Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Alessio
überzeugt. Er war stehen geblieben und sah sich um.
„ Woher willst
du das wissen?“ Kate verschränkte die Arme und sah
weiterhin besorgt zum Himmel.
„ Mai hat sich
davongeschlichen. Sie glaubt natürlich, dass es niemand bemerkt
hat, aber ich habe sie gesehen und da sie eine Tasche mitgenommen
hat, können wir davon ausgehen, dass sie nicht vor dem
Morgengrauen zurückkommt. Ich habe keine Ahnung was sie vor hat,
aber ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie bei einem Sturm
nicht freiwillig draußen bleibt. Ich wüsste zu gerne, wo
sie hingegangen ist.“, sagte Alessio.
„ Ja.“,
murmelte Kate und spielte unsicher mit ihren Fingern herum. Alessio
fuhr sich nachdenklich durch die Haare.
„ Aha, du weißt
irgendwas.“, stellte er langsam fest.
„ Stimmt
doch gar nicht.“, bestritt Kate es sofort. Sie wusste, dass er
es nicht glauben würde, aber es gab eine winzige Chance, dass er
nicht weiter nachfragen würde. Selbst
wenn, ich verrate nichts ,
dachte sie stur.
Alessio grinste nur,
zog seine Jacke aus, breitete diese auf dem Boden aus und setzte sich
im Schneidersitz auf sie.
„ Was
auch immer sie ausheckt, ich kann sie eh nicht aufhalten.“,
sagte er bemüht gleichgültig.
„ Also,
lass uns über etwas anderes reden.“
Froh darüber,
dass sie nicht hatte lügen müssen, hatte Kate ihre Sorge
über das Wetter bereits vergessen. Mit leisem knirschen unter
ihren Füßen, kniete sie sich in den Schnee. Jedes Mal aufs
Neue, war sie angetan von der Kälte, die von ihm ausging. Sie
streifte ihre Arme, zog sich über ihre Haut und konnte ihr doch
nichts anhaben.
„ Wieso
sind die Menschen in diesem Dorf so bedacht darauf, dass wir länger
bleiben und was wollen sie von dir?“, wollte Kate wissen, die
sich diese Frage schon öfter gestellt hatte.
„ Ihr
Dorf ist sehr weit von dem nächst Größeren entfernt
und sie fühlen sich zurzeit sehr verwundbar. Du hast gesehen,
was mit dem Ort passiert ist, wo Molly gewohnt hat. In näherer
Umgebung gibt es nur ein Dorf...“
„ ...
das der Finsterfürsten?“, beendete Kate seinen Satz
fragend. Alessio nickte.
„ Keine
sehr netten Nachbarn.“, flüsterte Kate und erinnerte sich
an den Angriff des letzten Abends.
„ Können
sie nichts dagegen tun? Gestern ist doch auch nichts passiert,
oder?“, rutschte es aus ihr heraus. Kate hatte nicht danach
fragen wollen. In ihren Ohren klang sie dabei wie ein kleines Kind,
das seine Eltern fragte, ob die Welt grausam war.
„ Gestern
ist wirklich nichts passiert, aber das haben wir wohl eher Lee zu
verdanken.“, sagte Alessio. Kate runzelte die Stirn.
„ Lee?“
„ Ja.
Er hat wieder einmal instinktiv gehandelt. Ich würde ihm, als
Angreifer, nicht zu Nahe kommen wollen, wenn er eine Waffe bei sich
trägt. Was ein bisschen schwer werden könnte, schließlich
sieht man ihn selten ohne.“, überlegte Alessio.
„ Er
hat diese Monster also umgebracht?“ Kate erinnerte sich daran,
wie Lee einen von Jeremies Männern erstochen hatte. Sie
schluckte das bittere Gefühl herunter.
„ Eines
oder Zwei von ihnen. Die Anderen haben sich zurückgezogen. Es
waren nicht sehr viele.“
„ Verstehe.“,
murmelte Kate. „Und jetzt wollen sie, dass wir Lee
zurücklassen?“
„ So
ähnlich. Sie wollen Geschäfte mit Jill machen. Immerhin ist
sie für den Schutz der Menschen hier hauptverantwortlich und sie
verlangen Wachen.“, sagte er.
„ Sie
haben doch welche.“, widersprach Kate und erinnerte sich an die
bewaffneten Männer am Tor.
„ Schön
wär‘s. Die Beiden sind einfache Männer aus dem Dorf.
Vom Kämpfen haben sie keinen blassen Schimmer. Ihre einzige
Aufgabe ist es, Ausschau zu halten. Bei einer Gefahr läuten sie
die Glocke und machen, dass sie wegkommen.“
„ Und
Jill ist wirklich für die Menschen hier verantwortlich?“
Bisher hatte Kate immer geglaubt, Jill hätte nur die Aufgabe in
Brion für Frieden zu sorgen.
„ Sicher.
Ein großes Gebiet des Waldes gehört dazu, vier größere
Dörfer und ungefähr zwanzig kleinere. Genau weiß ich
es nicht. Das ist eher Mais Bereich. Sie weiß alles darüber.
Sie kennt die Pflichten und Aufgaben auswendig. Irgendwann wird sie
eine fabelhafte Herrscherin.“, grinste Alessio.
„ Das
würde zu ihr passen.“, stimmte Kate zu. „Da bleibt
nur die Frage, was du machst, wenn sie sich diesen Posten schnappt.“
„ Ich
kaufe ein kleines Haus im sicheren Teil des Waldes und ziehe mit dir
dort ein.“, meinte er und zog sie in seine
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