Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

außerhalb der Hütten auf und obwohl es vor
Kindern nur so wimmelte, hörte man selten etwas anderes, als das
Rauschen des Windes. Vereinzelt sah man eine der Pflegerinnen, die
von Haus zu Haus gingen. Das flache, zentral gelegene Gebäude
wurde scheinbar nie betreten. Hätte es keine Türe gehabt,
hätte man glauben können, es wäre nur eine Plattform.
    Sie erschrak heftig,
als sich etwas um ihren Unterarm schloss und sie zur Seite zog.
    „ Was willst du
denn hier?“, fuhr sie Alessio ungewollt an, sobald sie ihn
erkannte. Der lachte nur.
    „ Gib doch
einfach zu, dass du dich erschreckt hast.“, sagte er.
    „ Kein Wunder.
Du dürftest gar nicht hier sein.“, erwiderte Kate und
schob ihn ein Stück zurück.
    „ Seit wann
interessieren dich Regeln?“, fragte er belustigt.
    „ Seit du sie
missachtest, um mich zu verfolgen.“, sagte Kate.
    „ Ich missachte
sie nicht. Ich passe sie an meine Eigenen an.“, entschied er.
    „ Irgendwann
werde ich dir noch mal versehentlich die Haut verbrennen, wenn du
weiter ohne Vorwarnung aus dem Nichts auftauchst.“, warnte sie
ihn.
    „ Das glaube
ich kaum. Außerdem kann ich mich schützen.“, meinte
er und hob seine Hand. Weiße Schuppen schimmerten auf ihrer
Innenfläche. Kate legte ihre eigenen Finger dagegen.
Augenblicklich verschwanden die schützenden Schuppen.
    „ Klappt ja
gut.“, kommentierte Kate. Alessio grinste.
    „ Das ist nicht
meine Schuld. Du stellst einfach keine Gefahr da.“, neckte er
sie.
    „ Woher willst
du das wissen?“, fragte sie beleidigt und zog ihre Hand zurück.
Alessio war schneller. Er hielt sie fest.
    „ Für
mich! Du stellst für mich keine Gefahr da.“, korrigierte
er seine Aussage.
    „ Klingt
besser, aber du solltest dich nicht zu sehr darauf verlassen.“,
riet sie ihm.
    „ Damit kann
ich leben.“, antwortete er und beugte sich zu ihr hinunter.
    „ Und kannst du
auch mit Sanny leben?“, warf sie ein. Alessio fuhr herum.
    „ Sieht nicht
danach aus.“, bemerkte Kate grinsend.
    „ Das ist nicht
lustig.“, stellte er nüchtern fest.
    „ Es ist sogar
ziemlich lustig.“, erwiderte Kate.
    „ Na warte.“,
knurrte Alessio und hob sie hoch. Bevor sie es schaffte sich zu
befreien, fing er an sich auf der Stelle zu drehen. Sie kniff die
Augen zusammen, als ihre Umgebung zu einem Bild aus weißen
Flecken verschwamm.
    „ Stopp, Stopp,
Stopp.“, rief sie, weiter lachend. Alessio blieb stehen und
setzte sie wieder auf die Füße. Hätte er sie nicht
festgehalten, wäre sie vermutlich umgekippt. Auch wenn sie
festen Boden unter den Füßen spürte, schien die Welt
sich noch immer zu drehen.
    „ Alles klar?“,
fragte er und küsste sie. Langsam ließ das Schwindelgefühl
nach.
    „ Ich glaube,
ich muss etwas essen.“, überlegte Kate. Ihr Magen fühlte
sich schmerzhaft leer an.
    „ Dann sollten
wir gehen. Es ist sowieso schon Zeit, sich mit den Anderen zu
treffen.“, sagte er mit einem Blick zum Himmel.
    „ Ich hatte
eigentlich gehofft, wir könnten Hilfe von dieser
Drachenprinzessin erhalten, aber nach dem, was mir die Frauen in der
Küche erzählt haben, müssen wir wohl ohne sie zurecht
kommen.“, sagte Mai.
    „ Sie scheint
eine Hellseherin oder etwas Ähnliches zu sein. Sie wurde aus dem
Dorf verbannt, in dem sie geboren wurde, da man sich erzählte,
sie sei verflucht worden, weil sie zu vielen Unschuldigen das Unglück
vorausgesagt hatte. Da sie ständig neue Geschichten über
einen kommenden Krieg erzählte, wurde sie nirgendwo gerne
gesehen. Die Drachen, die alle Menschen verachten, haben sie
schließlich bei sich aufgenommen und ihr Schutz gewährt.“
Mai verstummte.
    „ Nicht sehr
hilfreich.“, brummte Lee und sie nickte zustimmend.
    „ Tut mir leid,
aber mehr habe ich nicht aus ihnen herausbekommen.“,
entschuldigte Mai sich.
    „ Ich glaube,
du hast mehr in Erfahrung gebracht, als jeder Einzelne von uns.“,
gab Claire zu.
    „ Ich habe nur
das Übliche gehört, dass sie die Menschen meiden, weil sie
ihnen nicht trauen. Sie leben in diesem Dorf Cairus und sie sind
weißer, als eben gefallener Schnee. Fünf von ihnen sind
die Wächter, dieser Welt und wissen als Einzige, wo das
Drachenherz zu finden ist. Oh und sie sind angeblich groß wie
ein Haus.“, meinte Lee.
    „ Ich habe den
ganzen Tag über, die Schriften durchsucht. Alles was die
Bewohner von Perana, in den Jahren, über die Drachen erfahren
haben, haben sie dort gesammelt. Das interessante ist, dass immer
wieder die Rede von einer Prophezeiung