Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
stärker, zudem bin ich ein Mädchen
und mit denen kämpft man nicht.“, stellte sie fest.
„ Du willst
verschont werden.“, wiederholte Alessio knapp und formte etwas
Schnee zu einer Kugel, die er von einer in die andere Hand fallen
ließ.
„ Fantastische
Idee.“, freute sie sich und folgte mit den Augen jeder seiner
Bewegungen.
„ Wohl kaum.“,
sprach er und warf den Ball in ihre Richtung. Gefasst, duckte Kate
sich und wich so dem Schlag aus. Um sich vor weiteren Angriffen zu
schützen, lief sie los.
Es war jedoch
einfacher gedacht, als getan. Zwar gehorchten ihre Füße
wieder ausschließlich ihrem Kopf, der Schnee hingegen machte
ihr das Laufen schwerer. Selbst zwischen den dicht stehenden Bäumen,
war er nicht minder hoch.
„ Komm schon,
willst du wieder weglaufen? Ich krieg dich eh.“, rief Alessio.
„ Sicher? Das
will ich sehen.“, meinte Kate, bremste abrupt ab und wandte
sich um. Im nächsten Moment lag sie auch schon rücklings
auf dem Boden. Alessio war dichter hinter ihr gewesen, als sie
angenommen hatte. Überrumpelt, von ihrer raschen Wendung, war er
geradewegs in sie hineingelaufen.
„ Siehst du?“,
grinste Alessio. „Ich hab‘s dir doch gesagt.“
„ Würdest
du wohl von mir runter gehen.“, sagte Kate aufgebracht, sobald
sie den Schreck des Sturzes überwunden hatte.
„ Und du hast
wirklich geglaubt, du könntest schneller sein.“, lachte
er, ohne bemerkt zu haben, was sie gesagt hatte.
„ Ich meine es
ernst. Geh runter!“, sagte Kate lauter.
„ Sonst was?“,
fragte Alessio, der aufgehört hatte zu lachen.
„ Ich, Ähm...“,
machte Kate und überlegte fieberhaft, was sie tun konnte.
„ Das war nur
ein Witz, also guck nicht so.“, meinte er, stand auf und zog
sie auf die Füße. Leicht durcheinander und etwas wackelig
auf den Beinen, klopfte Kate abwesend den Pulverschnee von ihrer
Kleidung. Ihr Kopf schwirrte und ihre Gedanken rasten wild
durcheinander.
Sie musste völlig
übernächtigt sein, wieso sonst, sollte sie sich so
merkwürdig fühlen.
„ Hey, du hörst
ja gar nicht zu.“ Alessio wedelte mit der Hand vor ihrem
Gesicht herum.
„ Oh, tut mir
leid. Worum geht´s?“
„ Ach, nicht so
wichtig. Lass uns gehen.“, meinte er nur und schob sie zurück
zum Lager.
Finsterfürsten
Es war ein
wunderbares Gefühl, nach dieser langen Zeit, endlich wieder ein
paar richtige Häuser zu sehen. Es war schwer zu glauben, dass es
irgendwo Menschen gab, die ihr gewöhnliches Leben führten,
während sie in Zelten schliefen und den ganzen Tag auf ein
bestimmtes Ziel zuliefen. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern,
wie es sich anfühlte ein festes Zuhause zu haben oder in einem
Bett zu schlafen.
Doch wie es aussah,
würde sie auch in nächster Zeit keine Gelegenheit haben,
auf etwas anderen zu schlafen, als auf einer dünnen Matte. Ihr
einziges Dach würde weiterhin der Himmel sein und ihre Mauern
bestanden aus Bäumen. Seufzend streckte Kate sich auf der Decke
aus und starrte hoch zu den beleuchteten Fenstern. Irgendwo dort
waren Mai, Eddy und Sanny.
Die Dorfbewohner
hatten sie sofort aufgenommen. Sie besaßen sowohl die rettende
Medizin, als auch einige Heiler. Einen Ort zum Übernachten
hatten sie jedoch nur den Kranken anbieten können.
An den Gesichtern
der Bewohner war deutlich zu sehen gewesen, wie sehr sie es
bedauerten, kein freies Bett mehr zu besitzen. Ganz besonders Alessio
schien es ihnen angetan zu haben. Sie nannten ihn nur den Sohn, der
Königin und verhielten sich unterwürfig. Kaum einer hatte
sich getraut ihn, länger als eine Sekunde anzusehen, geschweige
denn ohne Aufforderung zu sprechen.
Es war merkwürdig
ihn so zu sehen, denn bis auf Ted und Chris behandelten sie ihn alle
ganz normal. Zwar tat jeder, was er sagte, aber Befehle gab er
selten.
Im Moment war er bei
Mollys Familie. Es hatte sich schon bald herausgestellt, dass ihre
Tochter und deren Mann, wirklich hier lebten. Natürlich hatten
sie ohne zu zögern zugestimmt, Molly bei sich aufzunehmen,
sobald sie erfahren hatten, was passiert war.
„ Verdammt. Das
ist ja noch viel unbequemer, als die Zelte.“, schimpfte Claire
neben Kate. Sie hatten gemeinsam die Aufgabe, Wache zu halten. Claire
hatte gefragt, wozu es notwendig wäre, immerhin hatten sie ihr
Zelt direkt neben der Dorfwache am Tor aufgestellt.
Ins Geheim hatte
Kate ihr natürlich Recht gegeben, auch wenn sie es nicht laut
sagen würde. Es war vollkommen überflüssig
aufzupassen, wenn nebenan zwei bewaffnete Männer
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