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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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erhöre nur die Würdigen, er erhöre nur jene, die an ihn glauben; man dürfe Gott nicht versuchen.
    Um die Macht Gottes offenbar zu machen, werde er den Herrn trotzdem bitten, auch diesen Knaben wieder ins Leben zurückzurufen. Er forderte den Präfekten auf, die Hand des Toten zu ergreifen. Und der Knabe stand auf und war wieder lebendig. Das Volk aber rief: »Du Gott bist der wahre Heiland, Du Gott des Petrus, Du unsichtbarer Heiland!«
    Die Kunde von diesen beiden Wundertaten verbreitete sich im Nu in der ganzen Stadt. Sie erreichte auch die Mutter eines Senators, der an diesem Tag gestorben war. Sie ließ sich zum Forum bringen und fiel dem Apostel zu Füßen und flehte ihn an, ihr den Sohn wieder zu schenken. Da sie beteuerte, an den einen Gott zu glauben, befahl Petrus, den Toten zu bringen.
    Inzwischen sprach er zu den Senatoren und zum Volk. Er erinnerte sie noch einmal daran, daß er ein sündiger Mensch sei wie sie, daß er aus eigener Kraft nichts könne. Er dürfe aber auf die Kraft Christi vertrauen, der ihn gesandt habe. Auf ihn setze er alle Hoffnung.
    Junge Sklaven trugen den Leichnam des Senators
    Nicostratus. Die Mutter hatte sie aufgefordert, zum Zeichen der Freilassung Hüte aufzusetzen. Wehklagend folgten zahlreiche Senatoren und Matronen der Bahre; es war ein langer Zug, denn der Tote war außerordentlich beliebt gewesen. Auf dem Forum wurde die Leiche vor Petrus gelegt.
    Der Apostel forderte die Versammlung auf, jetzt gerecht zu urteilen über ihn und Simon. Sie sollten nun entscheiden, wer von ihnen beiden an den lebendigen Gott glaube. Könne Simon den Toten erwecken, dann sollten sie ihn als einen Engel Gottes betrachten. Könne Simon diese Aufgabe nicht
    bewältigen, dann werde er Gott bitten, der Mutter den Sohn wiederzugeben. Sie würden dann selbst erkennen, daß Simon nur ein Magier, nur ein Verführer sei. Alle billigten den Vorschlag des Apostels.
    Man wurde da und dort schon ungeduldig und rief dem
    Simon zu: »Simon, was stehst du noch herum? Zeige
    öffentlich, was in dir ist! Überführe deinen Gegner der Unwahrheit oder lasse dich überführen! Los! Beginne!« Simon aber stand schweigend. Endlich rief er: »Römische Männer!
    Werdet ihr den Petrus aus der Stadt jagen, wenn ihr seht, daß der Tote auferstanden ist?« Das ganze Volk antwortete ohne Bedenken: »Wir werden ihn nicht verjagen, wir werden ihn verbrennen.« Simon trat nun an das Haupt des Toten; er beugte sich dreimal darüber und zeigte dem Volk, wie der Tote sich aufrichtete, wie er das Haupt erhob und bewegte und wie er die Augen öffnete. Dann wendete er sich ab und suchte Hölzer und Scheite zusammen, um den Petrus zu verbrennen. Die Römer machten einen wilden Lärm. Sie wollten den Apostel den Flammen übergeben. Der Apostel aber stand auf und rief mit mächtiger Stimme, die allen Lärm übertönte, sie sollten sich doch nicht von einem Betrüger hinters Licht führen lassen. Der Tote sei nach wie vor tot. Ihre Augen, ihre Ohren und ihre Herzen seien geblendet und getäuscht worden. Wenn der Tote wirklich lebe, dann möge er reden, dann möge er aufstehen, er möge die Binde lösen, die sein Kinn halte, er möge seine Mutter rufen und zu der ganzen Versammlung sprechen, er möge ihr mit seiner Hand zuwinken. Wenn sie sehen wollten, wie tot der Tote immer noch sei, dann sollten sie Simon von der Bahre wegjagen. Da konnte sich der Präfekt Agrippa nicht mehr zurückhalten. Er ging selbst an die Bahre und trieb den Zauberer weg. Da sahen es alle: der Tote lag da wie zuvor.
    Nun tobte das Volk wieder und wollte den Simon bei
    lebendigem Leibe verbrennen. Petrus hatte große Mühe, sie davon abzuhalten. Er sagte, man dürfe Böses nicht mit Bösem vergelten, ja, man solle auch seine Feinde lieben und für seine Verfolger beten. Wenn Simon bereit sei, Buße zu tun, dann könne auch er die Gnade des Herrn erwirken. Könne er es nicht, dann sei er freilich seinem Vater, dem Teufel, verfallen.
    Sie sollten sich aber ihre Hände nicht mit seinem Blut beflecken.
    Darauf trat Petrus vor den Leichnam und betete zu Christus und bat ihn, dem Toten zu erscheinen und ihn in Gegenwart aller zu erwecken. Dann berührte er die Seite des Nicostratus und sagte: »Steh auf!« Da stand der junge Senator auf und nahm seine Kleider an sich. Dann löste er die Binde unter seinem Kinn, verließ die Bahre und sprach zu Petrus: »Ich bitte dich, geh mit mir zu Christus, den ich mit dir reden sah! Er zeigte auf mich und sagte zu dir:

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