Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
würden.
Seufzend drückte
Kate die Klinke herunter.
Melina schien sich
tatsächlich ein bisschen zu freuen, sie zu sehen. Sie sagte kein
Wort, aber sie lächelte. Kate begrüßte die Mädchen
und stellte ihnen das Essen hin.
„ Draußen
schneit es und wenn ihr wollt, können wir nach dem Frühstück
rausgehen.“, sagte sie und setzte sich wie am Tag zuvor auf den
Sessel. Melina rührte sich zuerst.
Martha sah zu, wie
sie die kleinen Hände nach dem Brot ausstreckte. Schon Gestern
war Kate aufgefallen, dass sie den Rest nicht beachtete. Vielleicht
kannte sie kein Obst, oder es schmeckte ihr nicht. Während
Martha sich ebenfalls für die Teller zu interessieren schien,
ignorierte Pariy sie völlig. Sie starrte einfach nur Kate an.
Diese war nicht sicher, was sie tun konnte. In ihren Augen, war das
Mädchen eindeutig zu dünn, für sein Alter. Martha war
immer wieder kurz davor, ihre Zweifel zu überwinden, aber am
Ende blieb auch ihr Magen leer. Bei Melina lag es sicher am Alter.
Sie war noch sehr jung und konnte Schmerz und Enttäuschung
vermutlich leichter vergessen.
Sie stand
überraschend auf und lief zu einer Kiste hinüber. Ihre
Schritte waren leise und etwas unbeholfen. Der Deckel der Kiste ging
leicht zu öffnen. Sie holte eine Jacke heraus, die viel zu groß
war. Sie kam damit auf Kate zu und legte sie ihr auf den Schoß.
„ Das heißt,
sie möchte rausgehen.“, übersetzte Martha leise.
„ Und was ist
mit dir? Möchtest du auch mit?“, fragte Kate. Martha
zuckte mit den Schultern.
„ Ich würde
lieber zu meiner Mutter gehen.“, sprach sie.
„ Wo ist sie?“,
wollte Kate wissen und half Melina in die Ärmel der Jacke.
Martha antwortete nicht. An ihrer Stelle hob Melina die Hand und
deutete nach oben.
„ Sie ist
gestorben.“, erklärte Martha. Sie redete nicht, wie es für
ein Kind ihres Alters üblich war. Ihre Stimme klang ganz danach,
als hätte sie zu viel Schlechtes in der Welt gesehen.
„ Meine
Schwester.“, sie deutete auf Melina und erst da erkannte Kate
die Ähnlichkeit. „War zum Glück nicht da, an diesem
Tag.“, erzählte sie und stand auf. „Melina, halte
dir die Ohren zu, das ist ein Spiel.“, lenkte sie die Kleine ab
und machte es ihr vor. „Mein Vater hat mit einer Schale nach
ihr geworfen. Sie ist einfach umgekippt und war augenblicklich tot.“,
flüsterte sie und nahm die Hände runter.
Melina
tat es ihr nach. Dann lief sie erneut zu der Kiste und kehrte mit
einer weiteren Jacke zurück. Sie
reichte sie Martha und sah sie herausfordernd an.
„ Was ist mit
Pariy?“, fragte Kate, froh darüber endlich etwas zu
erfahren. Das würde den Umgang mit den Kindern um einiges
erleichtern.
„ Wir kennen
sie nicht. Sie ist nur am selben Tag wie wir angekommen.“,
erinnerte sie sich und streifte sich die Schuhe über die
schmutzigen Füße. Viel zu groß waren sie, aber
besser als nichts. Melina brachte auch Pariy etwas zum anziehen. Die
nahm es zögernd an sich, rührte sich aber nicht.
„ Ok, wir
werden schon zurechtkommen, solange ich noch hier bin.“,
stellte Kate fest.
„ Heißt
das, du gehst wieder?“, fragte Martha erschrocken.
„ Ich habe
keine Wahl. Meine Freunde brauchen mich, aber keine Sorge, ihr werdet
nicht allein sein. Außerdem hast du immer noch deine Schwester,
um die du dich jetzt kümmern musst.“, sagte Kate, um sie
abzulenken. Melina verstand nicht genau, was sie sagte, aber offenbar
spürte sie, dass die Rede von ihr war. Sie lächelte und
griff nach Marthas Hand.
„ Na schön,
was ist jetzt schauen wir uns den Schnee an?“, fragte Kate in
die Runde. Melina zog ihre Schwester zur Antwort auf die Tür zu.
Pariy schien zu zögern.
„ Du musst
nicht nach draußen gehen, wenn du nicht möchtest.“,
sagte Kate leise und streckte einen Arm aus. „Aber ich würde
mich freuen, wenn du mitkommst.“
Pariy betrachtete
sie abschätzend, doch dann stand sie plötzlich auf. Ihre
Anziehsachen waren bei weitem nicht so ordentlich, wie die von Melina
oder Martha. Die Hose hatte ein paar Risse und das Oberteil war viel
zu weit. Die Ärmel rutschten ihr über die kleinen Hände.
Wenigstens hatte sie Schuhe an, auch wenn sie aussahen, als würden
sie nicht mehr lange halten. Kate vermutete, dass die Bewohner von
Perana Schuhe und Jacken zu Verfügung stellten. Wahrscheinlich
lebten sie von Spenden.
Pariy zögerte
kaum, bevor sie ihre Finger nach Kate ausstreckte. Ihre Hände
waren kalt, genau wie sie es erwartet hatte. Zufrieden über
ihren
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