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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aus ihrem Entsetzen wieder zu sich kam.
    »Ja«, sagte er dann, »also rede, Sonnengesicht.«
    »Percival, Hanska spricht, und aus Hanska spricht Inya-he-yukan, der dein Lehrmeister war, so daß du ein guter Cowboy geworden bist. Komm zu uns. Hanska reitet jetzt Nacht um Nacht auf den Weiden umher, weil sie uns Böses wollen. Joan muß auf Rodeotournee gehen, Vater Myer sie begleiten. Bob ist nur ein guter Nachbar. Ich kann kein Lasso werfen und nicht schießen und weiß nicht, was tun, wenn eine Kuh kalbt. Wakiya ist epileptisch. Der Enkel Myer ist als Dieb und Betrüger durchgegangen. Ein Haufen Leute, die nichts können, Percival. Komm doch.«
    »Bringe sie zur Vernunft, Joan«, bat Percival. »Begreift doch, wie ich aussehe.«
    »Wie Robert aussah, als er starb. Komm. Wenn du weg bist, hat deine Mutter wieder Ruhe.«
    »Myer stellt mich nicht ein.«
    »Wer redet von Myer? Du hilfst mir, Percival. Wir legen zusammen.«
    »Die reiche Frau Rodeoreiterin.« Er wollte bitter lächeln, konnte aber die Mundwinkel nicht verziehen.
    »Die Witwe Roberts und sein Freund Percival.«
    »Also dann. Wird ein neuer Tanz werden.«
    Er suchte sein Messer, das Lasso, seine Pistole, sein Gun, etwas Werkzeug, wie es ein Cowboy immer braucht.
    »Hab’ noch alles«, bemerkte er, während er sein Hemd anzog, dessen linken Ärmel er aufschlitzen mußte, schlüpfte in die Reitstiefel und setzte den Cowboyhut auf. »Als sie mich überfielen, hatte ich die Waffen nicht bei mir.«
    Man ging zu den beiden Pferden.
    »Du reitest Roberts Grauschimmel«, bestimmte Joan. »Er ist schwierig.«
    Percival zuckte die rechte Schulter. Er ging zu dem Tier, nahm den Pflock aus dem Boden und verstaute ihn am Sattel. Sobald er sich aufgeschwungen hatte, begann ein leichtes Spiel zwischen Pferd und Reiter.
    Die beiden Frauen saßen auf dem ungesattelten Braunen; sie leiteten ihn im Schritt und schauten Percival auf dem Grauschimmel zu. Nach wenigen Minuten hatten sich Reiter und Pferd geeinigt. Percival ritt eine Runde im Galopp und fand sich wieder bei den Frauen und dem Braunen ein. Er war ein Cowboy, erst zu Pferd war er ein ganzer Mensch.
    »Du voran«, sagte Joan. »Roberts Tier hat nicht gern einen andern Gaul vor sich.«
    Percival mäßigte das Tempo seines Pferdes, so daß der Braune ohne Mühe folgen konnte. Er hatte beide Hände am Zügel. Von den heftigen Schmerzen, die er in der Schulter spüren mußte, ließ er niemand etwas merken.
    »Toll«, murmelte Percival vor sich hin. »Es ist verrückt.«
    Ite-ska-wih war am ganzen Körper naß vom Schweiß der überstandenen Angst. Aber ihre Augen leuchteten, ihre Lippen lächelten, ihr Gesicht war hell.
    Joan schaute nach Percival und beobachtete, wie er das Pferd lenkte. Ich gebe ihm Roberts Grauschimmel, dachte sie. Robert würde es so wollen.
     
    Als die Reiter das alte Blockhaus erreichten, standen zur Überraschung der Frauen Hanska und Ray an dem Korral, in den sie ihre Pferde hineinzugeben hatten.
    »Ihr seht, ich bin da, obgleich ich nicht dasein wollte. Es geht schon los. Wir müssen miteinander reden.«
    Im Blockhaus gab es eine Festmahlzeit, die auch noch über Abend und Nacht sättigen konnte. Alle hatten zusammengelegt, Elwe hatte eingekauft. Das Fleisch duftete auf dem Herdofen im großen Topf, in dem einst Tashina Büffelfleisch gekocht hatte. An den Haken an der Wand hingen die schwarze Cowboykleidung, die Pistolen in dem Schulterhalfter, die Kniehalfter und Lassos, die Cowboyhüte. Ein Gun lag in zwei Haken über der Tür. In einer Ecke stand der schwere Munitionskasten. Alle, die sich auf der Bank um den Tisch sammelten, dachten an Inya-he-yukan und Tashina; für alle, die sie gekannt hatten, waren sie gegenwärtig als stumme und doch beredte Gäste. Man aß, kräftigte sich und schwor, daß kein Pferd gestohlen werden und kein Mensch zu Schaden kommen sollte.
    Für Bob bestehe kaum Gefahr, erklärte Hanska nach dem Essen; zum Hüten seien er, Melitta und seine Pflegekinder, die wilden Jungen, jetzt in den Ferien genug. Ray komme daher auf die King-Ranch, Percival sei da. Ray mit seinem Sportgewehr, Wakiya, Elwe, Untschida sollten das Haus hüten, bei den Pferden im Korral helfen und bei den paar Kühen in der Nähe. Signale wurden ausgemacht. Ite-ska-wih werde Ball begleiten. Joan gehe auf Tournee mit Mister Myer. Für das Ranchhaus Myer mußten der Großvater und die Frau einstehen.
    »Ihr tut ja, als ob es Krieg gebe«, sagte Untschida. »Ist es so?«
    »Immer noch Krieg im

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