Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

nicht angehabt, weil er
sie zu sehr an das Waisenhaus erinnerte. Die Gerüche hingen noch
immer in dem weichen Stoff. Doch heute machte es ihr nichts aus. Er
knisterte, als sie ihn überzog. Irritiert griff Kate in die
Bauchtasche und zog einen Zettel heraus. Sie faltete ihn auseinander.
    Es war ein Bild,
welches eines der Mädchen, aus dem Heim, ihr gemalt hatte. An
dem Tag, an dem sie zu ihrer neuen Familie gekommen war. Kate hatte
sie des Öfteren vor dem Zorn der Leiterin bewahrt. Sie war nicht
die Einzige gewesen, aber auf jeden Fall diejenige, die Kate am
längsten gekannt hatte.
    Sie faltete das Bild
wieder zusammen und steckte es in ihre kleine Tasche, zu ihren
anderen Erinnerungen an die Erde.
    Sie trat hinaus in
den Schnee und wäre dabei beinahe in Claire hineingelaufen.
    „ Sehr
schön, dann habe ich ja das ganze Zelt für mich allein.
Hier ist es einfach zu kalt zum schlafen.“, sagte sie und
drängte sich an Kate vorbei.
    Lee lag auf einer
der Matten, vor Mais Zelt. Offenbar hatte Claire bis vor ein paar
Minuten ebenfalls dort geschlafen.
    Das Feuer war längst
abgebrannt und Alessio war bereits aufgebrochen.
    Kate ging an den
Drachen vorbei zu dem kleinen Deckenzelt.
    „ Sanny.“,
flüsterte sie. „Kann ich reinkommen?“ Ein Tuch wurde
bei Seite geschoben.
    „ Liebend
gerne. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.“, hörte sie
Sannys leise Stimme.
    Obwohl in dem Zelt
Kerzen brannten, war es recht dunkel. Das Licht der Sonne leuchtete
nur durch ein paar Spalten am Boden.
    Jeremie saß
auf einem improvisierten Hocker, der aus einem Stein bestand. Kate
fragte sich wie er ihn hier hinein bekommen hatte, bis ihr wieder
einfiel, dass er ja ebenso viel Kraft wie Mai hatte, wenn nicht sogar
mehr.
    Er hatte den Kopf
auf die Arme gestützt und schlief. Sanny beachtete ihn nicht und
kniete sich neben Mai auf den Boden. Kate tat es ihr gleich.
    „ Er
hat dich doch geweckt.“, stellte Sanny fest.
    „ Ich
war sowieso schon fast wach.“, verteidigte Kate Alessio.
    „ Wie
auch immer.“ Sie reichte Kate die Wärmflasche und sah
erneut nach der Wunde. Die Schnitte waren noch deutlich zu erkennen
und einige fingen sofort wieder an zu bluten, als Sanny eine Salbe
auftrug. Erst später erfuhr Kate, dass sie eine betäubende
Wirkung hatte.
    „ Wie
geht es ihr?“, wisperte Kate und reichte Sanny die aufgewärmte
Wärmflasche.
    „ Das
es immer wieder blutet ist nicht richtig und auch die Medizin hilft
nicht so gut, wie ich gehofft hatte, aber solange sie sich nicht
bewegt, mache ich mir keine großen Gedanken. Jeremie wollte mir
nicht erzählen, was passiert ist. Ich glaube ihm, dass er nichts
getan hat, weil Alessio ihm vertraut, aber ich mache mir auch Sorgen,
dass Ilona hier auftauchen könnte.“, sagte sie
verschwörerisch.
    „ Das
wird sie sicher nicht.“, knurrte Jeremie leise und Sanny und
Kate wandten sich überrascht um.
    „ Oh,
und ich wollte mich schon freuen, dass du endlich schläfst.“,
meinte Sanny.
    „ Ich
habe geschlafen, aber ich wache nun mal auf, wenn man über mich
redet.“, gab er zurück und streckte sich.
    „ Was
willst du damit sagen, dass sie nicht herkommt?“, fragte Kate.
Jeremie grinste.
    „ Du
triffst nicht nur die richtigen Entscheidungen, du stellst auch noch
die passenden Fragen. Ich mag dich. Kein Wunder, dass Mai deine
Freundin ist.“, stellte Jeremie fest. Sanny schnaubte nur, aber
Kate wartete gespannt auf die Antwort.
    „ Sie
kann gar nicht herkommen. Sie ist tot.“, sagte er gleichgültig.
    „ Wie
erfreulich.“, sagte Sanny eisig.
    „ Was
ist passiert?“, wollte Kate wissen. Sie hatte Ilona nicht
gemocht, dennoch schockierte es sie und es beunruhigte Kate, dass es
Jeremie scheinbar völlig kalt ließ. Er lächelte
mitleidig.
    „ Diese
Geschichte sollte dir Mai erzählen. Ich will nicht, dass es
falsch rüber kommt. Eure Heilerin hält mich auch so schon
für einen Mörder.“, sprach er leise.
    „ Ich
habe einen Namen.“, erwiderte Sanny nur böse.
    „ Aber
den kenne ich nicht.“, sagte Jeremie nachdenklich, so als
versuchte er sich daran zu erinnern, ob er ihn schon einmal gehört
hatte.
    „ Besser
so.“, schimpfte sie leise vor sich hin.
    Der Tag zog sich
weiter in die Länge. Bis auf Kate nutzten alle die Zeit, um sich
auszuruhen. Sanny und Claire hatten seit längerem nicht mehr
richtig geschlafen und auch Jeremie schien ausgelaugt. Lee konnte ja
bekanntlicher Weise immer schlafen und selbst Eddy verhielt sich
ruhig. Sanny hatte gesagt, dass es