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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Bemerkung herausgerutscht, da lief er vor Verlegenheit puterrot an, wobei es nicht gerade hilfreich war, dass ich ihm direkt in die Augen schaute, mit dem ernstesten Gesichtsausdruck, den ich aufbieten konnte, so als hätte er mich gerade schrecklich beleidigt. »Tut mir wahnsinnig leid«, stammelte er. »Ich wollte damit keineswegs sagen, dass …«
    »Dass ich alt bin?«, unterbrach ich ihn. »Ja, na und? Ich bin alt. Es ist schon einige Zeit her, dass ich daran gedacht habe, Geige zu lernen. Eines Tages werden Sie auch alt sein. Und dann werden Sie sehen, wie das ist.«
    »Ich wollte bloß sagen, man kann in jedem Alter damit anfangen, ein Musikinstrument zu lernen.«
    »Weil ich alter Tattergreis dann vielleicht etwas Sinnvolles zu tun habe?«, schlug ich vor.
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich meine …«
    »Georgi, hör auf, den armen Jungen zu quälen«, sagte Soja und beugte sich über den Tisch, um meine Hand zu ergreifen. Unsere Finger verflochten sich miteinander, und als ich auf sie hinabschaute, registrierte ich, wie sich die Haut an Sojas Knöcheln vom Alter ein wenig zu straffen begann; für einen Moment stellte ich mir vor, ich könnte das Blut und die Knochen darunter sehen, so als hätten die vergangenen Jahre Sojas Hand durchsichtig gemacht. Ja, wir wurden beide älter, und diese Vorstellung deprimierte mich. Ich drückte ihre Finger fest zusammen, woraufhin sie sich mir zuwandte und mich anschaute, ein wenig überrascht, vielleicht weil sie sich fragte, ob ich sie aufmuntern oder ihr wehtun wollte. Eigentlich wollte ich ihr in diesem Moment sagen, wie sehr ich sie liebte, dass mich alles andere nicht kümmerte, die Albträume, die Erinnerungen, ja sogar Henry, doch es war mir unmöglich, dies auszusprechen. Nicht weil Ralph und Arina anwesend waren. Es war mir schlicht und einfach unmöglich.
    »Hat Ihr Vater dieselbe Schule besucht«, fragte Soja etwas später. »Ich meine, um Klarinette zu lernen?«
    »Oh, nein«, sagte er mit einem Kopfschütteln. »Nachdem er hier in England angekommen war, hat er keinen Unterricht mehr genommen. Sein Vater hatte es ihm im Kindesalter beigebracht, und danach hat er einfach allein weitergeübt.«
    »Nachdem er hier angekommen war?«, fragte ich, diese Formulierung aufgreifend. »Wie soll ich das verstehen? Ist er kein Engländer?«
    »Nein, Sir«, erwiderte er. »Mein Vater wurde in Hamburg geboren.«
    Arina hatte uns ziemlich viel von ihrem Freund erzählt, doch dies war etwas, das sie vorher noch nie erwähnt hatte, und Soja und ich schauten angesichts dieser Neuigkeit von unseren Tellern auf, um ihn überrascht anzustarren. »Hamburg?«, fragte ich dann. »Hamburg, in Deutschland?«
    »Ralphs Vater ist 1920 nach England gekommen«, erklärte Arina, mit leicht angespannter Miene.
    »Ach, tatsächlich?«, sagte ich und ließ mir das Ganze durch den Kopf gehen. »Also nach dem Weltkrieg?«
    »Ja«, sagte Ralph leise.
    »Und als dann später der nächste große Krieg ausbrach, ist er wieder in sein Vaterland zurückgekehrt, nehme ich an.«
    »Nein, Sir«, erwiderte er. »Mein Vater war ein entschiedener Gegner der Nazis. Er ist nie mehr nach Deutschland zurückgekehrt, nicht seit dem Tag, an dem er es verlassen hatte.«
    »Aber die Militärbehörden?«, fragte ich. »Haben die nicht …«
    »Man hat ihn während des Krieges interniert«, erklärte er. »In einem Lager auf der Isle of Man. Also nicht nur ihn, sondern uns alle. Meinen Vater, meine Mutter, unsere ganze Familie.«
    »Aha«, sagte ich und dachte darüber nach. »Und Ihre Mutter, ist sie auch eine Deutsche?«
    »Nein, Sir, sie ist Irin.«
    »Eine Irin«, sagte ich lachend und wandte mich Soja zu, wobei ich ungläubig den Kopf schüttelte. »Das wird ja immer besser! Aber das erklärt vermutlich die roten Haare.«
    »Ja, vermutlich«, erwiderte er, und mit einem Mal lag ein Selbstbewusstsein in seiner Stimme, das mich beeindruckte. Soja und ich wussten nur zu gut, wie es gewesen war, während des Krieges in England mit einem Akzent herumzulaufen, der nicht mit dem der Nachbarn übereingestimmt hatte. Wir waren beleidigt und beschimpft worden. Ich wurde sogar zur Zielscheibe körperlicher Gewalt. Die Arbeit, die ich während jener Jahre verrichtet hatte, war, zumindest partiell, auch ein Beweis für meine Solidarität mit der Sache der Alliierten gewesen. Trotzdem waren wir für die Engländer noch immer Russen. Emigranten. Und obwohl diese Zeit kein Zuckerschlecken gewesen war, wollte ich mir nicht

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