Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
Vom Netzwerk:
und Jesus, die beiden Vettern, und der Erzengel Gabriel sagte: ›Das sind Johannes und Jesus, grüße sie!‹ Da grüßte ich sie, und sie erwiderten den Gruß und sagten:
    ›Willkommen sei der rechtschaffene Bruder und der
    rechtschaffene Prophet!‹ Im dritten Himmel aber trafen wir Joseph und im vierten Idris, den die Israeliten als den siebenten vorsintflutlichen Patriardien Henodi verehren. Im fünften Himmel aber begrüßte uns Aaron und im sechsten Mose. Als ich an ihm vorbeiging, weinte er. Da fragte ihn einer, warum er denn weine. Mose aber antwortete: ›Ich weine, weil von der Gemeinde eines Jünglings, der nach mir auf die Erde gesandt worden ist, mehr in das Paradies eingehen werden als von meiner Gemeinde.‹ Darauf stieg Gabriel mit mir bis zum siebenten Himmel. Dort begrüßte uns Abraham, und Gabriel sagte zu mir: ›Das ist dein Vater, grüße ihn!‹ Da grüßte ich ihn, und er erwiderte den Gruß und sagte: ›Willkommen sei der rechtschaffene Sohn und rechtschaffene Prophet!‹ Darauf wurde ich zum Sidrabaum erhoben, der zur Rechten des Thrones steht und über den kein Weg mehr führt, denn er steht am Ende. Er trug Früchte, die waren so groß wie die
    Wasserkrüge von Hagar in Arabien, und seine Blätter waren wie Elefantenohren. Gabriel aber sagte zu mir: ›Das ist der Sidrabaum am Ende.‹
    Da waren aber noch vier Ströme, zwei verborgene und zwei sichtbare, und ich fragte den Erzengel: ›Was sind das für Ströme, o Gabriel?‹ Und er antwortete: ›Die beiden
    verborgenen, das sind die zwei Ströme des Paradieses, die sichtbaren aber sind der Nil und der Euphrat.‹ Darauf wurde mir das wohlgebaute Haus gezeigt, in das täglich
    siebzigtausend Engel eingehen. Schließlich brachte man mir ein Gefäß mit Wein, ein Gefäß mit Milch und ein Gefäß mit Honig. Ich nahm die Milch, und Gabriel sagte zu mir: ›Du hast recht gewählt, für dich und deine Gemeinde.‹ Dann empfing ich die Weisungen für die Gebetsübungen, die Salats, die der Gemeinde zur Pflicht gemacht wurden, täglich fünfzig Salats.
    Auf dem Rückweg kam ich an Mose vorbei. Er fragte mich:
    ›Was ist dir aufgetragen worden?‹ Als ich ihm antwortete:
    ›Mir sind fünfzig Salats aufgetragen worden‹, da sagte er:
    ›Deine Gemeinde ist zu fünfzig Salats täglich nicht imstande.
    Bei Allah, ich habe die Menschen vor dir kennengelernt und mich sehr mit den Israeliten abgegeben. Kehr um, geh zu deinem Herrn und bitte ihn um eine Erleichterung für deine Gemeinde!‹ Da kehrte ich um, und mir wurden zehn Salats erlassen. Als ich dann wieder an Mose vorbeikam, wiederholte er seine Frage und seine Einwendungen. Ich kehrte also nochmals um, und mir wurden nochmals zehn Salats erlassen.
    So zog ich her und hin und bat um Erleichterungen für meine Gemeinde bis mir schließlich nur noch fünf Salats täglich aufgetragen waren. Mose wandte immer noch ein, daß meine Gemeinde nicht imstande sei, diese Weisungen durchzuführen.
    Ich erwiderte ihm aber: ›Ich habe meinen Herrn gebeten, bis ich mich schämte; nun bin ich aber zufrieden und nehme seinen Auftrag an.‹ Und als ich durch die sieben Himmel zurückwanderte, hörte ich jemand rufen: ›Ich (Allah) habe mein Gebot durchgeführt und es meinen Dienern doch leicht gemacht!‹«

    Diese Geschichten aber, die weisen Lehren enthaltenden –
    verständigen Rat entfaltenden – sind Gaben – daran strebsame Geister sich mögen erlaben; – da ist keine – noch so kleine –
    die nicht gewaltigen Nutzen beut; – gleich kostbaren Perlen sind sie aufgereiht – auf den Faden, den die Erzählung leiht.

    Der Herr schafft den Adam und verdammt den Iblis

    DER HERR sprach zu den Engeln: »Ich will auf der Erde einen einsetzen an meiner Statt.« Da fragten ihn die Engel: »Willst Du auf der Erde einen einsetzen, der Verderben anstiftet und Blut vergießt? Und wir verkünden Dein Lob und heiligen Dich?« Da sprach der Herr: »Siehe, ich weiß, was ihr nicht wisset.« (Koran 2,28). Gott befahl also dem Engel Gabriel, auf die Erde niederzusteigen, eine Handvoll Erde zu nehmen und daraus den Menschen zu machen. Gabriel flog an die Stelle, wo heute das heilige Haus Allahs, die Kaaba, steht. »Was willst du hier?« fragte ihn die Erde. »Nur eine Handvoll von dir, woraus der Herr seinen Stellvertreter schaffen will, der dich beherrschen soll.« – »O Gabriel«, antwortete die Erde,
    »ich beschwöre dich bei Gott, dem Schöpfer aller Dinge, ich beschwöre dich, verschone mich! Dieser

Weitere Kostenlose Bücher