Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
über die Vergangenheit nachzudenken.
Sie zögerten
nicht lang und brachen auf, sobald es heller geworden war und
trotzdem schafften sie es nur knapp vor Einbruch der Dunkelheit das
Dorf zu erreichen.
Es bestand aus sechs
kleinen Häusern, die zu beiden Seiten des Weges standen.
Auf der rechten
Seite waren alle Fenster zugezogen. Kate fragte sich ob diese Häuser
nicht bewohnt waren, weil nirgendwo Licht zu brennen schien. Die
anderen Hütten hingegen waren voller Leben. Sie hörten das
Klirren von Geschirr, spielende Kinder und sogar Gesang. Alessio ging
auf eine der offenen Türen zu und klopfte gegen den Rahmen. Eine
Frau trat heraus. Sie trug ein dunkles Kleid und eine schmutzige
Schürze. Sie war leicht rundlich und ihre Haare waren zu einem
Zopf nach hinten gebunden. In dem einen Arm hielt sie ein Baby und
mit dem Anderen strich sie ihre Kleidung glatt.
Alessio unterhielt
sich lange mit ihr, während die Anderen im Hintergrund warteten.
Als er zu ihnen zurückkam verschwand die Frau zurück ins
Haus.
„ Was ist
los?“, fragte Eddy ihn.
„ Wir können
für eine Nacht hier bleiben, aber sie haben nicht viel Platz.“,
antwortete er und sah besorgt drein.
„ Ein paar
Kinder haben vor zwei Wochen die Grippe bekommen und das halbe Dorf
hat sich angesteckt. Aus diesem Grund haben sie sich aufgeteilt.“
Er deutete zu der offenen Türe.
„ Sie können
uns nur anbieten, in den letzten freien Betten zu übernachten.“
„ Eine Nacht
wird schon irgendwie gehen, oder nicht?“, meinte Mai. Ein paar
nickten zustimmend.
„ Solange wir
uns von den Kranken fern halten, besteht keine Gefahr.“, fügte
Alessio hinzu.
Die beiden Drachen
ketteten sie ein Stück entfernt von den Häusern fest, bevor
sie das Haus betraten. Der Raum war nicht sehr groß, aber dafür
umso voller. Alle übrigen Bewohner saßen hier dicht
beieinander an langen Tischen. Es roch nach Essen und dem Feuer, das
im Kamin brannte.
Es stellte sich
heraus, dass die Frau, mit der Alessio gesprochen hatte, mit ihrem
Mann, zwei Kindern und dem Baby hier wohnte. Ihr Mann allerdings,
hatte sich auch mit der Krankheit infiziert, so dass sie jetzt
alleine für alle kochte.
„ Unser
Gästezimmer ist leider mehr als voll.“, entschuldigte sie
sich, während sie ihre Gruppe über die schmale Treppe nach
oben führte. „Ich werde im Zimmer meiner Kinder schlafen,
dann können die Meisten von euch in dem großen
Schlafzimmer übernachten. Wahrscheinlich wird es trotzdem nicht
genug Platz für alle geben, so dass zwei oder drei auch noch im
Kinderzimmer schlafen müssen.“
„ Ich melde
mich freiwillig.“, raunte Mai Kate zu. „Ich liebe Kinder.
Später würde ich gerne selbst eine ganze Bande haben. Je
mehr, desto lustiger wird‘s.“, strahlte sie.
So kam es, dass am
Ende Mai und Eddy auf einer Decke neben dem Babybett Platz fanden.
Alle Anderen teilten sich das große Schlafzimmer.
Bevor sie sich
jedoch schlafen legten, bot Sanny an, einmal nach den Erkrankten zu
sehen. Die Frau lehnte dankend ab.
„ Wir haben
bereits zwei Heilerinnen hier.“, sagte sie. „Ihr seid
meine Gäste und ich möchte vermeiden, dass sich noch mehr
Leute anstecken. Mit dieser schrecklichen Grippe ist nicht zu spaßen
und wir können von Glück reden, dass bisher noch niemand
daran gestorben ist.“
„ Dann nehmt
wenigstens die hier, zum Dank für eure Gastfreundschaft.“,
erwiderte Sanny und holte ein paar Pflanzen aus ihrer Tasche. Mit
einem Lächeln nahm die Frau sie entgegen und verließ den
Raum.
In dem Schlafzimmer
gab es ein breites Bett und eine Couch, auf der zwei Leute schlafen
konnten. Claire und Dana waren sofort einverstanden sie in Anspruch
zu nehmen.
Zu sechst quetschten
sie sich in das Bett und Kate musste zugeben, dass es trotz des
Platzmangels bequemer war, als die Zelte. Sie lag zwischen Sanny und
Alessio, die zum Glück beide nicht sehr viel Platz brauchten.
Lee hingegen schien da anders zu sein. Bevor Kate in ihren Träumen
versank, hörte sie noch Sannys Beschwerden darüber, dass
sie ständig einen von seinen Ellenbogen im Gesicht oder Rücken
hatte.
Ein Schlag auf die
Nase weckte Kate unsanft. Als sie die Augen öffnete sah sie,
dass es Lees Arm war. Sie schubste ihn grob bei Seite und setzte
sich. Draußen war es schon hell, aber alle schliefen noch. Sie
sah sich nach Sanny um und erblickte sie eingekringelt auf dem Sessel
neben der Tür. Gestern hatte Kate ihn gar nicht bemerkt. Langsam
kletterte sie zum Fußende des Bettes, um
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