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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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›Führe mir diesen Menschen zu, denn er ist mein!‹« Mit dankerfülltem Herzen wandte sich Petrus an die Versammlung und sagte: »Römische Männer! So stehen Tote auf! So reden sie, so gehen sie. Sie leben wieder bis zu der Zeit, die Gott ihnen bestimmt hat!« Dann aber rief er die große Versammlung auf, sich vom Götzendienst
    abzuwenden, die Sünden zu bereuen und an den wahren
    lebendigen Gott zu glauben.

    Das Geheimnis des Kreuzes

    ALS PETRUS nach Rom kam und dort predigte, galt die Hauptstadt der Welt nicht zu Unrecht als Sündenbabel, und es ist deshalb nicht verwunderlich, daß der Apostel mit besonderem Eifer aufrief, keusch zu sein. Viele römische Matronen verließen daraufhin die Ehebetten ihrer Gatten. Noch im Gefängnis empfing Petrus vier Beischläferinnen des Stadtpräfekten Agrippa. Er bekehrte sie, und sie brachen ihre Beziehungen zu dem mächtigen Präfekten ab. Geheime
    Beobachter meldeten dem Agrippa, daß Petrus ihm die Frauen abspenstig gemacht habe.
    Er tat sich mit einem nahen Freund des Kaisers zusammen, mit Albinus, der alles einsetzte, um Petrus zu verderben, weil seine Frau Xandips ihn verlassen hatte. Diese Frau hörte von den finsteren Plänen der beiden Männer und warnte Petrus. Sie benachrichtigte auch seinen Schüler Marcellus und die anderen Brüder. Agrippa fand die Unterstützung des römischen Senats; denn dort fühlten sich viele betroffen, weil Petrus ihnen ihre Frauen entfremdet hatte. Der Apostel hatte indessen im Gefängnis seine beiden Wachsoldaten, Processus und
    Marzinianus, bekehrt und sie mit Wasser getauft, das er aus dem Felsen geschlagen hatte. Sie reichten ihm die Hand zur Flucht. Getaufte Senatoren, Marcellus, die anderen Brüder und zahlreiche Gläubige baten ihn dringend, zu fliehen. Petrus widerstand dieser Versuchung lange. Schließlich gab er doch nach. Er wollte aber die Hauptstadt der Welt verkleidet und ohne Begleiter verlassen. In der Nacht vor der Flucht betete er noch einmal mit der Gemeinde, segnete sie, nahm Abschied und ging. Vor dem Stadttor begegnete ihm Christus. Petrus fragte erstaunt: »Herr, wo gehst Du hin?« Christus antwortete:
    »Ich gehe nach Rom, um mich zum zweiten Mal kreuzigen zu lassen.« Da erkannte Petrus, daß er sich mit der Flucht seiner Aufgabe entzogen hatte und der Fels ins Wanken käme, wenn der Erste, wenn der Fürst der Apostel auswiche. Er faßte guten Mut, kehrte um und berichtete seinen Brüdern, was er erlebt hatte. Obgleich er nun wußte, daß ihm der Tod am Kreuz gewiß war, ließ er sich von den Seinen nicht noch einmal umstimmen. Unter der Führung von Hieros kamen vier
    Knechte und zehn Mann. Sie rissen den Apostel aus der Mitte seiner Brüder und schleppten ihn gefesselt vor den Präfekten Agrippa. Dieser verhörte ihn. Petrus bestätigte ihm, daß er die römischen Götter verachte. Daraufhin wurde er zum
    schändlichen Tod am Kreuz verurteilt.
    Aber die Christen waren in Rom nicht mehr allein und verlassen. Schon auf dem Weg zu Agrippa hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die jetzt laut über das harte Urteil klagte und die Begleitmannschaft des Apostels ernsthaft bedrohte. Petrus aber beschwichtigte die
    Glaubensgenossen und Brüder. Das Volk begleitete ihn zur Richtstätte, zur Naumachie, nahe bei dem Obelisken auf dem Berg. Hier sprach er noch einmal zu ihnen und ermahnte sie, seine Kreuzigung nicht zu verhindern, ja, er bat sie, dem Agrippa nicht zu zürnen, denn der Präfekt sei nur ein Werkzeug des Teufels. Er pries das Kreuz als sichtbares Zeichen eines tiefen Geheimnisses, das er ihnen noch mitteilen werde. Dann trieb er die Knechte zur Eile an. Er bat sie, ihn mit den Füßen nach oben zu kreuzigen. Die Schergen erfüllten seinen Wunsch. Als das Kreuz aufgerichtet war, sahen die Versammelten plötzlich Engel mit Blumenkränzen. Petrus aber stand hoch auf dem Kreuz, und Christus übergab ihm ein Buch, aus dem der Apostel Worte über das Mysterium des Kreuzes las. Dann betete er für seine Herde und gab den Geist auf.
    Marcellus nahm den Leichnam vom Kreuz, wusch ihn mit Milch und Wein, salbte ihn mit kostbaren Spezereien und legte ihn in einen neuen, nach Honig duftenden Sarg. Als er weinend am Sarge wachte, erschien ihm mitten in der Nacht der Apostel und mahnte ihn an das Wort: »Laß die Toten ihre Toten begraben!« Er forderte ihn auf, das Reich Gottes zu
    verkündigen und nicht um einen Lebendigen zu trauern.
    Inzwischen hatte Kaiser Nero erfahren, daß Petrus gekreuzigt worden

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