Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
besser sehen?“, scherzte
Kate, die sich etwas über sein Verhalten wunderte. Sie waren
stehen geblieben. Alessio hatte sich an die Wand gelehnt und
beobachtete das kaum sichtbare Ende der Gasse, wo ein schmaler
Lichtstreifen über den Schnee fiel.
„ Ja, ich...
Was?“ Alessio sah sie verwirrt an. Offensichtlich war er mit
den Gedanken ganz wo anders.
„ Würdest
du mir wohl erklären, was das hier soll?“, wollte Kate
wissen, nicht sicher, ob sie lachen oder es für einen schlechten
Scherz halten sollte.
„ Ich werde
diese Leute einfach nicht mehr los.“, meinte er. „Seit
wir hier angekommen sind, schwirren sie um mich herum, wie die Feen
um das Feuer. Erst jetzt hat sich, durch einen Zufall, die
Möglichkeit ergeben, sich unbemerkt davonzuschleichen. Tut mir
übrigens leid, dass ich dich umgerannt habe.“, fügte
er entschuldigend hinzu.
„ Kein
Problem.“, sagte Kate mit wegwerfender Handbewegung und trat
weiter in den Schatten. Den Blick richtete sie auf den schmalen
Spalt, der auf die Straße führte. Eine Weile warteten sie
stumm, doch es passierte nichts. Niemand kam auf die Idee hier zu
suchen, in den hintersten Winkeln des Dorfes, wo es nichts gab, bis
auf die wenigen Wohnhäuser.
„ Und wie
kommen wir jetzt hier weg? Ich wollte ungern die ganze Nacht hier
herumstehen.“, stellte Kate fest.
„ Ich kenne
einen guten Weg nach draußen.“ Er lief auf das Ende der
Gasse zu, wo eine hohe Mauer ihnen den Weg versperrte und klopfte
gegen eine der Holzkisten, die in der Ecke gestapelt standen. Wenig
überzeugt trat Kate näher und beobachtete ihn dabei.
„ Ich klettere
da bestimmt nicht rauf.“, stellte sie klar. Erstens wirkten
diese Kisten sehr instabil und außerdem fiel ihr keine
Möglichkeit ein, wie sie auf der anderen Seite wieder
herunterkommen sollte. Das hieß, Möglichkeiten sah sie
schon, doch beim Anblick der Höhe, sahen die Folgen in ihrem
Kopf alles andere als ungefährlich aus. Alessio lachte leise.
„ Ich hab nicht
behauptet, wir würden darüber klettern.“, sagte er
und mit einem Ruck schob er die vorderste Kiste bei Seite. Eine Art
schmaler Tunnel wurde sichtbar.
„ Ich habe
zufällig gehört, wie deine kleine Freundin mit ihrer
Schwester hierüber geredet hat.“, freute er sich und ging
in die Hocke.
„ Ich kann mir
nichts Schöneres vorstellen, als in einer dunklen Gasse, in
einer noch dunkleren Kiste zu hocken.“, murmelte Kate ironisch.
„ Ich hatte
auch nicht vor darin zu übernachten.“, gab Alessio zurück
und kroch auf allen Vieren in das schwarze Loch. Wenig begeistert
folgte Kate ihm und versuchte die Öffnung hinter sich zu
verschließen. Es war nicht halb so dunkel, wie sie erwartet
hatte. Nur knapp ein oder zwei Meter weiter, war bereits der Ausgang.
„ Ok, du hast
mich überzeugt. Das war witzig, aber ich kann trotzdem auf ein
zweites Mal verzichten.“, gab Kate zu, während sie sich
aufrichtete. Sie standen jetzt außerhalb des Dorfes, auf der
Rückseite der Häuser.
„ Was kommt als
Nächstes?“, fragte sie. Alessio nahm ihre Hand und führte
sie durch den Wald.
„ Du könntest
mir erzählen, was du den ganzen Tag gemacht hast, außer
kleine Kinder ärgern.“, grinste er.
„ Ich hab sie
nicht geärgert, auch wenn sie es verdient hätte.“,
verteidigte Kate sich mit erhobenem Kopf. Alessio lachte.
„ Was hat das
arme Mädchen dir denn getan?“
„ Sie hat mich
bei Sanny verpetzt und fand es auch noch lustig.“, sagte Kate
mit gespielter Empörung, wobei sie ein Gesicht machte, als wäre
sie zutiefst enttäuscht, von Paula.
„ Das grenzt an
Hochverrat.“, stimmte Alessio ihr grinsend zu.
„ Hmm.“,
machte Kate abwesend. „Verrätst du mir, wo du hin
willst?“, fragte sie und warf einen besorgten Blick zum Himmel.
Es war hell genug, um die dunklen Wolken zu erkennen, die so tief und
schwer über den Baumwipfeln hingen als wollten sie sich auf
ihnen niederlassen.
„ Wenn ich
ehrlich bin, habe ich kein bestimmtes Ziel vor Augen.“,
antwortete Alessio.
„ Würde es
dir etwas ausmachen, wenn wir zurück ins Dorf gehen? Wenn ein
Sturm aufzieht, bin ich nicht gerne draußen. Es wäre mir
lieber ein Dach über dem Kopf zu haben.“
„ Reicht dir
das Blätterdach nicht aus? Ich dachte, du hättest kein
Problem mit Schnee und Kälte.“, sagte Alessio.
„ Hab ich auch
nicht.“, versicherte Kate ihm. „Nur... Sturm ist mir
irgendwie nicht ganz geheuer.“
„ Du wirst
schon sehen, es gibt heute keinen Sturm.“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher