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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Adolf Narciss
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geliebt!«
    »Und bereut Ihr, was Ihr getan habt?«
    »O ja, ich bereue es, ich bereue es sehr, von ganzem Herzen bereue ich es! Ach, gebt mir meine liebe Mutter zurück!«
    »Gut, geht heim in Euer Haus! Ihr werdet Eure Mutter dort am Leben und bei guter Gesundheit finden. Aber, seid in Zukunft bescheidener! Hütet Euch davor, zu behaupten, daß Ihr der Meister aller Meister seid.«
    Der Schmied lief, so schnell er konnte, zurück in seine Werkstatt. Dort saß seine Mutter wie immer am Feuer und wärmte sich die Hände. Für ihn aber war es eine gute Lehre, nicht mehr so hochmütig und ehrgeizig zu sein wie früher. Und Petrus? Hat er das Mädchen wirklich geheiratet? Das weiß keiner. Aber ich glaube doch; denn es gibt eine Geschichte von dem Sohn des heiligen Petrus.

    Sankt Petrus und die Bienen

    ALS UNSER lieber Herr mit dem heiligen Petrus über die Erde wanderte, ich weiß nicht mehr, ob es in Ungarn war, in der Bretagne oder in der Oberpfalz, da sagte Petrus zu ihm: »Es ist doch eine schöne Aufgabe, Gott zu sein!« Jesus fragte erstaunt:
    »Wie meinst du das? Warum?« Petrus erwiderte: »Nun, man kann den Witwen und Waisen helfen, man kann die Guten belohnen und die Bösen strafen. Weiß Gott, es gäbe keinen schlechten Menschen mehr auf der ganzen weiten Welt, wenn ich etwas zu sagen hätte!«
    Jesus antwortete nicht auf diese Rede, denn er beobachtete gerade einen ausgeflogenen Bienenschwarm, der an einem Ast hing. Er bat Petrus, den Schwarm mit seinem großen Hut einzufangen und mitzunehmen. Petrus fegte den Schwarm in seinen Hut. Es waren aber sehr viele Bienen. Darum blieben ein paar an seiner Hand hängen. Als sie weitergingen, stach ihn plötzlich eine Biene in den Finger. Petrus jammerte laut und schleuderte den ganzen Schwarm auf den Boden. Jesus fragte daraufhin: »Was ist denn los, Petrus? Was hast du denn gemacht?«
    »Verdammt soll er sein, dieser Bienenschwarm, verdammt wie er es verdient! Eine Biene hat mich in die Hand
    gestochen!«
    »Warum hast du denn die Biene nicht herausgesucht, die dich gestochen hat?«
    »Ja, ich weiß doch nicht, welche es gewesen ist! Man kann sie ja nicht voneinander unterscheiden! Sie gleichen einander wie eine Linse der anderen.«
    »Glaubst du, daß du die Menschen besser voneinander
    unterscheiden könntest? Was würdest du tun, wenn einer dich kränkt? Ich fürchte, du würdest die Unschuldigen mit den Schuldigen verdammen.«

    Der Apostel Paulus und Kaiser Nero

    VON KORINTH her war Paulus nach Rom gekommen. Er
    mietete vor der Stadt einen Getreidespeicher und verkündete dort zusammen mit Lukas und Titus das Wort Gottes. Sein Ruf fand überall in der großen Stadt Gehör und führte dem Herrn viele Seelen zu. Auch aus dem Kaiserhaus zogen Gläubige zu ihm hinaus, unter ihnen der junge Patroklus, der Weinschenk des Kaisers. Eines Tages kam Patroklus erst sehr spät, so daß er im überfüllten Speicher keinen Platz mehr fand. Da kletterte er von außen zu einem hoch gelegenen Fenster, um von dort aus das Wort Gottes zu hören. Der Teufel aber war eifersüchtig auf die Liebe der Brüder und ließ ihn so unglücklich abstürzen, daß er wie tot liegenblieb. Vorübergehende meldeten dem Kaiser Nero seinen Tod. Paulus aber bemerkte den Vorfall im Geiste, unterbrach seine Predigt und sagte: »Meine Brüder, der Böse will euch in Versuchung führen. Geht hinaus vor den Speicher. Dort werdet ihr einen Knaben finden, der von hoch oben abgestürzt ist. Er liegt in den letzten Zügen. Nehmt ihn vorsichtig auf und bringt ihn zu mir!« Als sie den sterbenden Weinschenk des Kaisers brachten, erschraken alle, die ihn sahen. Da sagte Paulus: »Brüder, jetzt muß sich die Stärke eures Glaubens bewähren! Laßt uns alle zu unserem Herrn Jesus Christus weinen und ihn bitten, daß dieser Knabe am Leben bleibt, damit uns der Kaiser nicht um dieses Toten willen verfolgt.« Als sie innig und in großer Angst beteten, kam der Knabe wieder langsam zu sich. Sie setzten ihn auf einen Esel und ließen ihn mit den anderen ziehen, die im Kaiserhaus wohnten.
    Nero war sehr betrübt über den Tod seines Weinschenks. Als man ihm aber meldete, daß Patroklus lebe, wurde ihm
    unheimlich zumute, und er wollte nicht zur Tafel gehen. Als er den Knaben an seinem gewohnten Platz stehen sah, rief er außer sich: »Patroklus, du lebst? Wer hat das vollbracht, daß du wieder lebst?« Der Page antwortete, erfüllt von seinem jungen Glauben: »Christus Jesus, der König aller Weltalter!«
    Da

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