Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
dann passieren.
Das Lied versicherte ihr nur dann einen Sieg, wenn sie allein ging.
Die restlichen Dinge
verstaute sie wieder unauffällig dort, wo Kate sie hergenommen
hatte. Dabei fiel das Foto ihrer Eltern heraus. Sie hob es vom Boden
auf und betrachtete es kurz. Die Zeit, die das Bild gefangen hielt,
schien so weit weg zu sein, als stammte sie aus einem anderen Leben,
ein Leben, an dass sie sich kaum erinnerte. Ein Leben, welches nicht
von Drachen, Fähigkeiten oder Kriegen beeinflusst worden war.
Kate schob es unter ihre Jacke. Es würde ihr nicht helfen, doch
sie wollte es auch nicht hier lassen.
Im Eingang blieb sie
stehen und blickte sich um. Sie könnte eine Waffe mitnehmen,
überlegte sie. Was nützte es ihr, wenn sie nicht damit
umgehen konnte. Nein, es wäre besser so wenige Waffen, wie
möglich in der Nähe zu haben, denn jede Einzelne würde
eine Gefahr für sie selbst darstellen.
Was
macht den Unterschied? Du stirbst sowieso, wenn du ihm begegnen
solltest, flüsterte
es in ihr.
Sie stockte und
dachte für eine Sekunde darüber nach. Was wenn es stimmte?
War es denn wichtig?
Sie musste zugeben,
dass es sie ein wenig bremste, dass sie das Lied nicht bis zum Ende
hatte hören können. Vielleicht sollte sie zu Cassy gehen
und sie danach fragen. Jeder Hinweis konnte nützlich sein.
Entschlossen wandte sie sich zum Gehen und wäre beinahe mit
Alessio zusammengestoßen.
„ Oh.“,
machte sie und fragte sich, weshalb er schon zurück war. Er sah
wütend aus und Kate überlegte, ob er wohl wusste, was sie
vorhatte. Aber als er sie bemerkte verschwand ein Teil der Wut, aus
seinem Gesicht.
„ Wo
willst du hin?“, fragte er, so wie er es immer tat. Kate
überlegte nicht lange.
„ Zu
Mai.“, sagte sie ruhig und lenkte all ihre Gedanken weg, von
ihrem eigentlichen Vorhaben. Es klappte nur deshalb, weil es keine
wirkliche Lüge war. Immerhin wollte sie vorher zu Mai, um ihr
den Zettel zu geben.
„ Na
schön, aber sag ihr, sie soll sich von den Wächtern fern
halten.“, meinte er. „Du auch.“, fügte er
hinzu.
„ Wieso?“,
fragte Kate überrascht. Es erschien ihr seltsam. Immerhin waren
die Drachen doch auf ihrer Seite und würden ihnen kaum etwas
tun. Alessios Gesicht verdunkelte sich nur.
„ Ich
erzähle es dir, wenn du wieder hier bist. Versprich mir nur,
dass ihr jeglichen Kontakt mit ihnen vermeidet.“, sagte
Alessio.
„ Ok.“,
antwortete Kate. Die Drachen interessierten sie kaum noch, seit sie
Cassy hatte singen hören.
„ Dann
geh ich jetzt.“, verabschiedete Kate sich. Er nickte nur, nicht
wissend, wie viel mehr ihre Worte bedeuteten. Kate konnte es kaum
fassen, dass er nichts bemerkt hatte. Anscheinend beschäftigte
ihn das, was er mit den Drachen besprochen hatte. Was es wohl war?
„ Hallo.“
Cassy stand plötzlich vor ihr und lächelte sie an.
„ Cassy.“,
bemerkte Kate nur und sah sie einen Moment schweigend an.
„ Dich
habe ich gesucht.“, sagte sie, doch bevor sie nach dem Lied
fragen konnte, verließ sie der Mut. Vielleicht war es besser
das Ende nicht zu kennen. Wer wollte schon wissen, ob das Ende gut
war?
„ Ich
wollte fragen, ob...“ Kate überlegte schnell.
„ Könntest
du das hier Mai bringen?“, fragte sie stattdessen und zog den
Brief aus ihrer Jacke hervor.
„ Ja,
sicher.“ Cassy wirkte verwirrt. Bevor sie etwas sagen konnte,
sprach Kate dazwischen.
„ Sie
wird es nicht verstehen, aber Claire kann ihr helfen.“, redete
sie drauf los, damit Cassy keine Fragen stellte.
„ Es
ist wirklich nett von dir! Vielen Dank.“, sagte sie hastig und
ging weiter, bevor sie noch jemanden treffen konnte.
Mauern, Fenster und
Türme, wie aus Glas, ragten vor Kate aus dem Boden, als wollten
sie nach den Seelen am Himmel greifen und sie zurück zu den
Lebenden holen. Es gab nur eines, das sie überragte und das
waren die Berge aus spitzen Felsen, die links und rechts an die
eisigen Mauern des Schlosses stießen. Bei ihrer Ankunft hatte
das Schloss wie ein Tor zwischen den Felsen gewirkt, jetzt sah es
mehr so aus, als würden die gläsernen Mauern ohne die
Stützen aus Stein in sich zusammenbrechen.
Bisher hatte Kate
die Türme nur aus der Ferne gesehen. Sie war davon ausgegangen,
dass man durch die Mauern direkt ins innere des Palastes sehen
könnte, doch eine breite Front aus weißem Efeu versperrte
ihr die Sicht. Er ragte so hoch, dass nur der oberste Rand der fast
vier Meter hohen Tür zu sehen war.
Die Äste, die
aus dem Schnee ragten, waren so dick,
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