Das Heerlager der Heiligen
Minister betrachten, der schon gleich nach dem Auftauchen der Flotte im Gangesdelta tagte …
»Wir werden den Versuch wagen«, kündigte der französische Delegierte an.
»Natürlich bleibt es ein Geheimnis. Das Ergebnis wird nur Ihren Regierungschefs mitgeteilt. Dem Begleitschiff 322 der französischen Marine, das bei den Kanarischen Inseln kreuzt, wurde befohlen, in einem äußerst geheimen Auftrag Kurs nach Süden zu nehmen. In diesem Augenblick erhielt es genaue Anweisungen.«
»Und wenn der Versuch mißlingt?« fragte einer.
»Nun gut«, erwiderte der Engländer phlegmatisch, »wir werden wieder zusammenkommen! Man muß sich wohl auf etwas einigen …«
Am Karsamstag, als sich die Kommission von Rom zum letzten Mal zusammenfand, war von einer Einigung schon nicht mehr die Rede. Für wen auch? Und für was? Alles brach zusammen. Rette sich, wer kann! Jeder für sich!
26.
Am Palmsonntag, gegen 4 Uhr nachmittags, lief das Begleitschiff 322 In den Hafen von Dakar ein. Im Rahmen eines »Routineauftrags« hatte es der senegalesischen Behörde wichtige Papiere überbracht. Es hielt jetzt nur, um seinen Kommandanten, den Fregattenkapitän de Poudis, mit einem Vorpostenboot an Land zu bringen. Dann drehte es ab und erreichte schnell wieder die offene See. Vier Tage später war es in Toulon, wo es auf der Reede in Quarantäne blieb. Die Mannschaft hatte Ausgangssperre. Jeder Besuch war verboten. Außerdem war Funkstille befohlen worden.
In Dakar brachte ein vom dortigen Marineattaché in Zivil gesteuerter neutraler Kraftwagen den Kommandanten de Poudis zum Flughafen und zwar unmittelbar zur Abflugpiste, wo ihn eine Mystère 30 der französischen Luftwaffe erwartete. Um achtzehn Uhr stieg in Villacoubly Kommandant de Poudis, jetzt in Zivil, aus dem Flugzeug und verschwand zehn Meter weiter wieder in einem neutralen Auto. Neben ihm saß der Staatssekretär Perret. Dann ging es über die Autobahn, durch den Wald, über die Avenue Foch und die Champs-Elysées zum Büro des Präsidenten. Man wählte einen inneren Gang und nicht den üblichen Weg an den Arbeitsräumen der Regierung vorbei. Der Präsident der Republik empfing de Poudis stehend. Er war allein.
»Herr Kommandant, ich erwarte Sie ungeduldig. Wenn ich bestimmt hatte, daß ich keinen, auch noch so genauen telegrafischen Code-Bericht haben wollte, und wenn ich Sie schon in Dakar abfangen ließ, damit ich Sie persönlich anhören kann, so haben mich dazu nicht die bekannten Vorgänge bewogen, sondern … wie soll ich sagen … die Atmosphäre.«
»Ich habe wohl verstanden, Herr Präsident.«
»Ich will auch meine Befürchtungen zurückhalten. Ich halte mich an das, was Sie mir offen, ohne Zwang, mitteilen. Stil, Wortauswahl, Vorsicht und die sonst in diesem Palais üblichen Schmeicheleien wollen wir einmal vergessen. Setzen Sie sich. Dort in den großen Sessel. Machen Sie es sich bequem. Möchten Sie einen Scotch?«
»Gern, das macht es mir leichter.«
»Sie haben recht. Einen Whisky trinken, wenn es um Probleme der Dritten Welt geht, ist noch die einzige vernünftige Regierungshandlung, die mir je eingefallen ist. Diese Leute von der UNO salbadern, leisten sich Düsenflugzeuge, Staatsstreiche, Kriege und Epidemien, vermehren sich dabei wie die Ameisen und selbst die verheerendsten Hungersnöte hindern diese Vermehrung nicht. Nun, ich trinke auf Ihre Gesundheit. Sicher sind meine Worte nur ein Hinweis. Aber ich fürchte, daß, wenn wir Sie gehört haben, wir alle drei noch ein Glas brauchen.«
»Ich fürchte auch.«
»Herr Perret wird bei unserer Unterhaltung ein paar Notizen machen. Bei dieser Gangesgeschichte ist er mein einziger Berater. Die andern … (der Präsident machte mit der Hand eine undeutliche Bewegung). Kurz, wir sind allein.«
»Mehr allein, als Sie es sich vorstellen, Herr Präsident«, sagte der Kommandant.
»Bevor Sie beginnen, Herr Kommandant, bitte ich um genaue Angaben über einen Punkt, der mir vordergründig wichtig erscheint, nämlich die Zusammensetzung Ihrer Mannschaft. Als ich den Entschluß zu diesem Auftrag faßte, hatten wir nur Sie in Reichweite. Der Admiral versicherte, daß wir keinen besseren Griff hätten tun können. Stimmt es?«
»Sagen wir, beinahe genau. Unter 165 Maaten und Matrosen waren nur 32 Einberufene und 48 Freiwillige für fünf Jahre. Der Rest bestand aus Spezialisten der Berufslaufbahn. In der Mehrzahl Bretonen. Eine ausgezeichnete Mannschaft, von überdurchschnittlichem militärischen Geist
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