Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
zu lauschen. Kate beobachtete ihn, wie er
erleichtert aufatmete.
„ Ich höre
ihn bis hierher schnarchen.“ Trotzdem flüsterte er.
„ Kein Wunder.
Wir sind alle müde.“, überlegte Kate und gähnte
fast im selben Moment. „Der Weg bis hier war anstrengend.“
Und Morgen wird es sicher nicht anders, setzte sie in Gedanken hinzu.
„ Dann schlage
ich vor, dass wir ebenfalls schlafen gehen.“, sagte Alessio und
löschte die Lampe. Die Dunkelheit brach über das Zimmer
herein. Sie wirkte keinesfalls bedrohlich, wie sie es so oft tat. Im
Gegenteil sie war wie eine wärmende Decke, die sie umgab und
schützte. Kate richtete sich auf und zog die Beine zum
Schneidersitz an. Sie hörte Alessio fluchen, als er mit dem
Schienbein an die Bettkante stieß.
„ Vielleicht
wäre es schlauer gewesen, nicht gleich das komplette Licht zu
löschen.“, sagte sie grinsend und verfolgte weiter seine
Umrisse mit den Augen.
„ Was du nicht
sagst.“, presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen
hervor, schob die Hose hoch und betrachtete sein Bein. Kate vermied
es ihm klar zu machen, dass er bei dem Licht eh nichts würde
erkennen können. Natürlich wusste er es, doch er ließ
es sich nicht anmerken.
„ Das gibt
sicher einen blauen Fleck.“, stellte er fest und schob seine
Beine achtlos unter die Decke.
Kate legte sich
schweigend neben ihn und betrachtete die Schatten, der Bäumen
vor dem Fenster, die an der Decke tanzten.
„ Dieses Bett
ist wie eine Wolke. Es ist weich und gibt einem das Gefühl
leicht, wie Luft zu sein.“, sagte sie irgendwann.
„ Die
Vorstellung gefällt mir.“, murmelte Alessio schläfrig
und drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu Kate. „Sag
mir Bescheid, wenn es anfängt aus ihr zu schneien.“,
teilte er ihr seine Gedanken mit und legte einen Arm um sie. Eine
Decke war ihr noch immer zu warm, deshalb lag sie darüber, doch
sein Arm war kühl und würde sie gewiss nicht am Einschlafen
hindern. Sie lehnte sich gegen seine Brust und schloss die Augen. Für
einen Moment schien sie weit entfernt von allem Bösen und sie
versuchte diesen Augenblick in sich aufzunehmen, damit sie ihn nie
vergessen würde. Was die Zukunft auch bringen mochte ihr war
plötzlich bewusst, dass es immer einen Weg gab ohne Schmerz zu
leben, selbst dann, wenn Angst und Kummer noch so groß waren.
Nur hatte sie es vorher, in der anderen Welt nicht wahrgenommen.
Vielleicht hatte auch die Einsamkeit ihr die Sicht vernebelt.
Ein lautes Klopfen
riss Kate aus ihren Träumen. Sie brauchte eine Weile, um sich zu
orientieren. In den letzten Wochen hatte sich ihre Umgebung beinahe
täglich gewandelt und jedes Mal wurde es schwerer. Als sie noch
jede Nacht in einem Zelt geschlafen hatte, war es deutlich leichter
gewesen, sich zurechtzufinden.
„ Hey, großer
Meister. Mach die Tür auf.“, drang Lees Stimme herein.
Verschlafen setzte Kate sich auf und blinzelte einige Male gegen das
strahlende Sonnenlicht. Gestern hatte sie sich kaum umgesehen, in dem
Zimmer. Zu früheren Zeiten, war der Raum sicherlich sehr schön
gewesen, mit seinen weißen Mauern und den kunstvoll verzierten
Schränken. Jetzt hingen Spinnweben in den Ecken und Risse
zierten die Farbe, an den Wänden. Die Vorhänge waren
weniger von Motten zerfressen, als die in den übrigen Häusern,
dafür wiesen sie dunkle Flecken auf. Alessio fuhr sich mit der
Hand über das Gesicht und durch die zerzausten Haare.
„ Verschwinde,
Lee.“, rief er und drehte sich wieder auf die Seite. Es klopfte
erneut.
„ Man, sei kein
Spielverderber, Alter. Wir könnten uns noch ein wenig
unterhalten, bevor die Anderen aufstehen. Ich hab da noch ein paar
Fragen, zu deinem Plan irgendwen auszuschalten.“, gab er zum
Besten und rüttelte an der Tür. Kate war froh, dass das
Holz einiges auszuhalten schien. Seufzend drehte Alessio sich auf den
Rücken.
„ Ich sage es
nur einmal. Wenn du mich nicht sofort in Ruhe lässt, dann wirst
du es sein, den ich umbringe.“, warnte Alessio ihn laut.
„ Vielleicht
sollte ich zusehen, dass ich verschwinde.“, wisperte Kate.
Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen. Sie hörte Lee
laut vor sich hin grummeln. Sie hätte sogar schwören
können, zu hören, wie er mit dem Fuß aufstampfte,
allerdings interessierte es sie kaum. Anstelle einer Antwort, griff
Alessio nur nach ihren Fingern und zog sie zu sich runter. Mit der
anderen Hand strich er ihr über das Gesicht, als müsste er
sich erst davon überzeugen, dass sie echt war. Kate
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