Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
einatmete,
fuhr die Kälte tief in ihre Lunge. Es fühlte sich an, als
würden ihre Atemwege gefrieren, aber sie achtete nicht darauf.
Das Bedürfnis nach Sauerstoff war größer, als der
Schmerz. Sie strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und sah
sich um. Mai veranstaltete eine Wasserschlacht mit Alessio und Lee.
Sie waren so laut, dass man nichts anderes mehr hörte. Mai
kreischte, als die beiden Jungen ihr hinterherjagten. Sie versuchte
sich hinter Sanny zu verstecken, doch als sie merkte, dass es nichts
brachte, tauchte sie kurzer Hand unter.
„ Rückzug!“,
rief Alessio, doch da tauchte Mai schon wieder auf. Dieses Mal in der
Gestalt des weißen Tigers. Sie schüttelte den großen
Kopf und spritzte alle in ihre Nähe nass. Sanny suchte das
Weite. Sie schien nicht besonders gerne zu schwimmen. Claire folgte
ihr zum Ufer zurück. Kate sah wie Sanny ihre Haare auswrang,
bevor sie sich in ein riesiges Handtuch wickelte.
Nicht weit von ihr,
setzte sich Claire in das seichte Wasser und rieb über die
Stelle, an ihrem Arm, wo vorhin noch die Kruste gewesen war. Die Haut
war leicht gerötet, doch von der Verletzung war keine Spur mehr.
Es sah ganz so aus, als hätte sie durch den Fluch auch heilende
Kräfte bekommen. Einmal mehr wunderte Kate sich über Sannys
Sorge. Was sollte das für ein Fluch sein, der einen Menschen so
viel stärker machte und offenbar dessen Wunden heilte.
Sie wandte sich
wieder dem Wasser zu. Mai hatte die Verfolgung aufgegeben und war
wieder sie selbst. Sie kletterte gerade auf einen Felsen nahe dem
Ufer, um zu springen. Kate schwamm weiter in die Mitte und versuchte
den Boden zu sehen. Dafür war es jedoch zu dunkel, zwischen den
Bäumen, auch wenn die Sonne höher stand und mehr Licht auf
die Quelle warf, als zuvor. Kate lies sich auf dem Rücken
treiben und beobachtete ein paar Vögel in den Bäumen.
Gerade noch hatte sie Angst gehabt vor einem weiteren Angriff und
jetzt wirkte alles wieder friedlich.
Mit einem
Freudenschrei sprang Mai von dem Felsen. Das Wasser teilte sich und
warf Wellen in alle Richtungen. Kate sah grade noch wie Mai wieder
auftauchte, bevor sie selbst tief Luft holte und erneut unter die
Oberfläche tauchte. Diesmal tauchte sie tiefer. Hier war es
dunkler und das Wasser war ein wenig kälter, aber immer noch
warm. Sie sah nach oben, wo die Sonnenstrahlen die Oberfläche
berührten. Sie betrachtete eine Weile die tanzenden Lichter.
Unter Wasser fiel es ihr schwerer die Zeit einzuschätzen. Sie
lief langsamer, oder zumindest empfand sie es so. Das letzte Mal, das
sie schwimmen gewesen war, lag Jahre zurück. Damals war sie in
einem Verein gewesen, aber da sie nicht besonders schnell war, hatte
sie aufgehört.
Große dunkle
Schatten glitten unter ihr durch die Pflanzen. Leichtes Unbehagen
stieg in ihr auf. Sie wusste nicht, was in den Tiefen dieser Quelle
lauerte und sie beeilte sich wieder nach oben zu kommen. Für
heute hatte sie eindeutig genug Schrecken erlebt.
Als sie an die
Oberfläche kam, musste sie blinzeln, so hell spiegelte sich die
Sonne auf dem Wasser. Sie sah sich um. Es war viel zu ruhig und sie
sah niemanden. Erschrocken zuckte sie zusammen, als zwei Hände
sie von hinten packten. Sie fuhr herum.
„ Musst du mich
so erschrecken?“, fuhr sie Alessio an, der sich vor Lachen kaum
über Wasser halten konnte.
„ Tut mir
leid.“, presste er grinsend hervor. „Das war einfach zu
verlockend und sonst ist niemand in der Nähe.“, sagte er
und zeigte zur anderen Seite des Sees hinüber, wo sich Chris und
Ted aufhielten. Kate sah sich um.
„ Wo ist der
Rest?“, wollte sie wissen.
„ Weg.“,
gab Alessio kurz zurück. Kate konnte es immer noch nicht ganz
glauben.
„ Mai wollte
doch unbedingt herkommen. Wieso geht sie dann so früh wieder?“
„ Wegen
Eddy, würde ich sagen. Sie macht sich Sorgen.“, meinte er. „ Wenigstens
bin ich Claire losgeworden. Die hat vielleicht genervt.“,
wechselte er das Thema. Kate sagte nichts. Sie überlegte ob
Claires Verschwinden etwas mit dem Fluch zu tun hatte. Vielleicht
ging es ihr doch schlechter, als sie es zugab. Abwesend starrte Kate
zu ihren Sachen am Ufer, bis sie merkte, dass Alessio sie weiterhin
ansah.
„ Was?“,
fragte sie.
„ Ich habe mich
gerade gefragt, ob es wohl stimmt, was Claire erzählt hat.“,
sprach er mit nachdenklicher Stimme.
„ Wieso, was
hat sie denn gesagt?“, wollte Kate wissen und war sich absolut
sicher, dass, was sie auch gesagt hatte, erfunden war.
„ Sie
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