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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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auf dem trockenen Boden Kakteen angesiedelt. Vor dem Haus weidete ein Pferd, bei dem sich ein paar Hunde herumtrieben.
    Joan hielt in einer gewissen Entfernung. Die beiden pflockten die Pferde an und gingen zu Fuß zu dem Haus, Joan in ihren Reitschuhen, Ite-ska-wih in Mokassins, denn sie war ohne Sattel geritten.
    Die Haustür war nur angelehnt. Aber Joan und Ite-ska-wih traten nicht einfach ein. Sie blieben vor der Tür stehen und warteten, wie die Höflichkeit es erforderte. Die kleinen Fenster waren mit Gardinen verhängt.
    »Gib mir Kraft, Ite-ska-wih, wenn du sie hast.«
    Ite-ska-wih drückte die Hände ineinander. »Wenig Kraft, Joan, wenig Kraft. Laughlin hat zuviel aus mir herausgesaugt, weil er immer wieder zweifelte, was recht und was unrecht sei. Aber was ich noch habe, das gebe ich dir, Joan.«
    Eine Frau kam endlich heraus.
    Joan nannte ihren Namen. »Joan Howell«, Ite-ska-wih sagte den ihren und fügte hinzu: »Frau des Hanska Bighorn, Wahlsohn des Inya-he-yukan.«
    »Ja«, sagte die Frau gedehnt und nicht erfreut. Sie überlegte und ließ die beiden schließlich ein. Unmittelbar hinter der Haustür befand sich der größere Raum des Hauses mit Bank, Stühlen, Tisch.
    Am Tisch saß ein Mann von etwa fünfzig Jahren, Percivals Vater. Die Brandyflasche hatte er vor sich, sie war angebrochen, er nahm wieder einen kräftigen Schluck. Er tat so, als ob er den fremden Frauen die Flasche anbieten wolle. Das Getränk duftete nicht schlecht; das war hochprozentiger guter Whisky, etwas anderes, als die Händler den Indianern sonst anzudrehen versuchten und was diese zwar tranken, aber ärgerlich als Pferdepisse bezeichneten. Allerdings, wenn der Alte Percivals gutes Pferd drangegeben hatte, so mochte er auch guten Whisky dafür eingetauscht haben. Einige wenige Flaschen standen noch unter der Bank.
    »Das ist Joan Howell, die berühmte Rodeoreiterin«, stellte die Frau verlegen vor, offenbar unsicher, wie die Mitteilung auf ihren Mann wirken würde. »Und das ist Ite-ska-wih, die Schwiegertochter des Joe Inya-he-yukan King.«
    Der Mann betrachtete die beiden Frauen jetzt eingehender. Joan und Ite-ska-wih taxierten ihn ihrerseits. Sie kannten beide das Aussehen und mögliche Verhalten von Trinkern, Ite-ska-wih aus den Slums, Joan von den Rodeotrinkereien. Nach den Andeutungen Wakiyas gehörte der Mann hier nicht zu den Gewohnheitstrinkern, die es unter den unglückseligen Verhältnissen der Reservation in nicht geringer Zahl gab. Er war einer der Nichttrinker gewesen. Das Unglück hatte ihn an den Brandy gebracht; der Alkohol war seinem Körper noch ungewohnt und mußte um so gefährlicher wirken. Vielleicht gehörte er zu denen, die betrunken ins heulende Elend versanken; wahrscheinlicher schien, daß er bösartig gereizt reagieren konnte, sobald er die Herrschaft über sich selbst verlor.
    »Joan, du reiche Frau«, sagte er heiser, »wo willst du hin mit deinem vielen Geld? Wieviel Preise machst du diesen Sommer wieder? Schiebung ist doch dabei. Ite-ska-wih, die Schwiegertochter des Inya-he-yukan. Dem verdanken wir alles. Schuld ist er mit seiner Hetze! Er hat unsern Sohn geholt. Wäre der nie gegangen! Jetzt ist es aus mit ihm, und dabei streitet er noch bissig wie ein Kojote. Eines Tages schlag’ ich ihn tot.«
    Der Mann trank weiter aus der Brandyflasche. Bald würde er völlig betrunken sein.
    »Wir besuchen Percival«, sagte Joan unhöflich energisch, recht im Tone einer Championreiterin, die gewohnt ist, ihren Willen durchzusetzen. Ite-ska-wih hatte sie so noch nie erlebt. »Auf unsrer Ranch brauchen wir einen Cowboy mehr.«
    Der Mann stierte mit glasig werdenden Augen nach Joan. »Das hör’ sich einer an. Braucht ihr eine Fratze, mit der ihr die Kühe scheuchen könnt?«
    »Besoffene brauchen wir jedenfalls nicht. Schlaf deinen Rausch aus, Mann. Dann rede ich auch mit dir weiter. Jetzt aber gehen wir zu Percival, einst Lehrling des Inya-he-yukan, der unser bester Häuptling war. Hau.«
    Joan machte schnell die drei Schritte auf die Zwischentür zu, riß sie auf, trat in den kleinen Nebenraum ein, zog Ite-ska-wih mit sich und bedeutete dieser, die Tür hinter sich zu schließen.
    Sie waren bei Percival.
    Er lag auf dem Boden, in Jeans, mit bloßem Oberkörper, barfuß, das Gesicht mit einer Hand bedeckend. Seine linke Schulter war blutunterlaufen und geschwollen. Das war eine neue Verletzung. Der Vater mußte auf ihn eingeschlagen haben. Percival hatte kräftige Muskeln; an Armen und Schultern waren

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