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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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kannte, und Ite-ska-wih in die Nähe des Sumpfloches gekommen, das sich vor langer Zeit aus einem unsachgemäß angelegten Brunnen gebildet hatte und in dem zwei Kinder Hetkalas umgekommen waren. Niemand aus dem Zelt konnte daran vorbeigehen, ohne daran zu denken. Der Platz war unübersichtlich. Tatokala und Ite-ska-wih brachen durch das Gesträuch, das sich um die sumpfige Stelle angesiedelt hatte. Als Tatokala die letzten Zweige beiseite bog, war eine Frau zu sehen, die mit den Beinen bereits eingesunken war und sich nur noch mühsam am Gesträuch festklammerte.
    Sie mußte es sein, von der der Wehelaut gekommen war. Jetzt blieb sie stumm.
    »Wir kommen, dir zu helfen«, sagte Tatokala, nicht laut, aber doch so vernehmlich, daß die Frau die Worte verstehen mußte.
    Sie schien sich über die angebotene Hilfe nicht zu freuen.
    »Flieht!« antwortete sie recht leise. »Flieht. Die Killer sind da…«
    »Ja. Aber wir helfen jetzt dir. Hilf mit.«
    Die beiden jungen Frauen brachen Zweige und legten sie auf die Sumpfstrecke; sie legten sich zu Boden und bildeten miteinander eine Schlange. Ite-ska-wih hielt Tatokalas Füße. So gelang es ihnen, unter eigener Lebensgefahr der Versinkenden herauszuhelfen.
    Sie stützten die Erschöpfte rechts und links und führten sie langsam in Richtung des Tipi.
    »Keine Angst«, sagte Ite-ska-wih. »Hanska ist den Killern auf der Spur.«
    »Wer bist du?« fragte Tatokala die Frau.
    »Margot Crazy Eagle.«
    »Ich habe dich nicht erkannt, Margot, obgleich wir uns kennen. Ich bin Tatokala. In Waseschas Zelt bist du willkommen und sicher, Margot.«
    Die kleine Gruppe kam nur langsam voran, da Margots Beine vom Sumpfboden gequetscht waren und sie kaum laufen konnte.
    Die Hunde hatten aufgehört zu bellen. Es war still geworden. Die drei Frauen nahmen nichts wahr, bis Hanska hinter ihnen stand. Er hob Margot auf und trug sie ins Tipi.
    Tatokala und Hetkala setzten sich zu ihr.
    Hanska und Ite-ska-wih berichteten Wasescha.
    »Du hast geschossen, Hanska.«
    »Ich weiß nicht. Das weiß nur die Nacht. Es gibt keine Toten, nur zwei leere Wagen. Die Killer und Inya-he-yukan Stonehorn waren unterwegs.«
    Wasescha schwieg dazu.
    Auch als Margot zu Bewußtsein kam, wurde sie nicht ausgefragt. Sie kam von selbst zu wacher Ruhe im Kreis der Freunde und begann zu sprechen.
    »Zwei Killer. Sie haben mich mit ihrem Wagen verfolgt. Sobald sie mich eingeholt hatten, bin ich zu Fuß geflüchtet. Ich wollte zu eurem Zelt, aber ich verlief mich, und ich glaube, die beiden haben mich auch absichtlich in die Irre gejagt, bis ich in das Sumpfloch geriet. Ich täuschte sie. Sie haben geglaubt, daß ich schnell versinke. Ich habe gewartet, bis sie gingen. Dann habe ich gerufen. Aber ich war schon bis über die Knie eingesunken…«
    Margot war erschöpft, schloß wieder die Augen, kam aber von neuem zu sich.
    »Was haben sie gegen dich?« fragte Wasescha. »Es ist nicht zu verstehen, daß sie dich ermorden wollten.«
    »Es ist zu verstehen. Sie haben wieder einmal einen Toten ins Hospital gebracht – gefoltert, verstümmelt, geschändet, ermordet. Sie wollten die Leiche des Nachts verschwinden lassen. Die dort im Hospital helfen ihnen. Ich habe den Toten gesehen und die Mörder. Ich wollte nicht mehr schweigen. Sie drohten mir. Als ich heimfahren wollte, nahmen sie mich aufs Korn, ich floh…«
    »Margot! Wer ist der Tote gewesen?«
    »Robert – « Margot zitterte, es schüttelte sie, das Flackern des Zeltfeuers glitt über ihr Gesicht, sie war bleich wie eine Tote.
    »Robert Yellow Cloud.«
    »Die Mörder sind bestraft«, sagte Hanska. »Niemand macht sie mehr lebendig.«
    »Auch Robert nicht…«
    »Sie werden die beiden Toten finden – « mahnte Hetkala, nicht ohne Furcht.
    »Sie werden sie niemals finden.«
    Hanska ging vor das Zelt, setzte sich auf den Prärieboden und schaute zu den Sternen des Sommerhimmels. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er Menschen getötet. Hätte er alle Killer töten können, er würde es getan haben. Auch in ihm wuchs der Haß. Er bemerkte kaum, wie Ite-ska-wih sich neben ihn gesetzt hatte. Sie war eins mit ihm.
    Im Zelt bemühten sich Hetkala und Tatokala um Margot. Sie wuschen ihre vom Sumpf beschmutzten Beine und trockneten ihren Rock am Zeltfeuer.
    »Ich muß nach Hause«, sagte sie, hart zu sich selbst. »Mein Mann ist blind. Die Kinder warten.«
    »Die Sommernacht ist kurz«, antwortete Wasescha. »Schon schwinden die Sterne. Wir bringen dich zu deinem Auto. Du fährst

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