Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
standen an matt, glänzenden
Wänden. Die Türen hatten raue Oberflächen, durch die
man nur verschwommen erahnen konnte, was sich hinter ihnen verbarg.
Kate vermutete, dass
sie in einer Art Empfangshalle stand. Eine breite Treppe führte
in die oberen Stockwerke und ein Tresen war in der Nähe der
riesigen Forte errichtet, die sie von außen nur hatte erahnen
können.
Zögernd ging
sie auf die Stufen zu. Es war vollkommen still in dem Schloss. Was
wenn das Lied Unrecht hatte oder Cassys Geschichten, einfach nur
Geschichten waren?
Wer wusste schon, ob
dieses Gebäude nicht ebenso verlassen war, wie das Dorf Ruvon.
Nun ja, es sieht
nicht danach aus, als würde niemand hier leben, dachte Kate.
Alles war sauber und heil. Es gab weder Staub noch andere Hinweise
darauf, dass der Ort verlassen war.
Kate setzte ihren
Fuß auf die erste Stufe.
Sie wollte zuerst
hinaufgehen. Sie fühlte sich sicherer, wenn sie das Eis unter
ihren nackten Zehen spürte. Es war ihre einzige Waffe.
Auf dem Absatz in
der Mitte der Treppe, blieb sie noch einmal stehen und holte das
Fläschchen heraus. Der Korken löste sich mit einem leisen
Plopp. Kate hob es dicht vor ihre Augen. Trotz der umherschwirrenden
Feen war es nicht sehr hell. Sannys Warnung, nur ein paar Tropfen zu
nehmen war deutlicher als zuvor, dennoch sah sie keine andere
Möglichkeit. Es war besser den Trank zu nehmen, bevor sie keine
Zeit mehr hatte. Sie setzte den Rand der Flasche an die Lippen und
kippte sie Leicht. Sobald sie die Flüssigkeit im Hals spürte,
ließ sie das kleine Glasgefäß fallen. Es fiel
klappernd auf den Boden und sprang von Stufe zu Stufe, so laut, dass
das Geräusch an den Wänden widerhallte.
„ Mist.“,
fluchte sie tonlos und eilte die restlichen Stufen hinauf, um sich
hinter einer Säule zu verstecken. Ihr Herz pochte heftiger, als
je zuvor, doch nichts geschah.
Warum musste sie es
auch fallen lassen? Hätte sie es nicht ahnen können?
Sie hatte es nicht
fallen gelassen, weil es so schrecklich schmeckte. Im Gegenteil, es
war beinahe süßer noch als Honig. Sie war überrascht
gewesen, dass es so kalt schmeckte. Nie in ihrem Leben hatte sie
etwas Kälteres zu sich genommen. Die Flüssigkeit veränderte
sich gerade von der Kälte in etwas angenehm Warmes.
Es funktionierte
also. Langsam schob Kate den Kopf vor und lugte um die Säule.
Dass sich nichts regte, machte sie stutzig. Gerade wollte sie
vortreten, als etwas pelziges, nicht größer, als eine
kleine Katze über die Treppe geflitzt kam. Kate erkannte nicht
was es war, aber es hielt die Flasche zwischen der Schnauze und
verschwand damit hinter einer der Türen am Ende des Flures. Noch
immer war sie wie erstarrt. Was war das für ein Wesen? War es
gefährlich und würde es sie wohlmöglich zu dem
bringen, den Kate suchte? Sie sah nur eine Möglichkeit das
herauszufinden. Sie befreite sich aus ihrer Starre und lief leise
über den Korridor. Die Tür ließ sich leichter
bewegen, als Kate angenommen hatte. Trotz des harten Eis, aus dem sie
bestand, war sie ebenso leicht, wie eine Holztür.
Ein helles Licht
begrüßte sie. Kerzen brannten hoch oben an der Decke, in
einem prächtigen Kronleuchter.
Gegenüber stand
ein ebenso verzierter Sessel. Er war das einzige Möbelstück,
doch es reichte, um Kate für ein paar Sekunden den Atem zu
rauben, was weniger an dem Sessel selbst lag, als an seinem Besitzer.
Eine Gestalt saß
aufrecht und in rote Seide gekleidet in ihm. Das pelzige Tier auf der
Schulter und ein Lächeln im Gesicht.
„ Hallo
Katelyn. Ich habe dich erwartet.“
Mai hatte nicht viel
übrig, für Drachen die sprechen konnten. In ihren Augen war
es nicht richtig und noch weniger gefiel ihr, dass sie sich für
etwas Besseres zu halten schienen. Sie machten alle Menschen schlecht
und verurteilten sie für Dinge, die Andere getan hatten.
Sie selbst wäre
nie auf die Idee gekommen ein Tier zu töten, weil sie dessen
Schuppen verkaufen wollte, oder um in dessen Blut zu baden, nur weil
es einem angeblich ewige Jugend bescherte.
Nein, sie fühlte
sich ungerecht behandelt. Taja, der Drache, der bei ihr lebte war
ganz anders und sie hatte ihn nicht gezwungen bei ihr zu bleiben. Es
war Tajas freier Wille und es schmerzte Mai zu wissen, dass sie weit
weg von ihr war. Wenn sie so wie jetzt, alleine durch das Dorf lief,
auf der Suche nach einer Beschäftigung, dann kamen ihr all die
Dinge in den Sinn, die sie vermisste und nicht sehen durfte. In
letzter Zeit waren es so viele geworden, dass
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