Das helle Gesicht
sich in einem rot-weißen Sommerkleid, das sie sicher in New City gekauft oder geschenkt erhalten hatte; dergleichen gab es auf der Reservation nicht. Der duftige Stoff war glatt gearbeitet und zeigte ihre jungen Formen.
»Hay!« rief sie. »Mara! Du wirst heute die Frau eines Siegers sein!«
Ite-ska-wih verhielt sich wie eine Schnecke, die die Fühler einzieht.
»Meinst du, Larissa? Ich bin nicht fürs Großsprechen.«
Der Name Larissa, aus dem Italienischen, war, wer weiß woher, auf die Reservation gelangt, ebenso wie französische und spanische Namen.
»Laß gut sein, Mara. Daß Joe ein Champion ist, weiß doch jeder.« Sie gebrauchte den Namen »Joe« für Hanska, wie der Großvater und das Programm es taten. »Das gelbe Hemd steht ihm.«
»Hemd hin, Hemd her. Du meinst, er ist fertig geboren und arbeitet nicht an sich?«
»Wird man in der Stadt so ernsthaft wie du bist, Mara? Du kommst doch aus Chicago. Ich möchte mal dahin.«
»Wenn du in den Spaß dort eintauchst, erstickst du, so stinkt er. Ich liebe die Prärie.«
»Da hast du was. Das einzige sind noch die Reiter. Heute kriegen wir ein paar gute zu sehen. Auch Professionals, Shill und Archibald wieder mal bei Bronc ›sattellos‹ – beide schon ein bißchen alt – aber auch einen jungen bei ›Bronc mit Sattel‹; das soll ein schöner wilder Bursche sein.«
»Man wird ja sehen, Larissa. Vielleicht ist er nur roh und ein Aufschneider.«
»Sagt Joe das?«
»Hanska sagt gar nichts. Ich habe mir das nur eben so gedacht.«
»Du mußt es wissen, du bist eine Geheimnisfrau, Mara.«
»Aber nicht für Rodeotips, Larissa.«
»Percival und ich sind übrigens auf der Tribüne. Wir müssen uns schon mal um die Reihe kümmern, in der wir sitzen werden. Bye. Bis zum nächsten Mal. Ich hatte ja gedacht, Joe bei dir zu treffen.«
»Manchmal hilft das Denken nicht, Larissa.«
Das Mädchen lachte. »Da hast du recht.« Sie konnte reizvoll lachen. Percival hatte während des Gesprächs kein Wort hervorgebracht. Er wechselte auch keinen Blick mit Ite-ska-wih. Zusammen mit Larissa ging er weg, um auf die andere Seite der Arena zu den Tribünen zu schlendern.
»Was ist denn das für eine?« fragte Krause.
»Keine altväterische«, antwortete Ite-ska-wih. »Aber sie lebt auch. Es gibt so vielerlei, und nicht jeder paßt zu jedem.«
Margret wußte genauer Bescheid. »Der Vater ist aus den Slums ausgezogen, arbeitet in der Fabrik und hat eine Wohnung in den großen Blocks. Das Mädchen hat in der Schule ordentlich gelernt, bis sie mit den Männern anfing. Die fliegen auf sie wie die Mücken auf Blut. Sexy nennen die Watschitschun das. Larissa wurde Verkäuferin, ging aber nicht gut. Schließlich ist sie auf die Reservation zurückgegangen zu ihren Verwandten. Wir sehen sie noch oft hier.«
»Hm«, brummte Krause und strich sich über das dünne Haar, »mit dem Weiblichen kenne ich mich schlecht aus.«
Der Beginn der Veranstaltungen stand unmittelbar bevor. Die Kapelle erschien auf dem Podium und spielte ein Potpourri von Schlagern. Die Besucher ließen sich endgültig auf ihren Plätzen nieder.
Das Tor zur Arena öffnete sich; die Teilnehmer ritten in einer langen Reihe ein. Ite-ska-wih, die noch nie einen Rodeo gesehen hatte, freute sich voll jugendlicher Empfindungsstärke an dem Anblick von Reitern, die mit Pferden vertraut waren, und dem Bild der Tiere in ihrer noch ruhenden, mit sich selbst spielenden Kraft. Mit dem Anblick der Teilnehmer setzte auch sofort die Spannung auf den Ausgang der Wettkämpfe ein. Hanska hatte seinen Platz im letzten Drittel der Reihe. Die Reiter wendeten jetzt zur Front gegenüber den Tribünen, mit dem Rücken zu den Wiesen. Ite-ska-wih wunderte sich, daß Hanska den Rappen ritt.
»Was is’ das nun wieder«, hörte sie neben sich Krauses Stimme. »Reitet ein Bucking Horse, das am Wettbewerb teilnimmt. Gehört sich nicht. Oder geben sie das Tier gar nicht in die Konkurrenz?«
Ite-ska-wih wünschte das, denn sie wurde das Gefühl des Unheimlichen gegenüber dem Rappen nicht los. Da sie, jetzt hoffen konnte, das Tier würde nicht in den Bucking-Kampf gehen, konnte sie seine Schönheit aber unbeschwert betrachten und den Gesamtanblick von Reiter und Pferd genießen. Hanska, schwarz-gelb, paßte zu dem schwarzen Tier; seine schlanke Figur, seine lockere Haltung entsprachen den leichten eleganten Bewegungen des Hengstes. Die Reihe der Reiter hatte nach der Präsentation vor den Tribünen wieder gewendet und ritt nun an der
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