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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Dunkel. Der Rest der Killer und ein paar Burschen, die von feindseligen weißen Ranchern bezahlt werden, machen gegen uns mit. Man hat ihnen Reifen zerschnitten, Zäune zerstört, Kühe weggetrieben. Wir waren es nicht, aber sie behaupten es und vielleicht glauben sie es.«
    »Was sagt das Stammesgericht dazu?« fragte Joan.
    »Sie sollen besser aufpassen.«
    »Welche Pferde reiten wir?« wollte Ite-ska-wih wissen.
    »Ich selbst den Schecken, du die Appalousastute – aber auf der großen Reise nimmt dich Ball in seinem Wagen mit –, Ray reitet den Braunen. Percival…«
    »… den Grauschimmel«, ergänzte Joan. »Er gehört ihm jetzt mit Sattel und Zaumzeug.«
    Percival schoß das Blut in den Kopf. Da ihn die Narben dabei brannten, erinnerte er sich zum erstenmal wieder daran, wie er aussah. Aber da keiner ihn daraufhin angesehen hatte oder ansah, sondern jeder nur seine Augen gesucht und auf die paar Worte gehört hatte, die er beisteuerte, vergaß er es auch wieder. Es gab Wichtigeres, zum Beispiel, daß er es mit Viehdieben aufnehmen konnte, wenn er bewaffnet war.
    Die Schlafplätze wurden wie selbstverständlich verteilt. Hanska und Ite-ska-wih, Wakiya und Elwe sowie Untschida lagen auf der breiten Wandbank übereck; Ray und Percival auf dem Boden hatten am meisten Platz.
    Untschida legte Percival ihre Heilkräuter auf die Schulter, um das Blut aus den Schwellungen zu ziehen. Daß er sich nicht viel rühren sollte, konnte er selbst wissen; sie brauchte einem erwachsenen Mann keine Ratschläge zu geben. Decken hatte er genug.
    Ite-ska-wih träumte Gutes in dieser Nacht. Sie vertraute Hanska immer tiefer und unverbrüchlicher; sie freute sich auf Harry und Mary; sie durfte dabei sein, wenn die Kinder befreit wurden.
    Bei Sonnenaufgang traf sich alles bei der Pumpe. Gleich darauf sprang Hanska hinunter zu Myers und suchte Joan auf.
    »Hast du die Familie Myer informiert, daß Percival jetzt bei uns ist?«
    »Nein.«
    »Dann mache ich das sofort.«
    Hanska sprang die schmale Treppe zwei und drei Stufen hinunter und fand den Großvater, der schon gefrühstückt hatte.
    »Großvater, wir haben uns gestern Verstärkung mitgebracht. Weißt du schon?«
    »Bin nicht blind, Joe.«
    »Percival. Joe Kings Lehrling, dann Whirlwind-Cowboy. Gut?«
    »Soweit schon. Muß ja wohl was können. Aussehen tut er wie der Teufel.«
    »Das ist Killerwerk.«
    »Aha. Einer von euch Aufständischen gewesen. Wieder so einer.«
    »Ja, Großvater. Er hilft uns also.«
    »Joan bezahlt ihn.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ganz einfach, Joe. Er reitet den Grauschimmel. Und ohne Lohn macht der euch nicht den Cowboy.«
    »Braucht er auch nicht. Ist kein Verwandter. Also ihr tut nicht so, als ob sich euch der Magen umdrehe, wenn ihr ihn seht?«
    »Joe, ich bin ein alter Rancher, und meine Schwiegertochter ist nicht vom Zuckerbäcker. Wir haben schon allerhand gesehen. Aber nun erzähle mal, was draußen los war.«
    »Drei Pferdediebe waren unterwegs. Bißchen Luftgeknalle, kleiner Denkzettel, dann verschwanden sie. Zwei Weiße und ein Indianer.«
    »Freundschaft der Völker auf allen Ebenen, Joe.«
    »Verdammt noch mal. Wenn ihr nur uns ruiniert, so sollt ihr zur Hölle gehen.«
    »Unsere Sprache lernst du schon, Joe.«
    »Ja, sag mir das. Ich werde künftig meine Zunge besser hüten. Jetzt aber muß ich aufbrechen.«
     
    In das Blockhaus zog das Warten ein. Warten auf Signale, Warten auf die Rückkehr der Männer, die die Herden bewachten, Lauern, ob sich ein weiterer Angriff vorbereitete.
    Untschida war der Ruhepunkt und dadurch eine Mitte für die Blockhausbewohner. Sie stickte unermüdlich mit Stachelschweinsborsten, sie kochte, sie verstand, Unruhe in sich aufzunehmen und so schwinden zu lassen, wie ein stilles Wasser Steine verschluckt, und die Kreise, die der Wurf zieht, wieder ausgleicht. Ite-ska-wih fand sich oft bei ihr ein, setzte sich zu ihr, legte die Hände auf den Leib und spürte mit Seligkeit, wie ihr Kind kräftiger und größer wurde und sich schon rührte. Joan war draußen. Sie gab den vier Pferden, die sie auf ihre Tournee mitnehmen wollte, im Training den letzten Schliff. Die Grazie der Bewegung von Mensch und Tier war schön anzusehen. Percival hielt auf seinem Grauschimmel, sah zu und kritisierte mit nicht zu täuschendem Sachverstand. Wakiya und Elwe suchten Plätze für Kiefernbäumchen, die sie künftig an geeigneten Stellen als Windschutz und Wassersammler pflanzen wollten. Ray verbesserte seine Reitkünste auf

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