Das helle Gesicht
Souvenirladen beim Großen Grabe, der uns heiligen Stätte, beseitigt haben, Mord, weil wir zurückgeschossen haben, wenn auf uns geschossen wurde, alles, was sie nur erdenken können, werfen sie uns vor.«
»Weiß ich, weiß ich. Aber ich weiß nicht, was wichtiger ist, vor Gericht streiten, oder hier und jetzt, am Ort mit der Tat. Weißt du es?«
»Nein.«
»Bin froh, daß du das zugibst, Wasescha.«
Man wartete wieder einmal. Warten ließ sich schwer lernen. Immer wieder hieß es von neuem, sich selbst bezwingen.
Der Tag kam, den Robert für die Beratung mit seinen jungen Freunden bei Wasescha festgelegt hatte. Der Tag verstrich. Nichts rührte sich.
Hanska machte sich Selbstvorwürfe. »Hätte ich wenigstens die Pferdespur verfolgt!«
Es wurde Abend. Im Tipi wartete man noch immer.
In der Nacht wählte Ite-ska-wih stillschweigend den schlechtesten Schlafplatz des Zeltes, am Eingang, durch den der kühle Nachtwind hereinzog. Hanska legte sich zu ihr. Er hatte Inya-he-yukans schwarzen Anzug angelegt, die Halfter mit den Pistolen umgeschnallt, das Sportgewehr zur Hand. Wasescha, der mit Tatokala im Hintergrund des Tipi sein Schlaflager hatte, tastete von Zeit zu Zeit nach seinem Jagdgewehr. Alle blieben halbwach, innerlich unruhig. Iliff schmiegte sich an Hetkala, er träumte schlecht.
Noch vor Mitternacht war draußen ein schwacher Laut zu hören. Die Zeltbewohner fuhren auf und lauschten. Hetkala fachte das gedeckte Zeltfeuer ein wenig an. Zum zweitenmal erklang ein Laut, diesmal noch angstvoller.
»Eine Frau«, sage Hanska und glitt auch schon aus dem Tipi hinaus. Wasescha nahm sofort den Platz am Zelteingang ein. Tatokala, die mit einem Revolver bewaffnet war, und Ite-ska-wih verließen wie Hanska das Zelt, folgten ihm aber nicht, sondern blieben am Boden liegen und lauschten. Ein dritter Wehlaut war zu hören.
»Das ist am Sumpfloch. Komm!« Tatokala zog Ite-ska-wih mit.
Hanska war verschwunden. Er hatte ein Geräusch vernommen, das er für das Knacken dürrer Zweige unter einem unachtsamen Mannestritt hielt. Dem wollte er nachgehen. Sein Wahlvater hatte ihn alle traditionellen Künste eines indianischen Jägers und Kriegers gelehrt; er bewegte sich unhörbar und ohne sich eine Blöße zu geben. Je weiter er in der Richtung vordrang, in der er das Geräusch gehört zu haben glaubte, desto sicherer wurde er. Ein Flüstern drang hin und wieder zu ihm. Worte konnte er nicht verstehen. Er unterschied aber zwei Männerstimmen. Die beiden, die er noch nicht verstehen und nicht sehen konnte, kamen näher.
Hanska verbarg sich sehr gut und wartete.
Endlich hatte er zwei Männer vor sich. Auch im matten Schein der Mondsichel erkannte er sie. Killer. Ein Indianer und ein Weißer. Er nahm seine Pistolen zur Hand. Das Rascheln eines davonhuschenden Tieres machte die beiden Männer stutzig. Sie horchten.
»Unsinn«, sagte dann der eine. »Die sind im Zelt versammelt. Hinein können wir nicht. Der Hanska zieht und schießt sofort. Das Weib ist im Sumpf ersoffen. Alles klar, wir können ihm wenigstens ein Pferd erschießen.«
»Denkst du. Damit er den Schuß hört und uns auf die Spur kommt.«
In diesem Augenblick schlugen Hetkalas Hunde an. Das wütende Gebell des Wolfshundes war herauszuhören. Die Meute drohte mit dumpf-heiserem Angriffsknurren.
Die beiden Männer zogen sich zurück. Hanska folgte ihnen unbemerkt auf einer relativ langen Strecke. Sie erreichten schließlich ihren Wagen auf einer Nebenstraße. Unmittelbar vor ihrem Wagen stand ein zweiter leerer Wagen, ein Dienstauto. Hanska schrak zusammen, denn dieses Dienstauto kannte er. Es war der Wagen Margot Crazy Eagles, der Frau des blinden indianischen Richters Ed Crazy Eagle. Sie war beim Hospital angestellt und kam den Aufgaben einer Gemeindeschwester nach. Ihre Besuchstouren pflegte sie allein zu machen; niemand hatte auf den Gedanken kommen können, daß die Killer ihr gefährlich werden würden. Doch in diesem Moment sah es anders aus. Der leere Wagen – der Hilferuf – die zynische Bemerkung, daß eine Frau im Sumpf ertrunken sei…
Hanska schnellte sich mit langen Sätzen bis zu den beiden Männern, ehe sie einsteigen konnten. Er rief sie an. »Killer, Kojoten!«
Sie drehten sich um, schauten zurück, sahen im Mondlichtflimmern die schwarze Jacke, den schwarzen Cowboyhut. Sie versuchten, ihre Revolver zu ziehen; der eine schrie noch: »Stonehorn!«
Hanska schoß zuerst.
Unterdessen waren Tatokala, die die Umgebung genauestens
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