Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Er wollte etwas
sagen, doch Dana kam ihm zuvor. Ihre Stimme klang plötzlich ganz
fest und nicht die Spur eines Schluchzens drang durch sie.
„ Ich glaube,
Ted wollte Lee umbringen, aber Chris war schneller.“
„ So ein
Quatsch.“, unterbrach Claire sie, aber Mai wirkte interessiert.
Wortlos schob sie den Mantel weg, der Teds Arme verdeckte.
„ Da ist
nichts, hab ich doch gesagt.“, meinte Claire. Dana wirkte
enttäuscht.
„ Warte, was
ist das?“, fragte Sanny, als Mai den Mantel wieder fallen
lassen wollte. Sie griff vorsichtig nach etwas, das neben Ted im
Schnee lag.
„ Was hast du
da, Sanny?“, fragte Alessio und beugte sich zu ihr runter. Sie
zeigte ihm eine kleine Ampulle, gefüllt mit einer rotbraunen
Flüssigkeit.
„ Dem Geruch
nach zu urteilen, ist das Gift eines Fayalitfalters. Das ist ein
Insekt, das normalerweise an den Ufern des Meeres lebt. Ich frage
mich wie er daran gekommen ist.“, sagte Sanny nachdenklich und
drehte das Fläschchen zwischen den Fingern.
„ Und was macht
dieses Gift.“, wollte Lee unbehaglich wissen. Die Vorstellung
einer Waffe, die er nicht mit seinem Schwert besiegen konnte, gefiel
ihm nicht.
„ Über
kurz oder lang tötet es.“, antwortete Sanny knapp und
öffnete das durchsichtige Gefäß. Bevor irgendwer
etwas sagen konnte, kippte sie den Inhalt in die Flammen.
„ Wenn Danas
Vermutung stimmt, dann hat Chris Lee also vor dem Tod bewahrt?“,
schlussfolgerte Claire. Kate betrachtete den Toten.
Er hatte nie auch
nur ein Wort gesagt, wenn man ihn nicht dazu aufgefordert hatte und
niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass er jemanden von
ihnen ermorden würde. Ebenso wie sie es nicht für möglich
gehalten hatte, dass Chris seinen eigenen Bruder töten würde.
Die Angst kroch über ihre Haut.
Lee und Alessio
trugen gemeinsam die Leiche in den Wald, um jegliche Spur von ihnen
abzuwenden, während Mai das Blut mit sauberem Schnee bedeckte.
Sanny gab Dana ein Beruhigungsmittel und Claire führte sie in
das Zelt.
„ Wieso wollte
er das tun? Wieso jetzt?“, fragte Mai. Kate sah sie an und
bemerkte, dass sie stumm weinte. Sie ging zu ihr, um sie zu trösten.
„ Ich weiß
es wirklich nicht.“, flüsterte Kate.
„ Man kann wohl
niemandem trauen.“, sagte Mai und wischte sich die Tränen
weg.
„ Dich
ausgenommen natürlich.“, lächelte sie Kate an. „Und
vielleicht auch noch Sanny.“, fügte sie eilig hinzu.
„ Und dein
Bruder?“, fragte Kate, um sie zum lachen zu bringen.
„ Der ist der
Schlimmste von allen. Er sagt mir nie, was er mit Jill bespricht. Er
verbietet mir die Regeln zu brechen und er erzählt mir nicht
seine Geheimnisse. Außerdem verschweigt er mir alles
Wichtige.“, schimpfte sie.
„ Du verlässt
dich zu sehr auf deine Ohren.“, sagte Alessio, der soeben mit
Lee auf die Lichtung trat, auf der sie ihr Lager errichtet hatten.
„ Das kommt
davon, dass sie so verdammt gute Ohren hat.“, lachte Lee steif.
In seinem Gesicht spiegelte sich noch immer der Schrecken.
„ Was passiert
jetzt?“, fragte Kate Alessio, der das Messer vom Boden aufhob.
„ Irgendein
Seelenwächter wird ihn in den nächsten Wochen finden und
verschwinden lassen. Wir sollten uns wieder hinlegen und versuchen
noch ein wenig zu schlafen.“, sagte er.
„ Gerade hat
ein angeblicher Freund versucht mich umzubringen. Schlafen ist jetzt
das Letzte, an das ich denken kann.“, meinte Lee und hockte
sich an das schwächer werdende Feuer.
„ Dann
übernimmst du eben weiter die Wache.“, entschied Alessio.
„ Ich will auch
nicht wieder ins Zelt. Ich bleibe mit wach.“, sagte Kate. Ihr
Kopf war schwer von all den Dingen, die passiert waren und jetzt, wo
sich die Aufregung langsam legte, waren auch die anderen Probleme
zurück. Besonders die Gedanken an Pariy, die sie allein gelassen
hatte, bohrten sich tiefer in ihren Kopf. Es löste einen Schmerz
in Kate aus, den sie nicht beschreiben konnte.
„ Nein.“,
antwortete Alessio. „Ihr geht Beide zurück ins Zelt.“
Er deutete von ihr zu Mai, die Ausnahmsweise kein Interesse zeigte,
das Gegenteil von dem zu tun, was man ihr sagte. In Kate hingegen
regte sich etwas. Sie wollte nicht, dass man so mit ihr sprach.
„ Das hast du
nicht zu entscheiden.“, sagte sie ebenso ernst, wie Alessio
zuvor. Er betrachtete weiter das Messer und wischte es mit etwas
Schnee ab.
„ Das sehe ich
anders.“, meinte er ruhig.
„ Kate, lass
gut sein.“, wisperte Mai mit müder Stimme und zog sie
leicht an ihrem
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