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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und mit schwankenden Knien, hatte Knösel in die Tasche gegriffen und eine russische Pistole herausgerissen. Kaljonin hatte sie ihm gegeben mit den Worten: »Wirf sie weg, Briederchen.«
    Die beiden Schüsse bellten fast zur gleichen Zeit. Aber Knösels Schuß war ein Hauch eher … die Kugel traf Rottmann in den Rücken, er warf die Arme hoch und sackte in den Knien weg. Der Schuß aus seinem Gewehr pfiff an Olga Pannarewskaja vorbei … sie hörte es nicht, sie lief … lief vor der Feuerwand her, mit den Armen rudernd, als wolle sie winken: Schießt nicht! Schießt nicht!
    Die Erstarrung löste sich von Dr. Körner. Während Knösel neben Rottmann kniete, sprang er aus der Deckung und breitete die Arme aus.
    »Olga!« schrie er. »Olga!«
    Sie sah ihn und erkannte ihn. Über ihr Gesicht flog trotz der Anstrengung und der letzten Kraft, die sie in sich aufriß, ein Leuchten … sie schnellte vorwärts, breitete die Arme aus und fiel Dr. Körner an die Brust. Umschlungen fielen sie in den Unterstand zurück und rollten bis an die Schießscharten.
    »Olga …«, stammelte Dr. Körner. »Olga … du bist da. Du bist zurückgekommen …«
    »Moi ljublimez …« (Mein Liebling), sagte sie. »Du leben … du leben …«
    Olga Pannarewskaja lehnte sich an den Erdwall. An den Gürtel ihrer Uniform hatte sie sechs lederne Taschen geschnallt.
    Sechs Taschen mit Sanitätsmaterial.
    Verbände, Morphium, Medikamente, Seide, Catgut.
    »Du leben …«, sagte sie noch einmal, lehnte den Kopf an Körners Brust und begann vor Glück zu weinen.
    Die Feuerwand wanderte langsam auf sie zu …
    Knösel hatte mit einem Messer die Uniform Rottmanns am Rücken aufgeschlitzt und drückte ein ganzes Verbandspäckchen auf den kaum blutenden Einschuß. Dr. Körner beugte sich zu ihm vor; er preßte die Pannarewskaja noch immer an sich.
    »Tödlich, Knösel?« fragte er besorgt.
    »Nee, aba wat heeßt hier noch tödlich?«
    »Woher haben Sie denn noch das Verbandspäckchen? So was kenne ich seit sechs Wochen nicht mehr …«
    Knösel rieb sich die Nase und sah sehr verlegen aus.
    »Det war meine stille eiserne Reserve … wenn mir so 'n Ding erwischt, hab ick mir jedacht, dann haste imma noch 'n Päckchen und gehst nich jleich vor de Hunde …«
    »Und jetzt?«
    Knösel hob die Schultern. Rottmann röchelte und zuckte. »Nu ist doch alles Wurscht, Herr Assistenzarzt. Mehr als Scheiße kann's nich vom Himmel regnen …«
    Die Feuerwand wanderte weiter, seitlich an ihnen vorbei, zu den Bereitstellungen der deutschen Regimenter und den wenigen Befehlsständen. Auch auf dem Kino lag eine Minute lang das konzentrierte Feuer der sowjetischen Artillerie … der Rest der Ruine stürzte ein, verlor die letzte Form eines Hauses und wurde zu einem dampfenden, staubenden Stein- und Mörtelberg. Knösel preßte das Gesicht gegen den Kolben seines MGs.
    »Die verschütten den ganzen Eingang«, stammelte er. »Und wat noch alles auf der Treppe liegt … lieber Jott, laß Abend werden …«
    Die Verwundeten vor ihnen, um derentwillen sie hinausgegangen waren, um sie hinüber in den Kinokeller zu holen, schwiegen. Die Feuerwalze hatte sie niedergepflügt. Wo einmal der Bunker war, gähnte jetzt ein Trichterfeld. Nicht einmal ein Fetzchen Uniform würde man dort noch finden.
    Als die Einschläge der Artilleriesalven weitergewandert waren, richtete sich Olga Pannarewskaja auf und strich die langen schwarzen Haare zurück. Ihr schönes eurasisches Gesicht war mit Lehmdreck und Eis überzogen.
    »Gehen wir!« sagte sie.
    »Gehen ist gut!« Knösel zeigte mit dem Daumen in die Ruinenwüste. »Da sitzen deine Genossen und warten nur darauf, dat ick die Birne hochhebe!«
    »Keine Angst.« Die Pannarewskaja schnallte den Verschluß einer ihrer Taschen auf und zog eine Fahne heraus. Knösel drehte die Augen nach oben.
    »Noch 'n Tuch! Det is der reinste Textilkrieg …«
    Olga Pannarewskaja kroch aus dem Unterstand und stellte sich aufrecht. Im gleichen Augenblick hämmerte ein MG … es verstummte aber ebenso plötzlich, als die Pannarewskaja ihre Fahne entfaltete und schwenkte. Ein rotes Tuch mit einem leuchtenden, fast phosphoreszierenden Kreuz. Die Ärztin winkte zurück in den Unterstand.
    »Mitkommen.«
    »Det ist mir 'ne zu kitzelige Sache.« Knösel blieb bei dem besinnungslosen Rottmann sitzen. »Ich trau dem Braten nich … der riecht …«
    »Quatsch, Knösel!« Dr. Körner faßte Rottmann unter die Arme. »Nehmen Sie die Beine …« Als wenn sie mich

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