Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Diese zögerte nicht lange. Fest
entschlossen dieses Mal etwas zu schaffen, griff auch sie nach etwas
Schnee. Anders wie Liz verschloss sie ihre Hände nicht. Sie
konzentrierte sich auf ein Bild in ihrem Kopf, ähnlich wie sie
es gestern bei dem Wasserbecken getan hatte. Sie schloss weder die
Augen, noch hielt sie den Atem an, wie sie es so oft tat, wenn sie
etwas unbedingt schaffen wollte.
Es dauerte eine
Weile, bis sich etwas regte. Langsam hoben sich die Ränder und
verformten sich. Immer deutlicher waren klare Umrisse zu erkennen.
Zwei Flügel traten hervor und ein Körper wurde erkennbar.
Sie hatte sich für einen Schmetterling entschieden, da ihr die
Form einfacher erschien und besser gefiel.
Langsam gefror das
Wasser, aber nur so weit, dass sich die zarten Flügel der
winzigen Gestalt noch bewegen konnten. Ein Windstoß, der durch
die Bäume des Waldes fuhr, brachte sie auf eine Idee.
Kate hob die Finger
zu ihren Lippen und pustete sacht gegen die glasigen Flügel.
Leicht wie ein Blatt flog er einen Meter in die Luft und glitt ein
Stück Richtung Boden, während er sich langsam auflöste.
Mai nahm Kate bei
den Händen und hüpfte aufgeregt im Kreis um sie herum. Kate
grinste breit, so lange, bis sie Liz Gesicht begegnete. Entsetzten
stand darin geschrieben. Mai bemerkte es erst, als Kate plötzlich
stehen blieb.
„ Was ist los,
habe ich es wieder falsch gemacht?“, fragte Kate verzweifelt.
Liz bewegte kaum merklich den Kopf hin und her.
„ Wie hast du
das gemacht? War das irgendein Trick? Es ist unmöglich so etwas
zu vollbringen.“ Ihre Stimme war fassungslos. Wie in Trance
ließ sie sich auf den Boden sinken.
„ Was ist denn
hier los?“, fragte Alessio interessiert und legte einen Arm
über die Schultern seiner Schwester und den Anderen um Kate.
Dabei versuchte er einen völlig normalen Gesichtsausdruck
beizubehalten. Selbst wenn er es vermutete, stand für ihn noch
nicht sicher fest, wie viel Mai wusste. Diese schien es zurzeit
jedoch kaum wahrzunehmen.
„ Ich glaube
Liz hat einen Schock, weil Kate Figuren aus Eis fliegen lässt.“,
erklärte sie.
„ Ich dachte
eigentlich, du würdest noch eine ganze Weile schlafen.“,
fügte sie hinzu.
„ Nein, dass
überlasse ich den Anderen. Ich bin froh, dass du zurück
bist, aber ich muss dich trotzdem gleich wieder fortschicken.“,
sagte Alessio. „Ins Haus, um Liz etwas zu trinken zu holen. Sie
sieht nicht gut aus.“, meinte Alessio. Mai zuckte mit den
Schultern.
„ Kein Problem
und stell nichts Dummes an, während ich weg bin.“, sagte
sie zwinkernd. Liz starrte ihr verständnislos nach. Noch bevor
Mai ganz verschwunden war, drehte Kate sich um und ließ es zu,
dass er sie in den Arm nahm. Für einen winzigen Augenblick war
es ihr egal, dass Liz anwesend war und dass sie einer der Anderen
sehen konnte. Es zählte nur, dass sie nicht alleine war.
Zufrieden legte sie ihre Arme um Alessio, der sie auf den Scheitel
küsste.
„ Es war ja
klar, dass sie es weiß.“, murmelte er leise, damit Liz
ihn nicht verstehen konnte, doch Kate war sich sicher, dass selbst,
wenn dieses zugehört hätte, sie den Sinn seiner Worte nicht
verstanden hätte.
„ Sie hat vor
ein paar Tagen Andeutungen dazu gemacht, allerdings haben die
vergangenen Ereignisse sie offenbar kurzzeitig auf andere Gedanken
gebracht.“, antwortete Kate abwesend. Zu sehr war sie damit
beschäftigt das Gefühl der Geborgenheit in sich
aufzunehmen, sowie seinen Geruch nach Wald und Schnee und seine kühle
Haut, gegen die ihre Eigene, im Vergleich, zu brennen schien.
„ Ich frage
mich, wie viel die Anderen wissen oder zumindest was sie vermuten.
Sicher ist Mai nicht die Einzige, die Bescheid weiß.“,
seufzte er traurig und strich ihr durch das Haar und über das
Gesicht.
„ Du bist nicht
gerade Vorsichtig.“, warf Kate ihm vor und erinnerte ihn damit
an den Vortag, an dem Sanny sie gesehen hatten. Noch während er
darüber nachdachte, löste Kate sich von ihm, bevor doch
noch jemand herunter kam.
Alessio wischte den
nachdenklichen Ausdruck auf seinem Gesicht, mit einem Lächeln
fort. Bevor Kate etwas dagegen tun konnte, hatte er sie schon
geküsst. Nur ganz kurz und ebenso schnell war er auch
verschwunden, zurück zum Haus. Mai kam ihm mit einem Wasserkrug
entgegen.
Stirn runzelnd sah
sie ihm nach.
„ Hast du ihn
zurückgewiesen?“, fragte sie Kate offen und reichte Liz,
die sie nicht zu registrieren schien, auffordernd das Wasser.
„ Was?“,
fragte Kate ernsthaft
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