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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denselben Namen wie der Spielwarenhändler, zu der seltenen Kategorie des verschwiegenen Portiers gehörte, nahm man ihm seine ›Anteilnahme‹ an fremden Dingen nicht übel, sondern weihte ihn sogar manchmal als Vertrauensperson in delikate Angelegenheiten ein.
    Bei Valeria Thurner jedoch versagte die Quelle seines Wissens. Mrs. Thurner, so sagte Mr. Vaeso aus, habe sehr zurückgezogen gelebt, selten Besuche empfangen und wäre eine stets freundliche, großzügige und stille Mieterin gewesen. Unvergessen würde ihm bleiben, daß sie ihm einmal zu Weihnachten eine Kiste mit fünfzig echten Havanna-Zigarren geschenkt habe. Er konnte sich an folgende Besucher erinnern: Iren Shaw, Samuel Pearson, Jules Combattier, Rodrigo Balenco, Patrik McJohn, einige Schauspielerinnen und dreimal ein ihm unbekannter junger Mann, der aber nur wenige Minuten oben geblieben wäre.
    Inspektor Jacklow horchte auf. Auch Lieutenant Collins, der merkwürdigerweise in den beiden Papierkörben, die neben der Portiersloge standen, irgend etwas angeregt suchte, blickte auf.
    »Ein junger Mann?« fragte Jacklow gespannt. »Wie sah er aus?«
    Der Portier dachte kurz nach und räusperte sich. »Tja, das ist schwer zu sagen. Ich sah ihn immer nur flüchtig im Vorbeigehen. Einmal regnete es, da hatte er den Mantelkragen hochgeschlagen, und zweimal war es schon ziemlich dunkel. Also, er war mittelgroß, schlank, hatte schwarze Haare und ein auffallend bleiches Gesicht. Das ist mir deshalb in Erinnerung geblieben, weil ich dachte, daß er länger krank gewesen sein müßte. Und er hatte es immer sehr eilig.«
    Inspektor Jacklow und sein Assistent sahen sich an.
    Collins nickte zustimmend. »Die Beschreibung trifft genau auf den Jack Fenton zu, der vor kurzem bei dem Spielwarenhändler nebenan wohnte. Und von Jack Fenton stammt auch der Mordbrief!«
    »Die Zusammenhänge sind klar«, setzte Fred Jacklow hinzu. »Wenn wir diesen Jack Fenton haben, können wir die Akte schließen!«
    Collins, der weiterhin in den Papierkörben gesucht hatte, richtete sich nun triumphierend auf und trat näher. In der Hand hielt er einen Bieruntersatz und lächelte Inspektor Jacklow an. »Chef, Sie sind doch Spezialist für Bierdeckel. Betrachten Sie sich mal diesen hier.«
    Der Lieutenant hob die kleine Pappscheibe hoch.
    Fred Jacklow verzog angewidert das Gesicht. »Taramy-Bar am Broadway, Schund. Davon werden jeden Abend zweitausend Stück verbraucht!«
    »Und doch lohnt sich ein Blick!«
    Er reichte Jacklow den Untersatz und zeigte ihm die Rückseite. Uninteressiert sah Fred Jacklow sich den häßlichen Bierfilz an und riß dann wie elektrisiert die Augen auf.
    Den weißen Rand, der die Werbung der Taramy-Bar umschloß, schmückten nervöse, unregelmäßige Buchstaben, die einen bemerkenswerten Hinweis ergaben:
    ›Heute morgen stirbst du … J.F.‹
    Inspektor Jacklow drehte den Bierdeckel nochmals in der Hand, ehe er seinen Assistenten entgeistert ansah. Collins hatte in der Zwischenzeit den Akt Thurner geöffnet und verglich die Schrift mit der des gefundenen Drohbriefes. Es war unverkennbar dieselbe Schrift.
    »Das ist der irreste und vollständigste Mordbeweis, den ich je während meiner Berufslaufbahn gefunden habe«, sagte Fred Jacklow kopfschüttelnd. »In der Wohnung der Thurner standen die beiden Fenster zur Straße hin offen, als wir die Leiche fanden. Sowohl der Portier als auch die Hauswirtin bestätigten, nichts in der Wohnung verändert zu haben.« Er wandte sich an Mr. Vaeso, der ihm begierig zuhörte. »Wissen Sie, wie der Bierdeckel hier in den Papierkorb kam?«
    »Ja, ich habe ihn selbst hineingeworfen. Er lag vor dem Schreibtisch von Mrs. Thurner. Ich maß ihm keine Bedeutung bei – wer sieht sich schon Bieruntersetzer an? Jeden Morgen habe ich Mrs. Thurner die Morgenpost gebracht und die Wohnung aufgeräumt. Viel war es nie, aber immer ein bißchen – wie an diesem Morgen jener Untersetzer. Und außerdem habe ich noch die dünnen Gardinen vor die weit offenen Fenster gezogen.«
    Jacklow rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nase. »Aber wieso«, das war an den Lieutenant gerichtet, »haben Sie so zielsicher die Idee mit dem Papierkorb verfolgt?«
    Collins grinste. »Detektivglück, Chef. Außerdem gehört die Erforschung des Inhalts von Papierkörben zu meinen Hobbys. Sie ahnen gar nicht, wie unachtsam die Menschen mit belastendem Material umgehen.«
    Jacklow kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ja, das ist sicher wahr. Ich fasse den bisherigen

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