter war als ich und der im Laufe des Abends immer betrunkener wurde. Er war glatt rasiert und trug die Uniform der provisorischen Regierung, ein Bolschewik bis in die Knochen. Aber etwas an ihm sagte mir, dass ich gefunden hatte, wonach ich suchte.
    »Du siehst unglücklich aus, mein Freund«, sagte ich, und er wandte sich mir zu und starrte mich einen Moment lang an, wobei er mein Gesicht eingehend musterte, als überlegte er, ob er sich mit mir abgeben sollte oder nicht.
    »Ach was«, sagte er und wedelte mit der Hand in der Luft herum. »Ich war unglücklich, das stimmt.« Er hob die Flasche Wodka in die Höhe und lächelte mich an. »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Ich verstehe«, sagte ich und prostete ihm mit meinem Glas zu. »Sa was.«
    »Sa was«, erwiderte er und kippte den Inhalt seines Glases auf einen Zug hinunter, um es gleich wieder zu füllen.
    Ich wartete ein paar Augenblicke, und dann ging ich zu ihm hinüber und nahm an seinem Tisch Platz. »Darf ich?«, fragte ich ihn.
    Er beäugte mich argwöhnisch, doch dann zuckte er die Achseln. »Ja, von mir aus.«
    »Du bist Soldat«, sagte ich.
    »Ja. Und du?«
    »Ich bin Bauer.«
    »Wir brauchen mehr Bauern«, sagte er mit betrunkener Entschlossenheit und ließ seine Fäuste auf die Tischplatte krachen. »So werden wir reich. Durch Getreide.«
    »Da hast du recht«, sagte ich und schenkte uns beiden noch einen Wodka ein. »Dank euch Soldaten werden wir bald alle reich sein.«
    Er atmete laut aus und schüttelte den Kopf, einen Ausdruck von tiefer Desillusionierung auf dem Gesicht. »Mach dir nichts vor, mein Freund«, sagte er. »Keiner weiß, was sie vorhaben. Sie hören nicht auf Leute wie mich.«
    »Aber es geht uns doch allen viel besser als vorher, oder?«, fragte ich mit einem Lächeln, denn obwohl er mit seinem Los unzufrieden war, gehörte seine Loyalität wahrscheinlich den Revolutionären. »Ich meine, besser als unter dem Za…, also unter Nikolaus Romanow.«
    »Das stimmt«, sagte er, wobei er über den Tisch langte, um mir die Hand zu schütteln, als wären wir Brüder. »Egal, was sonst noch passieren mag, wir sind heute alle besser dran, dank der Veränderungen, die es gegeben hat. Diese verdammten Romanows«, fügte er hinzu und spuckte auf den Fußboden, woraufhin der Wirt ihm lautstark zu verstehen gab, er solle sich in seinem Lokal anständig aufführen, sonst würde er ihn rauswerfen.
    »Was ist also los mit dir?«, fragte ich. »Warum bist du so unglücklich? Geht es vielleicht um eine Frau?«
    »Ich wünschte, es wäre so«, erwiderte er verbittert. »Im Moment sind Frauen das Letzte, was mir Kummer bereitet. Nein, es ist nichts, mein Freund. Ich möchte dich nicht damit langweilen. Ich hatte heute etwas erwartet, von einem kleinen Bürokraten, aber ich bin enttäuscht worden. Das ist alles. Und deshalb ertränke ich meine Sorgen im Alkohol. Natürlich werde ich morgen noch immer enttäuscht sein, aber das wird schon vergehen.«
    »Du wirst auch einen ziemlichen Brummschädel haben.«
    »Der wird auch vergehen.«
    »Du bist ein enger Vertrauter von Lenin?«, fragte ich, denn ich war mir sicher, ich würde herausbekommen, was ich wissen wollte, wenn ich ihm ordentlich Honig ums Maul schmierte.
    »Natürlich nicht. Ich bin ihm nie begegnet.«
    »Aber wie …«
    »Ich habe andere Beziehungen. Es gibt mächtige Männer, die große Stücke auf mich halten.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort«, sagte ich, darauf bedacht, ihn bei Laune zu halten. »Es sind Männer wie du, die dieses Land verändern.«
    »Erzähl das mal meinem kleinen Bürokraten.«
    »Darf ich dich fragen …« Ich hielt inne, denn ich wollte nicht zu wissbegierig erscheinen. »Also, bist du einer der Helden, die für die Entfernung der Romanows verantwortlich waren? Sollte dies der Fall sein, dann sag es mir jetzt, damit ich dir einen ausgeben kann, denn wir armen Muschiks sind dir zu großem Dank verpflichtet.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nein, eigentlich nicht«, räumte er ein. »Der Papierkram, vielleicht. Aber mehr habe ich damit nicht zu tun gehabt.«
    »Ach, wirklich?«, sagte ich,

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