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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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suchte nach dem Kalb, fand es, und als er es geschlachtet hatte, band er das Fleisch in dem Fell zusammen. Er holte Feuerholz, entzündete ein großes Feuer, warf das Fleisch hinein und ging in die Hütte. Das Feuer ließ er draußen brennen.
    Gott ließ daraufhin einen Lederriemen vom Himmel
    herabkommen, gerade über dem Kalbfell. Plötzlich kam an dem Lederriemen Vieh herunter, ein Rind nach dem anderen, bis der ganze Zaun davon erfüllt war und die Tiere anfingen, einander zu drängen und die Hütte niederzubrechen, in welcher der Massai saß.

    Der Massai erschrak und rief: »Hoho!« Dann ging er aus der Hütte und fand, daß der Riemen abgeschnitten war und nun kein Vieh mehr vom Himmel herabkam. Gott fragte ihn, ob das Vieh, das da war, genug sei. »Denn«, sagte er, »mehr bekommst du nicht, weil du so erschrocken bist.« Der Massai ging weg und pflegte die Tiere, die ihm gegeben waren. Der Dorobo bekam das Vieh nicht, und er muß seither immer Wild schießen, damit er zu leben hat.

    Wenn ein Großer dir sagt …

    EIN MANN ging in den Busch. Er wollte ein Stück Feldland herrichten. Da kam der Waldteufel und sagte: »Schlage hier den Busch nicht nieder!« Der Mann erwiderte: »Ich werde ihn doch niederschlagen.« Darauf sagte der Waldteufel: »Wenn du hier den Busch lichtest, dann wirst du von dem neuen Feld keinen Reis ernten.« Am nächsten Morgen nahm der Mann ein Buschmesser und schlug den Busch nieder. Dann nahm er Feuer und steckte das ganze niedergemachte Holz in Brand.
    Dann nahm er eine Hacke und nahm Reis und sagte zu seiner Frau und ihrem Kind: »Kommt her, wir wollen Reis pflanzen!«
    Sie hackten den Reis ein. Dann gingen sie nach Hause und schliefen. Am nächsten Morgen gingen die Mutter und das Kind wieder zu dem neuen Feld. Sie sollten den Reis vollends pflanzen. Der Mann befahl ihnen: »Wenn ihr damit fertig seid, dann geht weg!«
    Und der Reis setzte Ähren an. Der Waldteufel hatte gesagt, daß hier kein Reis wachsen wird. Aber der Reis wuchs. Sie gingen auf das Feld und schnitten den Reis. Dann droschen sie ihn aus und legten ihn auf das Trockengestell. Als er trocken war, nahmen sie ihn von dem Gestell und schütteten ihn in den Stampfmörser und stampften ihn. Dann nahmen sie ihn wieder heraus und schütteten ihn in den Topf. Sie kochten ihn, sie nahmen ihn aus dem Topf und aßen ihn. Alle drei aßen den Reis, alle drei starben. Und der Große Mann, der Waldteufel, sagte: »Ich habe dir doch vorher gesagt, du sollst den Busch nicht lichten! Ich habe dir gesagt, du sollst den Busch nicht lichten, weil du dann sterben mußt. Nun bist du deswegen gestorben.« Wenn ein Großer dir sagt: »Tu das nicht!«, dann tu es nicht!

    Die Flucht vor dem Toten

    NEGER IN LIBERIA erzählen: Zwei Freunde lebten zusammen in der Stadt. Eines Tages gingen sie in den Busch. Sie gingen in den Busch, um zu jagen. Sie gingen aus der Stadt und bauten sich im Busch eine Hütte. Sie machten ein Feuer an vor dieser Hütte. Dann gingen sie und streiften durch den Busch. Sie gingen auf die Jagd. Der eine erlegte zwei schwarze Schweine, der andere tötete zwei Affen. Sie brachten ihre Beute in die Hütte und legten sie hin. Dann zerteilten sie das Fleisch, nahmen ein Stück und taten es in den Topf. Der eine kochte das Fleisch im Topf. Er unterhielt das Feuer. Der andere Genosse ging und nahm eine Banane, um sie zu essen. Der die Banane gegessen hatte, starb; der andere Genosse, der kochte, wußte das nicht. Als er mit dem Kochen fertig war, ging er, um seinen Genossen zu wecken. Er rief ihn lange, er rief ihn laut, aber der andere rührte sich nicht. Da ging er wieder weg. Er ging zu der Kochstelle und nahm sich sein Essen. Als er mit dem Essen fertig war, brach die Nacht herein. Er kam noch einmal zu seinem Genossen zurück, um ihn zu wecken. Er war der Meinung, er schlafe. Er wendete den Genossen um. Der war ganz steif. Da ging er. Er spaltete eine Raphiarippe und zündete sie an (damit der Tote meinen sollte, daß noch Tag ist; denn am hellen Tage sind die Toten tot. Nur bei Nacht können sie den Genossen verfolgen). Er band die brennende
    Raphiarippe an ein Aststück und lief weg. Der Tote stand auf.
    Er sah die brennende Raphiarippe und legte sich wieder hin.
    Als er sich nach einer Weile wieder erhob, sah er, daß die Raphiarippe kein Feuer mehr hatte. Da lief der Tote und verfolgte seinen Genossen. Er jagte ihn; er war nahe daran, ihn zu greifen.
    Da lag ein großer Stamm im Wege; in ihm war ein großes Loch.

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