Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
auf dem Bauch von der Matratze und kam auf sie
zu. Kate ging in die Hocke und nahm die kleinen Hände in ihre.
Sie wusste weder genau was sie sagen sollte, noch wie sie am Besten
anfangen konnte.
„ Ich muss für
eine Zeit lang weggehen, aber ich verspreche dir, dass ich dich
wieder besuchen komme. Also, tu mir den Gefallen und iss etwas, wenn
Zara dir was bringt. Du bist hier sicher und es werden sich alle um
dich kümmern, versprochen.“, sagte Kate leise und rückte
das kleine Diadem aus Eis gerade, das sie noch immer trug.
„ Wir sehen uns
bald wieder.“, versicherte sie zum zweiten Mal und drückte
Pariy an sich. Es war ein merkwürdiges Gefühl zu gehen und
sie hier zu lassen. Es kam ihr vor, als würde sie mit Pariy
einen Teil von sich selbst zurücklassen, den sie lieber behalten
wollte und das schlechte Gewissen machte sich in ihr breit, als sie
das Dorf verließen.
Ein greller Schrei
drang durch die Stille der Nacht, panisch und angsterfüllt
zugleich. Er ließ Kate das Blut in den Adern gefrieren. So
schnell wie Alessio war niemand von ihnen auf den Beinen. Kate spürte
den eisigen Wind auf der Haut, als sie das Zelt verließ.
Der Lichtschein des
Feuers war hell genug, um den Schrecken zu sehen, der sich ihnen bot.
Dana saß zusammengekauert auf dem Boden. Sie war es, die
geschrien hatte. Lee stand nicht weit von ihr entfernt, mit bleichem
Gesicht und starrte Chris an, der wie eine Statur aus Stein dastand.
Eine Hand hatte er über dem Kopf erhoben und in ihr hielt er
eine lange blutige Klinge. Zu seinen Füßen lag eine
Gestalt, regungslos, mit dem Gesicht im Schnee. Kate erkannte nicht,
wer es war. Ihre Gedanken waren zu sehr damit beschäftigt, einen
Sinn in dem zu finden, was ihre Augen sahen.
Niemand rührte
sich. Für eine Sekunde schienen sie alle aus Eis zu sein, dann
schluchzte Dana auf. Mai war als Erste bei ihr. Mai, die Dana doch so
sehr hasste, war die Erste, die eingriff. Sie legte ihr einen Arm um
die Schultern und strich ihr beruhigend mit der Hand über die
Haare.
Alessio machte einen
schnellen Schritt auf Chris zu und riss ihm ohne zu zögern das
Messer aus der Hand. Dieser taumelte zurück und fing an
unverständliche Worte vor sich hin zu stammeln. Der Ausdruck in
seinen Augen war fassungslos, als könnte er selbst nicht
glauben, was er getan hatte.
Sanny trat zu der am
Boden liegenden Person und drehte sie vorsichtig auf den Rücken.
Kate erkannte das Gesicht von Ted.
„ Er ist tot.“,
stellte Sanny fest, nachdem sie den breiten Schnitt, an seinem Hals
untersucht hatte. Noch immer sickerte Blut aus der Wunde und
verteilte sich im Schnee.
„ Was
meinst du
damit?“, fragte Claire überflüssiger Weise.
„ Er war es, er
hat ihn umgebracht.“, stieß Dana hysterisch hervor und
zeigte auf Chris.
Der wich weiter
zurück.
„ Ich musste es
tun. Ich wollte nicht. Er...“, stammelte er noch und bevor
irgendwer ihn festhalten konnte rannte er los, tief in den Wald
hinein. Keiner machte sich die Mühe ihm nachzulaufen. Sie alle
waren zu geschockt.
„ Was ist hier
passiert?“, fragte Alessio an Lee gewandt, da Dana jetzt so
heftig weinte, dass kein Wort, von dem was sie sagte, zu verstehen
war. Alessios Stimme war ruhig und gefasst. Noch immer hielt er das
Messer fest. Die mit Blut überzogene Klinge steckte zwischen
seinen Fingern. Die Drachenhaut schütze ihn, doch Kate war sich
nicht sicher, wie lange noch. Was wenn er nur eine Sekunde seine
Aufmerksamkeit darauf verlor.
„ Ich habe
keine Ahnung. Wir haben Wache gehalten, wie geplant. Ich habe mit dem
Rücken zu den Zelten gesessen. Dana hat sich kurz umgedreht und
dann war es auch schon passiert.“, sagte Lee etwas zu schnell,
für seine sonst so gelassene Art.
Claire, die sich
allmählich zu fangen schien ging ebenfalls zu Dana, wenn auch
etwas zögernd. Sie hatte ihr noch immer nicht ganz verziehen,
dass sie Jeremie ihren Aufenthaltsort verraten hatte. Doch die
Tatsache, dass Chris seinen eigenen Bruder erstochen hatte, schien so
viel schrecklicher zu sein.
Mai kroch an Lee
vorbei, auf den am Boden liegenden Ted zu und betrachtete sein
blasses Gesicht.
„ Warum hat er
das getan.“, rief Alessio wütend, während Lee ebenso
ratlos die Schultern zuckte.
Kate trat auf
Alessio zu und nahm ihm vorsichtig das Messer aus der Hand, bevor er
sich doch noch an der langen Klinge verletzte. Er schien es kaum zu
merken. Erst als Kate mit dem Ärmel das Blut von dem Metall
wischte und es auf den Boden legte, sah er auf.
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