Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
grinste sie an.
„ Kann schon
sein, aber darum geht es hier nicht.“, sagte Alessio.
„ Worum geht es
dann?“, wollte Kate wissen und zupfte an der Tischdecke herum.
Sie fragte sich, warum er das immer wieder tat. Sie hatte nichts
schlimmes getan und er benahm sich, als hätte sie ein Verbrechen
begannen.
„ Ich rede
davon, dass du dich achtlos in Gefahr begibst.“
„ Ach ja, weil
diese Reise ja so ungefährlich ist.“, konterte Kate.
„ Das ist etwas
völlig Anderes.“, warf Alessio ein.
„ Nein ist es
nicht.“, redete Sanny dazwischen. Alessio sah sie böse an.
„ Fall du mir
nicht auch noch in den Rücken.“, sagte er.
„ Schon gut,
ich halte mich da raus.“, meinte sie und lehnte sich zurück.
„ Noch was?“,
fragte Kate. Alessio antwortete nicht sofort. Offenbar hatte er
vergessen, was er noch sagen wollte.
„ Du bleibst
auf keinen Fall hier. Das ist gegen die Regeln.“, sagte er
stattdessen.
„ Wie du
willst.“, meinte Kate und tauschte einen belustigten Blick mit
Sanny aus.
Die Tür öffnete
sich und Mai trat ein. Sie hatte Schnee in den Haaren und das Baby
von Resa auf dem Arm.
„ Wie schön,
ihr seid wach.“, rief sie und kam zum Tisch, wobei sie mit
einer Hand durch ihre Locken fuhr.
„ Sag mal,
schläfst du nie?“, fragte Sanny. Mai zuckte mit den
Schultern.
„ Doch, nur
nicht Nachts.“, meinte Alessio.
„ Das stimmt!“,
gab sie zu und setzte sich. Resa kam aus der Küche und brachte
ihnen etwas zu trinken.
„ War sie
lieb?“, fragte sie und nahm Mai das Baby ab.
„ Ja, ich würde
sie gerne behalten.“, schwärmte sie.
„ Wir tauschen
einfach. Kate bleibt hier und du kannst dafür die Kleine
mitnehmen.“, scherzte Sanny und erntete einen bösen Blick
von Alessio.
Mai sah sie nur
verständnislos an.
Gewonnen
und Verloren
Nach und nach wurde
es voller in der Gaststube. Außer ihrer Gruppe kamen weitere
Dorfbewohner her, um zu Frühstücken. Bevor sie aufbrachen,
brachte Resa ihnen zwei volle Körbe mit Obst, Brot, Käse
und was sie noch gefunden hatte. Sie lehnte das Geld ab, dass Alessio
ihr anbot und erst als Mai sagte, sie solle es für die Kinder
nehmen, willigte sie dankend ein.
„ Was hast du
draußen gemacht?“, fragte Kate an Mai gewandt, während
sie das Haus verließen.
„ Ich war mit
der Kleinen bei den Drachen.“
„ Hat sie
keinen Namen?“, wollte Kate wissen, der es schon vorher
aufgefallen war.
„ Noch nicht.
Resa ist zur Zeit so beschäftigt, dass sie es noch nicht
geschafft hat, ihr einen Namen zu geben.“, erklärte Mai.
„ Sie hatte
keine Zeit sich einen Namen für ihr Kind auszudenken?“
Ungläubig starrte Kate sie an.
„ Vergessen.“,
stöhnte Mai. „Nein, bei uns ist das anders, wie bei euch.
Die Eltern bestimmen nicht darüber. Sie führen eine
Zeremonie mit ihrem Kind durch. Dabei erhält es einen, durch das
Schicksal bestimmten, Namen. Ich kann dir versichern, dass keine zwei
Menschen hier den selben Namen haben.“, schloss sie.
„ Aber wollen
die Eltern denn nicht selbst entscheiden, wie sie ihr Kind nennen?“,
warf Kate ein.
„ Ich habe noch
nie jemanden getroffen, der damit unzufrieden war.“, meinte
Mai. Kate schob den Gedanken bei Seite. Es gab einfach Regeln, die
nur einen Sinn ergaben, wenn man mit ihnen aufgewachsen war. Sie
verließen die Hauptstraße und liefen wieder über
einen der schmalen Wege, die so aussahen, als seien sie seit viel zu
langer Zeit nicht mehr genutzt worden.
„ Claire hat
heute noch keinen Versuch gestartet, mich als Freundin zu gewinnen.
Meinst du, sie hat es endlich aufgegeben?“, rätselte Kate
und beobachtete Claire und Lee, die über irgendetwas lachten.
„ Nein, sicher
nicht. Du solltest aber jede Minute genießen, in der du von ihr
verschont bleibst.“, antwortete Mai. „Ich werde sie
jedenfalls weiterhin im Auge behalten.“
„ Mach das, ihr
Verhalten passt nämlich so gar nicht zu ihr.“, stellte
Kate mit einem weiteren Blick Richtung Claire fest.
„ Verrate mir
doch mal, wie du das angestellt hast.“, forderte Alessio, der
plötzlich neben Mai aufgetaucht war und einen Arm über ihre
Schultern legte. Sie sah ihn unschuldig an und schob ihn bei Seite.
„ Ich hab keine
Ahnung, wovon du redest.“, sagte sie überzeugend.
„ Hmm...“,
er überlegte kurz. „Kate? Was hat sie vor?“, fragte
er jetzt an sie gewandt.
„ Ich weiß
es auch nicht.“, gab sie zu. Er sah sie einen Augenblick an und
entschied dann offenbar, dass sie die Wahrheit
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