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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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heiligen Steine, auf denen das Zeichen der Hand sich befindet, und wo immer du ihn zerteilst, wirst du die Form der Hand finden. Wenn du dieses Wunder siehst – glaubst du, daß Menschen es bewirkt haben?
    In den Zeiten, in denen Mani kam, was bedeutet, daß »alles verging«, war dies sein Zeichen und seine Ankündigung. Als die Menschen es erscheinen sahen, flohen sie aus den heiligen Städten, und diese blieben entvölkert zurück. Damals geschah es, daß die Köpfe gewisser Figuren der Götter verschwanden, die nicht mehr gesehen werden sollten. Damals geschah es, daß die Geheimnisse der hellen Weisheit in den tiefen Brunnen verborgen wurden und man überall die Tore des alten
    Heiligtums zumauerte. Damals geschah es, daß alles verging!
    Aber die rote Hand bleibt auf den Wänden, und nach Zeiten, die niemand ermessen kann, sehen die Menschen sie nun und erbleichen, und sie spricht ohne Stimme, und wer sie hört, der versteht sie nicht, aber er zittert.
    Kinder der Kinder des Mayab, Kinder der blinden und tauben Kinder der großen Weisheit, die ihr an dem Tage, der sich nähert, kommen werdet, ihr werdet geboren werden mit Augen, um zu sehen, und mit Ohren, um zu hören, und mit Licht in euch, um zu verstehen.
    Ihr, die ihr aus der Tiefe der Zeiten zurückkehren werdet, um auf dem heiligen Boden der Mayab zu wandeln, ihr werdet all seine Rätsel hören und sehen und der Welt erklären. Bis dahin bleibt uns nichts übrig, als bleichen Gesichts zu schweigen.

    Wie Gott den Massai das Vieh gab

    DIE ALTEN sagten uns: Als Gott die Welt schuf, fand er drei Wesen vor, die zusammen lebten: einen von dem Jägervolk der Dorobo, eine Elefantin und eine Schlange. Nach einiger Zeit bekam der Dorobo eine Kuh. Eines Tages sagte er zu der Schlange: »Freund, warum juckt mich mein Körper immer, daß ich mich kratzen muß, wenn du mich anbläst?« Die Schlange erwiderte: »Ach, mein Vater, ich blase meinen schlechten Atem doch nicht absichtlich auf dich!«
    Darauf schwieg der Dorobo. Aber am selben Abend nahm er seine Keule und schlug die Schlange tot. Am anderen Morgen fragte ihn die Elefantin, wo die Schlange sei. Der Dorobo erwiderte, er wisse es nicht, aber die Elefantin merkte, daß er sie getötet hatte und seine Schuld nicht eingestehen wollte.
    Während der Nacht regnete es sehr, und der Dorobo konnte seine Kuh auf die Weide führen und sie an den Regenlachen tränken. Sie blieben dort manchen Tag, und schließlich bekam die Elefantin ein Junges.
    Nach einiger Zeit trockneten alle Regenlachen bis auf eine aus. Nun pflegte die Elefantin hinzugehen und das Gras abzuweiden, und wenn sie genug geweidet hatte, kam sie zurück zu der Lache und legte sich ins Wasser, so daß der Dorobo das Wasser schmutzig fand, wenn er seine Kuh zur Tränke trieb. Eines Tages machte der Dorobo einen Pfeil und schoß die Elefantin tot. Der junge Elefant ging dann in eine andere Gegend. Er meinte: »Der Dorobo ist schlecht. Ich will nicht länger bei ihm bleiben. Er hat erst die Schlange umgebracht und nun meine Mutter getötet. Ich will weggehen und nicht mehr bei ihm sein.« Als er in ein anderes Haus kam, traf er einen Massai, der ihn fragte, wo er herkomme. Der junge Elefant sagte: »Ich komme von der Hütte des Dorobo. Er lebt dort in dem Wald, und er hat meine Mutter und die Schlange umgebracht.« Der Massai fragte: »Ist das wahr, daß da ein Dorobo ist, der deine Mutter und die Schlange umgebracht hat?« Und als das bejaht wurde, sagte er: »Wir wollen da hingehen, ich möchte ihn sehen!« Sie gingen und fanden die Hütte des Dorobo, die Gott umgestürzt hatte, so daß die Tür zum Himmel blickte. Gott rief den Massai und sagte zu ihm: »Ich wünsche, daß du morgen früh zu mir kommst, denn ich habe dir etwas zu sagen!« Das hörte der Massai, und er ging am Morgen hin und sagte zu Gott: »Ich bin gekommen.«
    Gott sagte ihm, er solle eine Axt nehmen und in drei Tagen einen mächtigen Zaun herstellen. Als er damit fertig war, mußte er hingehen und ein mageres Kalb im Walde suchen.
    Das sollte er zu dem Zaun bringen und dort schlachten. Das Fleisch sollte in das Fell eingebunden, aber nicht gegessen werden. Das Fell sollte er außen an der Tür der Hütte anbinden, Feuerholz holen und ein großes Feuer anzünden, in welches das Fleisch geworfen werden sollte. Der Massai sollte sich dann in der Hütte verbergen und durfte nicht erschrecken, wenn er draußen einen großen Lärm wie Donner hörte.
    Der Massai tat alles wie angeordnet. Er

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