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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Kurs auf das Rote Meer und den Suezkanal nahm.
    Sodann hielt es die Kommission für internationale Zusammenarbeit, die ihren Sitz nach Rom verlegt hatte, weil es dort im Winter wärmer war, für angezeigt, daß etwas geschehen müsse. Statt nutzlosem Palaver und platonischen Wunschtiraden begann man, Erkundungen einzuziehen. So etwas erweckt nicht nur den Anschein einer Tätigkeitsentfaltung, sondern ermöglicht auch angenehme Reisen auf internationale Kosten und zieht nie Folgen nach sich. Zwischen einer Untersuchung und der Berichterstattung vergeht im allgemeinen soviel Zeit, daß das eigentliche Problem mehrmals seine Gestalt ändert. Diesmal wäre allerdings die Reise des Beauftragten nicht erfreulich gewesen. Die Armada vom Ganges, die keine Paläste, keine Schwimmbäder und keine Strände zu bieten hatte, war für diese Herren nicht attraktiv. Daher wurde die Nachforschung der französischen Luftwaffe in Réunion übertragen. Ihr Auftrag erhielt den Namen »Solidaritätsstaffel der Kommission für internationale Zusammenarbeit« und sie erhielt die Kokarde der UNO und, und, und … Die Presse muß ja etwas zu schreiben haben.
    Die Besatzung der Staffel kehrte nachdenklich zu ihrer Basis zurück. Sie hatte nie zuvor etwas Derartiges erlebt. Nach mehreren Anflügen in niedriger Höhe über der Flotte, wobei man zum Zeichen der Freundschaft mit den Flügeln schwenkte und Loopings ausführte, mußten die Piloten am Schluß feststellen, daß sich kein Kopf erhoben, kein Arm bewegt, keine Hand ein Taschentuch oder dergleichen geschwenkt und überhaupt niemand das geringste Interesse gezeigt hatte. »Dennoch«, funkte der Staffelkommandant, »sie leben, ich bin sicher. Ich sehe sie von oben. Etliche essen und bewegen sich, kochen, gehen auf der Brücke … Wahrhaftig! Weder ein Grußzeichen, noch sonst eine Geste. Wir sind für diese Leute Luft!« Sicher hat die Mißgeburt an Bord das Beispiel für die Wahrung der Würde gegeben. Die Armada der letzten Chance verstand ihre Rolle zu spielen. Für etliche wurde sie dadurch um so bedrohlicher. Für die meisten jedoch schien dieser Stolz im Elend ein Heldengedicht zu sein. »Das sind keine Bettler, die da kommen«, kommentierte Boris Vilsberg am Mikrophon in seinem Armadabericht. »Das sind Menschen. Wie verhalten wir uns solch hoher Würde gegenüber?«
    Außerordentlich vorsichtig war das Kommuniqué der Internationalen Kommission.
    »Im Augenblick kann die Öffentlichkeit über das Schicksal der Gangesflotte beruhigt sein. Sie wurde bei ruhiger See in positionsgerechter Fahrt gesichtet. An Bord scheint alles in Ordnung zu sein. Die Schiffe laufen mit zehn Knoten Geschwindigkeit. Von unsern Flugzeugen, welche die Flotte den ganzen Tag überflogen haben, wurde weder Unterstützung noch Hilfe angefordert. Die Wetterkarte zeigt für jene Gegend eine lange Gutwetterfront an. Weitere Erkundungsaufträge werden in regelmäßigen Abständen ausgeführt, um bei jedem Seenotruf sofort einsatzbereit zu sein. Über das Endziel der Flotte kann noch keine Angabe gemacht werden, da eine Landung von Bevollmächtigten, Vermittlern oder Regierungsbeauftragten an Bord der Armada noch nicht stattgefunden hat und auch nicht stattfinden wird, solange dies nicht erwünscht ist. Die in der Internationalen Kommission tätigen Regierungen haben vereinbart, die freie Entscheidung der Einwanderer zu achten, nach dem in der Charta der Vereinten Nationen festgelegten Selbstbestimmungsrecht der Völker.«
    Diese guten Apostel! Welche vernünftige Regierung hätte auch ein derart giftiges Geschenk berührt, es sei denn, um zu versuchen, es dem Nachbarn anzubieten? Und was für eine Diplomatenschlacht wäre in diesem Fall entstanden! Was für dreckige Manöver! Was für üble Erpressungen unter den Augen der scheinheiligen, widerlichen Öffentlichkeit. Der Westen war nur noch ein Roulettespiel, bei dem die schwarze Kugel noch rollte. Und alle, die Bescheid wußten, schauten mit Schrecken auf sie.

21.
     

    Während man noch im Glauben war, die Armada würde den Golf von Aden ansteuern, wurde sie sieben Tage später auf der Höhe der Komoren, am Eingang der Straße von Mozambique gesichtet, wo sie Kurs nach Süden zum Kap der Guten Hoffnung hielt. Für die französischen Flugzeuge, die sie abends auf dem Rückflug von einem Routineunternehmen entdeckten, bestand kein Zweifel. Es war die Armada der letzten Chance, neunundneunzig Schiffe, die in zwei Reihen fuhren. An der Spitze sah man zwei große

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