Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
an der Aufregung der Nacht liegen
würde. So war es Kate, die Sannys Aufgabe übernahm. Sie gab
Mai regelmäßig den kleinen Trank und sah ab und an nach
Eddy, der den ganzen Tag schlief. Sie selbst hatte nur einmal am
Morgen versucht einzuschlafen, doch bereits nach kurzer Zeit, hatte
sie es wieder aufgegeben.
Es beunruhigte sie,
dass Jeremie da war. Sie hatte Schwierigkeiten damit, ihm zu trauen.
Doch noch mehr beunruhige sie das Vertrauen, welches Alessio in ihn
setzte.
Es hatte
selbstverständlich geklungen, als er gesagt hatte, Jeremie würde
aufpassen. Wie konnte er sich da sicher sein, nachdem was passiert
war. Kate konnte sich kaum vorstellen, dass Jeremie bei einem Angriff
von Außen für irgendwen, außer Mai vielleicht, sein
Leben aufs Spiel setzen und kämpfen würde. Doch was sie
noch mehr belastete, als Jeremie, waren die Bilder, die vor ihrem
inneren Auge auftauchte. Sobald Kate sie schloss, sah sie Alessio
verletzt oder sogar tot.
Wie sollte sie es
wissen, wenn ihm etwas passierte. Ihr war klar, dass sie es auch
nicht erfahren konnte, wenn sie wach war und wartete, doch die Bilder
waren leichter zu verdrängen, wenn sie die Augen geöffnet
ließ.
Es schneite wieder
und da alle in den Zelten waren, hatte Kate zu ihrer Sicherheit einen
extra breiten Wassergraben um ihr Lager errichtet. Sie war besonders
überrascht gewesen, dass es ihr so leicht gefallen war. Er war
fast ein halben Meter breit und dreißig Zentimeter tief. Es war
ihr persönlicher Rekord und das ohne, dass ihr auch nur
schwindelig geworden war.
Das Licht der
Fackeln und der untergehenden Sonne spiegelte sich auf der
Wasseroberfläche.
Sie hatte nur zwei
kleine Fackeln aufgestellt, da sie kaum Feuerholz gefunden hatte und
außerdem hielten sie dem Schneetreiben besser stand.
Kate ging zu den
Drachen hinüber und kletterte zu dem Zelt hinauf, um Eddy seine
tägliche Medizin zu geben. Er schlief, wachte aber auf, als Kate
herein kam. Sie schwor darauf, dass er bei jeder ihrer Begegnungen
blasser war. Es stand wirklich schlecht um ihn, so schlecht, dass er
nicht sprach. Er trank nur wortlos Sannys Mischung und drehte sich
dann auf die Seite. Auch Kate blieb stumm. Sie hätte nichts
Aufmunterndes gewusst, was sie hätte sagen können und hinzu
kam die Müdigkeit, die jetzt wieder über sie kam.
Vorsichtig rutschte
sie an dem Drachen hinunter auf den sicheren Boden und streichelte
kurz den großen Kopf. Er schnaubte leise. Kate lächelte
und ging dann zu dem Graben rüber, um sich Gesicht und Arme zu
waschen, bevor sie zu Mai zurückkehrte.
„ Du
bist noch wach? Sag nicht, du hast die ganze Zeit nicht geschlafen?“,
hörte sie Sannys Stimme hinter sich, während sie Mai zum
gefühlt hundertsten Mal etwas von der trüben Flüssigkeit
in den Mund kippte. Mit einem Lächeln drehte sie sich um.
„ So
spät ist es doch gar nicht und außerdem musste ich mich um
Mai kümmern, weil du geschlafen hast.“, erklärte sie.
„ Nicht
so spät?“, fragte Sanny ungläubig. „Bist du
verrückt? Es ist weit nach Mitternacht.“
„ Und?“,
machte Kate gleichgültig und zog dabei Mais Decke zurecht. Wenn
es so spät war, wieso war Alessio noch nicht zurück?
„ Und
das bedeutet, dass du längst schlafen solltest.“, stellte
Sanny klar. „Wieso nicht früher wach geworden? War doch
klar... nicht ins Bett... fast so schlimm wie Mai... Kopf abreißen...
einlassen... ich bin so dumm.“, redete Sanny unverständlich
vor sich hin.
„ Wie
bitte?“, fragte Kate, die nicht im Geringsten verstanden hatte,
was Sanny gesagt hatte.
„ Ich
komme mir vor, als wäre ich eure Mutter. Jeden Tag muss ich die
Leute ins Bett schicken und aufpassen, dass keiner wieder aufsteht.
Dass ich für alle koche, verstärkt das Gefühl nur.“,
meinte Sanny.
„ Gerade
hast du etwas anderes gesagt. Das wollte ich eigentlich hören.“,
nörgelte Kate.
„ Wenn
du irgendwann mal lernst von selbst ins Bett zu gehen, dann erzähle
ich dir auch, was du hören willst. Hast du wenigstens etwas
gegessen?“, fragte Sanny weiter.
„ Sicher.“,
versuchte Kate es, doch im selben Moment knurrte ihr Magen laut. Sie
fluchte in Gedanken, während Sanny verständnislos seufzte
und den Kopf schüttelte.
„ Wahrscheinlich
ist genau das der Grund, weshalb ich niemals Kinder will.“,
überlegte Sanny und suchte nach etwas essbarem in einem Korb.
Kate verschränkte die Arme.
„ Ich
will wirklich nichts essen. Meinetwegen gehe ich schlafen, aber
lieber würde ich wach
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