Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
Mai kam aus dem
Zelt, kurz nachdem Jeremies Truppe uns angegriffen hatte. Als sie Mai
sahen sind sie zum Teil abgehauen.“, erzählter er weiter.
„ Also hat
Jeremie ihnen offenbar von ihr erzählt.“, warf Kate ein.
Alessio nickte.
„ Leider sind
sie nicht wirklich verschwunden.“, fuhr er fort. Kate erinnerte
sich an die brennenden Pfeile und vermutete, dass die Männer
erst aus sicherer Entfernung geschossen hatten.
„ Was hat Mai
gemacht?“, fragte Sanny und verknotete das Ende des Bandes.
„ Sie konnte
nichts machen. Jeremie, dieser Feigling, ist gar nicht erst in unsere
Nähe gekommen und als sie das Zelt in Brand gesetzt hatten,
mussten wir Ted und Chris da rausholen.“ Alessio stand auf und
besah sich seinen Arm.
„ Danke. Sieht
fast wieder wie neu aus.“, sagte er und grinste Sanny an. Sie
zog die Augenbrauen hoch.
„ Es wird zwei
Tage dauern, bis du damit wieder rausgehen kannst.“, entgegnete
sie.
„ Heißt
das, wir müssen erst einmal hier bleiben?“, wollte Kate
wissen.
„ Meinetwegen
können wir aufbrechen, sobald die Sonne aufgegangen ist.“,
flüsterte Alessio. Sanny sah ihn böse an.
„ Aber ich
würde gerne noch ein paar Tage hierbleiben.“, fügte
er rasch hinzu, um sie nicht zu verärgern.
Kopfschüttelnd
räumte Sanny die übrig gebliebenen Blätter weg und
leerte den Eimer im Garten aus. Es schneite. Zwar war es hell
draußen, doch der Himmel war von grauen Wolken bedeckt. Kalter
Wind wehte ins Zimmer. Schnell schloss Sanny die Tür wieder und
wandte sich an Kate.
„ Wie sieht der
Rest des Hauses aus?“, fragte sie.
„ Genau so wie
hier. Nur die Treppe ist eingestürzt.“, sagte Kate.
„ Dann müssen
wir halt hier schlafen.“, meinte Sanny und deutete auf die
Sessel ringsherum. Wenig begeistert musterte Alessio sie, bis er zu
dem Schluss kam, dass er nicht müde sei.
Sanny versicherte
ihm, dass er sich ausruhen musste, damit sein Arm ganz in Ruhe heilen
konnte und so kam es, dass schon kurze Zeit später alle bis auf
Kate schliefen.
Die Füße
auf der Armlehne, eingewickelt in eine mottenzerfressene Decke, saß
sie auf einem Sessel, nahe der Tür, die in den Garten führte
und sah zu wie der Schnee immer dichter wurde.
Sie war müde,
aber sie konnte nicht schlafen. Immer wieder dachte sie an Mai und
die Anderen. Was war wenn Jeremie und seine Truppe sie erneut
gefunden hatten. Hoffentlich ging es ihnen gut.
Nach einer Weile
stand Kate auf. Sie konnte nicht länger stillsitzen.
Zwar gefiel es ihr
in diesem alten Haus, doch es war staubig und sie sehnte sich nach
dem Geruch der eisigen, von Schnee durchtriebenen Luft. Leise um sie
nicht zu wecken, schlich Kate an Sanny und Alessio vorbei auf den
dunklen Flur.
Als sie in den
Schnee trat lächelte sie. Er war nicht länger kalt.
Offenbar hatte ihr Körper sich der Kälte wieder angepasst.
Während sie um den alten Hof herumging, hörte es auf zu
schneien und die Sonne brach durch die Wolken. Der Wald wirkte wie
eine Schutzmauer, die diesen Ort vor allen Gefahren abschirmte. Der
Garten war viel größer, als er von drinnen gewirkt hatte,
aber Kate hielt sich nicht länger dort auf. Stattdessen ging sie
zwischen den Bäumen entlang. Immer nur so weit, dass sie den Hof
noch sehen konnte. Sie hatte Angst sie könnte sonst nicht
zurückfinden und das Letzte was sie wollte war allein in einer
fremden Welt umherzuirren.
Es war vollkommen
friedlich hier.
Kate öffnete
eine große Holzkiste hinterm Haus, die offenbar den Kühlschrank
ersetzen sollte. Sie war randvoll mit Äpfeln. Kate nahm einen
heraus, ließ die Klappe zuschnappen und setzte sich auf die
Kiste. Dann zog sie das Buch aus der Tasche, das Jill ihr geschenkt
hatte.
Auch wenn sie kein
Wort der seltsamen Schrift entziffern konnte, gefiel es ihr. Eine
Weile blätterte sie darin herum, bis ihr der Apfel wieder
einfiel. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn essen sollte. Was wenn
das kein Apfel war. Vielleicht war er sogar giftig. Sie entschied
sich dagegen ihn zu probieren, im gleichen Moment, wie ihr Magen laut
knurrte. Sie lachte.
„ Na schön,
dann esse ich ihn eben.“, sagte sie zu sich selbst.
Zu ihrer
Überraschung war er von innen warm. Doch er schmeckte, wie ein
ganz normaler Apfel. Schnell aß sie das in der Kälte
dampfende Obst. Es erfüllte sie mit Wärme.
Sie schloss für
einen Moment die Augen und lehnte sich an die Hauswand an. Sie hatte
gar nicht gemerkt, wie müde sie doch war.
Widerwillig stand
sie auf, klopfte sich den Schnee
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