Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
nicht, was das Schlimme daran
sein sollte. Es musste einen schrecklichen Nachteil geben, sonst wäre
Sanny nicht so verzweifelt gewesen. Bisher war sie immer ruhig
geblieben. Keine Wunde hatte sie je aus der Verfassung gebracht und
auch sonst hatte Kate nie etwas anderes bemerkt, dass sie auch nur
annähernd so hilflos gemacht hatte, wie Claires Verletzung.
Die Anderen hatten
einen riesigen Vorsprung, aber Kate konnte sie noch sehen. Quer durch
die Bäume führte sie ihr Weg und wie durch ein Wunder
erreichten sie alle gemeinsam das Ziel. Ihre Verfolger hatten sie
bereits abgeschüttelt, noch bevor sie überhaupt in die Nähe
des Dorfes gekommen waren. Nach Atem ringend, hatten sie ihre
Schritte verlangsamt und durchquerten jetzt ein Dorf.
Dieses Dorf, falls
man es überhaupt so nennen konnte, lag an einem seltsamen Ort.
Felsen ragten aus dem Boden und bildeten steinerne Vertiefungen. Es
gab keine Häuser, so wie in den anderen Dörfern.
Stofffetzen hingen vor den Eingängen der Höhlen. Kate
erkannte voller Unbehagen, dass die Fetzen aus unterschiedlichsten
Kleidungsstücken bestanden. Sie dienten als Türen und
hielten das Sonnenlicht fern. Alles wirkte grau und bedrohlich. Am
Liebsten wäre Kate wieder umgedreht.
Hier wuchsen wenig
Pflanzen und die vereinzelten Bäume waren kahl und kränklich.
Ein fauliger Geruch
lag in der Luft, wahrscheinlich hatte Mai davon gesprochen. Es
schneite nicht, doch dafür hing dichter Nebel zwischen den
Steinen. Die Felswände waren feucht und schmierig, selbst der
Schnee war matschig und grau. Das Ungewöhnlichste jedoch waren
die knorrigen Äste oder Wurzeln, die sich wie Verzierungen über
die Felsen zogen. Kate konnte nicht genau sagen was es war, doch von
ihnen schien der Geruch auszugehen.
Sie erinnerte sich
an die Gestalt, der sie damals begegnet waren und vergrößerte
ihren Abstand zu den Behausungen. Sie traute sich nicht durch die
Schlitze der Tücher zu sehen, aus Angst einem Paar großer,
gelber Augen zu begegnen, die sie verfolgten. Obwohl die Kreatur
ihnen nicht mal nahe gekommen war, hatten ihr Aussehen und Mais Worte
Kate gereicht.
„ Ich hoffe,
wir bleiben nicht lange hier.“, sagte Lee in die erdrückende
Stille und sah besorgt zum Himmel. Damit sprach er genau das aus, was
Kate bei dem Anblick ihrer Umgebung dachte.
„ Willst du uns
weiß machen, du hättest plötzlich Angst vor ein paar
schaurigen Gestalten, nachdem du kaltblütig einen Menschen
getötet hast.“, spottete Claire. Er warf ihr einen bösen
Blick zu.
„ Ganz die
Alte. Das Gift hat dich kein bisschen gebessert.“, warf er ihr
vor. Aus Claires Mund kam ein Fauchen und ihre Augen blitzen auf.
Hastig trat Mai dazwischen.
„ Aufhören.“,
befahl sie.
„ Ja, du
solltest mich nicht provozieren.“, fügte Claire arrogant
hinzu.
Lee wandte das
Gesicht ab.
„ Um auf deine
Frage zurückzukommen.“, warf Alessio ein. „Wir
werden garantiert nicht hier bleiben, sobald es dunkel genug ist,
werden Scharen von Finsterfürsten aus ihren Löchern kommen.
Da könnten wir uns gleich von der nächsten Klippe stürzen.“
„ Laut Karte
müssen wir in diese Richtung weitergehen.“, sagte Sanny
und streckte den Arm aus.
„ Zum Glück
kannte Dana nur unser nächstes Ziel, deshalb genügt es wenn
wir einen kleinen Umweg einlegen und dann auf unseren Weg
zurückkehren.“
„ Ich glaube
nicht, dass sie uns noch einmal folgen wird.“, meinte Claire.
Sie verließen
den Ort, doch das komische Gefühl, dass er in Kate ausgelöst
hatte, hielt weiterhin an.
Die Quelle
Erst als sie ihr
Lager aufschlugen und ein Feuer entfachten, verflog das mulmige
Gefühl allmählich. Es war erst mittags, aber ohne die
wärmenden Flammen wäre es unmöglich gewesen draußen
zu sitzen.
Eddy kam schnell
wieder zu sich und Sanny gab ihm etwas gegen die Kopfschmerzen. Jetzt
saß er, wenn auch etwas benommen, mit dem Rücken gegen
einen Baum gelehnt da und rührte sich nicht.
Alle Anderen hockten
in einem Kreis um das Feuer herum. Jeder hing seinen Gedanken nach.
Sie bemerkten einander kaum. Sanny rührte in dem Topf über
den Flammen. Sie bestand darauf, dass sie noch etwas aßen, aber
Kate hatte keinen Hunger. Sie war durcheinander. Sie konnte nicht
glauben, dass Dana wirklich zu Jeremie gegangen war, um sie zu
verraten oder viel mehr Mai.
Kate glaubte zu
wissen, warum sie es getan hatte, auch wenn Dana es nicht
ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich hatte sie gemerkt, dass Mai mehr
Liebe für ihren Exfreund, als
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