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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Art Lehrgangsteilnehmer –, wir sind Menschen von Geschmack, von Ihrer Kultur durchdrungen. Wir schätzen Ihre Lebensart. Wir sind für die Erhaltung eines gehobenen Lebensstils, dem wir soviel verdanken (sehr gut! Dieses Argument zieht immer). Das beste wäre, wir würden bei Ihnen einziehen. Zu zweit oder zu dritt, mehr nicht. Noch besser wäre es, wenn Sie mit uns eine gewisse geistige Gemeinschaft bilden würden, statt den armen, dummen Schluckern nachzugeben. Diese sind zwar nicht bösartig, aber sie haben vor nichts Achtung. Meine Dame, mein Herr, die Zeit drängt. Wenn andere an Ihrer Tür läuten, wäre es vorteilhafter, glauben Sie es, wenn schwarze Gesichter aufmachen würden. Lassen Sie uns nur machen und verstecken Sie sich …«
    Ihr gutes Aussehen, ihre gewählte Sprechweise, das fleckenlose Hemd, die unauffällige Krawatte und die Hornbrille gaben den Ausschlag. Unter zwei Übeln, sagt sich der in die Enge getriebene Bürger, muß man das kleinere wählen. Eine snobistische Kanaille ist mehr wert als ein ehrsamer, fetter Neger. Als Gentleman wird er ja meine Tochter achten.
    Man ziert sich noch. »Sehen Sie sich die Wohnung an. Dort können Sie sich einrichten. Das Sofa … Ein Bett vielleicht? Sicher, sicher, das ist leicht zu machen! Wir haben zwei Badezimmer. Das ist einfach! Und dann, das ist vielleicht nicht für längere Zeit?« Da fiel der Hammer.
    »Doch, gnädige Frau, für immer.«
    O ja! Für immer. Die Ratten geben den Käse »Westen« erst auf, wenn sie ihn ganz verschlungen haben, und da er fett und gut geformt ist, so gilt das nicht nur für morgen. Sie werden weiterhin bleiben. Und die geschicktesten Ratten haben sich den besten Teil vorbehalten. Das ist die üble Seite jeder Revolution. Man schließt die Augen vor gewissen Rechten, die in dieser historischen Nacht erworben und als Siege der Avantgardisten begrüßt wurden, aber im Prinzip wird das neue Regime nie mehr nachgeben.
    Noch vor kurzem haben etliche im Stillen daran gedacht, die Wohnung aufzuteilen, die eine Hälfte für die Schwarzen, die andere für die Weißen, was ihren Gebrauch nicht nach dem Gleichheitsprinzip, sondern nach der rassischen Unterscheidung bedeutet. Weiße, die etwas Geld gerettet haben, machten unter der Hand ihren braunen Mitbewohnern beachtliche Angebote. Es scheint sogar, daß zahlreiche Geschäfte dieser Art zur Zufriedenheit beider Teile zustande kamen. Aber ein äußerst strenges Gesetz, das die Rassenunterscheidung untersagte, machte diesen Dingen ein Ende. Logisch! Man baut nicht gesellschaftliche Rassenschranken ab, um sie im Privatleben heimlich wieder erstehen zu lassen. Das paßt nicht mehr. Es sei in diesem Augenblick an ein altes amerikanisches Gesetz von 1970 erinnert, das der Vorläufer aller Gesetze gegen den Rassismus geworden ist, das sogenannte »Schüler bef örderungsgesetz«. Damals lebten in den Vereinigten Staaten oft Weiße und Schwarze rassisch getrennt jeder für sich in Ortschaften, die weit voneinander entfernt waren. Unter dem Schlagwort »Integration« verfiel man auf die Idee, jeden Tag weiße Schüler in die Schulen der Schwarzen zu befördern und eine gleiche Anzahl schwarzer Schüler in die Schulen der Weißen. Man nannte dies »busing«, was von Bus, das heißt Omnibus kommt. So fuhren jeden Tag zahlreiche Schüler hundert Kilometer in eine Richtung, während andere den gleichen Weg in umgekehrter Richtung zurücklegten. Dagegen wurde schließlich protestiert, teils wegen der unnützen Mühe, teils wegen der verrückten Kosten, aber im Namen der Freiheit der Entscheidung, kurz im Namen von allem, was man wollte, aber niemals im Namen des Rassismus! »Busing« triumphierte und in unsern Tagen feiert man in den Schulen der ganzen Welt den »Busing-Tag« …
    In dieser Nacht trat schließlich auch die unvermeidbare Erscheinung der Blöden und Irren, der Naiven und Verfolgten zutage. Wenn nichts mehr vernünftig geht, werden mit einem Schlag alle Anomalien, aller Groll, alle Utopien, alle Komplexe und alle Regelwidrigkeiten freigesetzt. Alle tollen Hunde sind losgelassen. Es ist die Runde der schwachen Gehirne, die von den Fesseln der Gesellschaft befreit sind. Aus der Masse der Vorgänge, von denen einzelne fast unglaublich erscheinen, schlossen die Historiker, daß die bisherige Gesellschaft besonders unterdrückend gewesen sein muß, weil ihr Zusammenbruch so viele krankhafte seelische Strukturen hervorgebracht hat. Die Irrenärzte frohlockten. Sie warfen der gleichen

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