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Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose

Titel: Das Haus zur besonderen Verwendung - Boyne, J: Haus zur besonderen Verwendung - The House of Special Purpose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Minuten lang an, bevor ich aufstand und zu Soja hinüberging.
    »Geht’s dir gut?«, fragte ich sie.
    »Ja.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Nein.«
    »Wegen der Zeremonie?«
    Sie seufzte und drehte sich zu mir hin, um mich anzuschauen, wobei sich unsere Blicke für ein paar Sekunden begegneten, bevor sie wieder von mir wegschaute.
    »Soja«, sagte ich und wollte sie in die Arme nehmen, sie ganz fest an mich drücken, sie trösten, doch da war etwas, das mich daran hinderte. Dieser Riss in unserer Ehe. Sie spürte es ebenfalls und gab einen erschöpften Seufzer von sich. Dann kehrte sie mir den Rücken zu und ging ohne ein weiteres Wort oder eine Berührung ins Schlafzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und ließ mich allein zurück.
    Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, lange bevor sie damit herausrückte. Dieser Henry, ein Amerikaner, war an die Central School gekommen, wo Soja arbeitete, um dort für ein Jahr zu unterrichten, und die beiden hatten sich rasch angefreundet. Er war jünger als sie, Ende dreißig, glaube ich, und muss sich zweifellos einsam gefühlt haben in einer Stadt, wo er niemanden kannte und wo er keine Freunde hatte. Soja war nicht der Typ, der sich auf diese Weise für andere verantwortlich fühlte – normalerweise pflegte sie außerhalb der Schule keinen Umgang mit ihren Kollegen –, doch aus irgendeinem Grund nahm sie ihn unter ihre Fittiche. Es dauerte nicht lange, und die beiden verbrachten gemeinsam ihre Mittagspause und tauchten dann verspätet zum Unterricht auf, weil sie dermaßen ins Gespräch vertieft gewesen waren, dass sie einfach die Zeit vergessen hatten.
    Jeden Donnerstagabend nahmen sie nach der Arbeit noch einen Drink. Einmal wurde ich dazu eingeladen, und ich fand Henry recht angenehm, obgleich er mir in seiner Konversation ein bisschen zu oberflächlich war und zur Wichtigtuerei neigte. Danach wurde ich nie wieder von den beiden eingeladen, ohne jede Erklärung oder Begründung. Es schien, als hätte ich die Aufnahmeprüfung für ihren kleinen Club nicht bestanden und als wollten sie meine Gefühle nicht verletzen, indem sie mir dies mitteilten. Doch im Grunde kümmerte es mich nicht. Eigentlich gefiel es mir sogar, dass Soja von sich aus mit jemandem Freundschaft geschlossen hatte, denn sie hatte in ihrem Leben nie viele Freunde oder Freundinnen gehabt, doch dass die beiden mich von ihren Treffen ausschlossen, tat schon ein bisschen weh.
    Wenn sie nach Hause kam, erzählte sie mir alles über Henry, was er an jenem Tag gemacht habe, was er gesagt habe, wie gebildet er sei und wie witzig. Er könne Präsident Truman nahezu perfekt imitieren, erzählte sie mir, wobei ich mich fragte, woher Soja wusste, wie sich Präsident Truman anhörte, damit sie diesen Vergleich überhaupt anstellen konnte. Vielleicht war ich naiv, aber ich maß all dem keinerlei Bedeutung bei. Tatsächlich amüsierte es mich, welchen Narren sie an ihm gefressen hatte, und hin und wieder zog ich sie deswegen auf, und dann lachte sie immer und sagte, er sei nur ein Junge, mit dem sie sich gut verstehe, das sei alles und es gebe keinen Grund, darum so viel Wind zu machen.
    »Ein Junge ist er eigentlich nicht mehr«, merkte ich an.
    »Na, du weißt schon, wie ich das meine«, sagte sie. »Er ist so jung. Auf diese andere Weise – du weißt schon, welche – bin ich überhaupt nicht an ihm interessiert.«
    An diese Unterhaltung erinnere ich mich noch sehr gut. Wir standen in der Küche, und sie schrubbte wie wild an einem Kochtopf herum, obwohl dieser bereits seit etlichen Minuten blitzblank sauber war. Ihre Wangen hatten sich während unseres Gesprächs gerötet, und nun wandte sie sich von mir ab, als könnte sie mir nicht in die Augen sehen. Ich hatte sie nur aufgezogen, das war alles, so wie sie mich immer wegen Miss Simpson aufgezogen hatte, doch es überraschte mich, wie neckisch-verschämt, ja fast schon kokett ihre Reaktion ausgefallen war.
    »Ich meine nicht, dass du an ihm interessiert bist«, sagte ich, wobei ich versuchte, das Ganze mit einem Lachen abzutun und die plötzlich zwischen uns aufgekommene Spannung zu ignorieren. »Ich meine, dass er an dir interessiert ist.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Georgi«, sagte sie. »Allein schon der Gedanke!«
    Und eines Tages hörte sie dann einfach auf, von ihm zu sprechen. Sie kehrte nach wie vor zur gewohnten Zeit von der Arbeit nach Hause zurück, sie nahm noch immer einmal wöchentlich mit ihm einen Drink, doch wenn ich sie fragte, ob sie einen

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