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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Ihre Ente bezog zehntausend Stück. Das reichte für alle. Wir weigern uns, Überstunden zu machen, das ist alles. Überstunden sind für Proletarier Sklaverei.«
    »Ich frage mich«, sagte Machefer, »ob Ihr Dummköpfe oder Schweine seid.«
    Er zuckte die Schultern und fügte im Hinausgehen hinzu: »Ich glaube, Ihr seid Dummköpfe!«
    »Nun, meine Kinder!« sagte Machefer kurz darauf zu seinen Mitarbeitern, »es wäre zu schön gewesen. Wir sind einfach reingelegt worden. Wir hätten bis zuletzt warten müssen, wie ich es von Anfang an gesagt habe. Ich hätte mich nicht hinreißen lassen sollen. Jetzt sind wir nahezu stillgelegt. Wir müßten eine andere Druckerei suchen, wenn wir überhaupt eine finden, die nicht gewerkschaftlich erfaßt ist. Warten wir Gibraltar ab. Bis dahin übliches Programm. Überschrift für die morgige Ausgabe: ›Mehr als 4000 Kilometer vor der Stunde der Wahrheit!‹« Vielleicht ist dies eine Erklärung …
    Diesmal jaulte das Tier auf. Es ging hemmungslos aus seiner Deckung – und das ganze Land hallte von seinem Geheul wider. »Zeugnis eines senilen Greises … Die Possenreißer von Malta … Die Aristokratie setzt sich für Rassenprivilegien ein … Ein Exklusivgespräch mit Pater Agnellu … Der Erzbischof von Paris tadelt den Herzog von Uras … Schweigemarsch vor dem Gesandtschaftsgebäude des Malteser-Ordens.«
    Am gleichen Tag wurde die lange Liste der Bittschriften »für den Empfang der Gangesflotte« aufgelegt. Tausende von Unterschriften wurden von Hunderten von Komitees gesammelt, von den »Christlichen Müttern« und der »Befreiungsfront der Homosexuellen« angefangen bis zum »Verband ehemaliger Arbeitsverweigerer«. Die Erfassung ging quer durch alle intellektuellen, politischen und religiösen Vereinigungen. An der Spitze der Liste standen die vertrauten Namen all derer, die seit Jahren das Gewissen der westlichen Welt zersetzten. Unsinn, dachten welche, das wird nichts nützen! Und? Tropfenweise wirkt Gift schmerzlos, aber zuletzt tötet es doch.
    Am Ostersamstagmorgen, als die Gangesflotte sich der Küste Frankreichs näherte, wo sie in der kommenden Nacht strandete, veröffentlichte die Presse immer noch solche Listen. Das Drolligste dabei war, daß die letzten Eingetragenen zu Hause bereits den Schlüssel doppelt umdrehten, oder, soweit sie im Süden wohnten, mit ihren Autos auf den Fluchtstraßen nach Norden eilten. Beim Empfang der Rundfunknachrichten kam ihnen mit Schrecken die Erkenntnis, die sie wie eine Totenglocke erschütterte: »Oh, wenn ich das gewußt hätte!« Irgendwie sind diese Menschen schon vergessen. Es sind Sterbende, die durch ihr eigenes Verhalten zugrunde gerichtet wurden.

25.
     

    Die Hilfsaktion von Sao Tomé wurde nie mehr wiederholt. Die Herren der Kommission von Rom verzichteten auf weitere Maßnahmen, nachdem sie durch Berichte von Geheimagenten, die wahrheitsgetreuer waren als die der Zeitungen und außerdem frei von Sentimentalität, ins Bild gesetzt wurden. Die Zeit war indessen nutzlos verstrichen, nicht zuletzt mit Billigung der verschiedenen Regierungen, die hofften und hofften … Auf was eigentlich? Diejenigen unter den Kommissionsmitgliedern, die noch klaren Verstand besaßen, hätten sich eher in Stücke hauen lassen, als dies einzusehen. In den mit den Problemen der Dritten Welt beauftragten internationalen Organisationen baut man doch keine Laufbahn auf, wenn man sich auf die Wahrheit beruft.
    Am Tag vor Palmsonntag traten sie zu einer geheimen Sitzung zusammen. Die Flotte, die vor der Küste Senegals gesichtet worden war, nahm Kurs nach Norden. Das Meer glänzte wie Öl. Kein Wind blies. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Das Ziel war entweder die Atlantikküste vor Portugal, Spanien oder Frankreich und vielleicht noch England durch den Ärmelkanal, oder, was wahrscheinlicher schien, das Mittelmeer nach einer Rechtsschwenkung durch die Straße von Gibraltar. In beiden Fällen war Westeuropa vorgesehen. Es sei denn …
    Der britische Delegierte erhob sich von seinem Sitz. Er begann verlegen zu hüsteln, und wenn dies ein Brite tut, kann niemand ernstlich an seinen Vorschlägen zweifeln.
    »Meine Herren«, sagte er, »ich weiß, daß unsere Kommission ausdrücklich den Namen ›Kommission zur internationalen Zusammenarbeit zwecks Hilfe und Aufnahme der Flüchtlinge vom Ganges‹ trägt. Wir alle sind uns dessen bewußt. Für Hilfe, hm … Dazu ist nichts zu sagen. Für Aufnahme, nun … (Hüsteln, Stottern), es scheint mir …

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