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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Whirlwind – und Wasescha, Lehrer und gewesener Chief-President.«
    »Whirlwind macht mit?«
    »Weil er Angst hat, daß es sonst ein schauerliches Blutvergießen gibt.«
    »Hau. Habt ihr etwas von Robert gehört? Ich habe ihn nirgends treffen können. Er muß aber so schnell wie möglich erfahren, was wir vorhaben.«
    »Nichts gehört. Uns Morning Stars traut er auch noch nicht.«
    »Ich bin hinterhergeritten, zu allen, die er sicher aufsuchen wollte… aber nichts war zu erfahren. Sie taten alle so, als sei er gar nicht dagewesen. Ich weiß nicht, was er vielleicht anrichtet. Wir müssen bis morgen warten. Dann kommen sie ja zu uns.«
    Hanska und Ite-ska-wih richteten sich darauf ein, bei Morning Star junior zu schlafen. Der Schecke und die Appalousastute waren bei Morning Star senior eingestellt.
    Am folgenden Morgen begannen Hanska und Ite-ska-wih ihren Plan einer unbeobachteten Heimkehr zu Waseschas Tipi auszuführen. Ite-ska-wih war um sechs Uhr früh bei dem kleinen indianischen Supermarket und kaufte einiges Notwendige.
    »Stachelschweinsborsten bekommen?« fragte die Ladeninhaberin wieder beim Zahlen, denn das war die Gelegenheit, bei der sie ein paar Worte mit ihren Kunden sprechen und Neuigkeiten einziehen und verbreiten konnte.
    »Noch nicht. Aber ich habe gute Aussicht.«
    »Also o. k.«
    »Ja.«
    »Kommen Sie denn sicher nach Hause?«
    »Bei Tage immer.«
    Ite-ska-wih machte sich mit ihrem Einkauf im Plastik-Beutel zu Fuß auf den Weg.
    Sie war eine Stunde gegangen, da hörte sie das leise zwitschernde Pfeifen, das sie erwartet hatte, und traf Hanska mit den beiden Pferden. Er saß auf der Appalousa-Stute und gab Ite-ska-wih den Schecken, der für seine junge, leichte und zärtliche Reiterin schon sehr eingenommen war.
    Es ging im Galopp voran, durch Kiefernbestände und Wiesen, durch flache Bäche, die um diese Jahreszeit reichlich Wasser führten. Hanska machte Umwege, um Siedlungen wie in Schlangenwindungen zu umgehen.
    Auf einmal erkannten beide gleichzeitig in einiger Entfernung ein gesatteltes Pferd ohne Reiter, einen schönen Apfelschimmel. Hanska stoppte sein Tier, und sofort blieb auch der Schecke stehen.
    Hanska beobachtete kurze Zeit; er schien sehr überrascht, wenn nicht erschrocken zu sein, und bedeutete Ite-ska-wih, sich still zu verhalten.
    Der Apfelschimmel, ein Hengst, hob den Kopf, sog Luft in die Nüstern ein und wendete in Richtung der beiden Tiere, die Hanska und Ite-ska-wih ritten. Hanska ließ einen von der King-Ranch her gewohnten Lockruf hören, wie ihn Ite-ska-wih schon mehrfach von ihm vernommen hatte, und der Apfelschimmel kam heran. Hanska konnte den Zügel greifen.
    »Roberts Pferd. Von Inya-he-yukans Ranch. Es kennt unsere Tiere. Wie kommt es ledig hierher?«
    Hanska konnte seine eigene Frage nicht beantworten. Soweit er die Spuren zu überblicken vermochte, liefen sie ziellos, wie auf Suche, dahin und dorthin. Sie zurückzuverfolgen, konnte viele Stunden, sogar Tage kosten. Diese Zeit jetzt aufzuwenden war nicht möglich.
    Hanska trieb seinen Schecken an; zusammen mit dem aufgefundenen Tier ritten er und Ite-ska-wih im Galopp auf dem gewundenen Wege weiter zu Waseschas Tipi. Es war noch Vormittag, als sie dort ankamen.
    Sie schauten in die Runde, wer anwesend sei. Wasescha und die Frauen waren da.
    »Irgendein Zeichen von Robert?« fragte Hanska sofort.
    Kopfschütteln war die Antwort.
    »Ihr habt ja gesehen, daß ich sein Pferd mitbringe. Es lief ledig umher. Halben Wegs zwischen hier und der Agentur. Er hatte also einen Grund, auf Pferd, Sattel und Lasso zu verzichten. Aber welchen? Überall, wo ich ihn vermuten konnte, ist er nicht gewesen oder läßt sich verleugnen.«
    Die Sorge, die diese Nachricht hervorrufen mußte, teilten alle. Worte darüber zu machen war zwecklos.
    Ite-ska-wih unterrichtete Wasescha über alles, was sie in New City gehört hatte.
    »Ich stimme für solchen Rat und Plan, hau«, sagte Wasescha. »Doch bis wir soweit sind, bleibt die Gefahr noch groß.«
    »Yvonne holt mir noch Munition für mein Gewehr«, gestand Hanska. »Von Krause. Aber dann ist vorläufig Schluß. Mit Munition sparen müssen, das war der Engpaß für unsere Vorfahren. Darum haben sie verloren. Ich dachte, die in New City könnten mehr für uns tun, auch mit Geld. Das Geld geht wohl für die Rechtsanwälte drauf. Die sind teuer.«
    »Hanska, sollen unsere Brüder ohne Verteidigung ins Gefängnis gehen? Brandstiftung, weil die Kirche niedergebrannt ist, Raub, weil wir den

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