Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
heraus. Sein Finger, der noch immer auf ihrem Mund lag,
verwirrte sie ein wenig.
„ Oh, tut mir
leid.“, entschuldigte er sich erneut und zog seine Hand zurück.
„ Was ist
los?“, fragte Kate. Mai sah sie überrascht an.
„ Was meinst
du, was soll schon sein?“, wollte sie wissen.
„ Ich weiß
nicht. Deshalb frage ich ja. Du kommst mir nachdenklich vor.“
Tatsächlich hatte Mai heute kaum etwas gesagt. Sie hatte noch
niemanden geärgert und nicht viel gelacht. Das war untypisch für
sie, da sie doch sonst nichts lieber tat, als im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit zu stehen.
„ Ich weiß,
es klingt jetzt komisch, aber ich glaube es ist irgendwas passiert.
Normalerweise taucht er doch ständig und überall auf.“,
sagte sie leise.
„ Ich komm
nicht ganz mit.“, gab Kate zu.
„ Ich habe
Jeremie lange nicht mehr gesehen oder gehört. Dabei hatte ich
fest angenommen, dass er uns folgen würde.“
„ Aber das ist
doch gut, oder nicht?“, fragte Kate unsicher. In Mais Stimme
lag etwas, dass sie nicht ganz erklären konnte.
„ Ich weiß
es nicht, dass macht es ja so kompliziert.“, sagte sie
verzweifelt und schlug die Hände vor ihr Gesicht.
„ Du machst dir
doch nicht etwa Sorgen wegen ihm?“, flüsterte Kate. Mai
antwortete nicht, aber ihr Blick verriet alles. Kate seufzte
mitleidig.
„ Du wirst es
niemandem sagen, oder?“
Kate lächelte
verständnisvoll und schüttelte den Kopf.
„ Danke.“,
sagte Mai. „Eddy würde das gar nicht gefallen. Ich weiß
nicht, was er tut, falls er es jemals herausfindet.“
„ Ich denke, er
würde es nicht gut verkraften.“, murmelte Kate.
„ Ja, ich weiß.
Manchmal wünschte ich, er würde mich nicht lieben!“,
gab Mai zurück.
Also hatte Sanny
recht behalten, mit ihrer Vermutung. Mai hatte Jeremie noch nicht
vergessen, trotz allem was passiert war. Kate kannte nicht mal den
Bruchteil der Geschichten, aber sie konnte sich einfach nicht
vorstellen, jemanden zu lieben, der einen verletzt hatte. Nicht nur
seelisch sondern auch körperlich.
Soweit Kate wusste,
hatte er Mai geschlagen. Sie hatte es mal erwähnt.
Ihr selbst fiel es
so schon schwer genug Vertrauen zu fassen. Es war ihr ein Rätsel,
wie es Mai gelang, jedem Fremden ihr Vertrauen zu schenken, ohne es
zu hinterfragen. Selbst bei Jeremie, wo sie allen Grund gehabt hätte
ihn zu hassen, der sie enttäuscht hatte, fiel es ihr leicht.
Hass schien ihr
fremd zu sein, ebenso wie Angst.
Das war eine der
Seiten, an Mai, die Kate mochte und bewunderte. Ebenso wie Mais
Überzeugung, dass alles möglich war, wenn man nur fest
daran glaubte.
An diesem Abend
erlebten sie alle eine Überraschung. Ausgelöst wurde sie
von einem unscheinbaren Zettel, den Alessio eingerollt in einem der
Zelte fand.
„ Er ist von
Dana.“, stellte er fest. Nachdem er ihn gelesen hatte, reichte
er ihn an Mai weiter.
„ Sie schreibt
nur, dass sie geht. Einen Grund hat sie nicht genannt, aber sie hat
versichert, niemandem von unseren Plänen zu erzählen.“
„ Na, ich hoffe
sie hält sich daran.“, warf Lee ein. Claire wirkte
verloren, wie sie so da stand.
„ Sie hat nicht
mal mir etwas gesagt. Und verabschiedet hat sie sich auch nicht.“,
sagte sie leise.
„ Sie geht
einfach so? Alleine?“, fragte Kate.
„ Soll sie
doch.“, meinte Mai Schulter zuckend.
„ Was hast du
eigentlich gegen sie?“, wollte Claire gereizt wissen.
„ Ich mag sie
nicht. Reicht dir das?“, fragte Mai schnippisch.
„ Hört
auf, das bringt uns nicht weiter.“, griff Alessio ein, bevor
die Situation eskalierte. Kate war aufgefallen, dass, immer wenn es
Streit gab, Claire darin verwickelt war und fast jedes Mal war sie
der Auslöser. Sie war ständig mit irgendetwas unzufrieden
oder hackte grundlos auf jemandem herum. Kate konnte sich dieses
Verhalten nicht erklären.
Besonders mit Mai
geriet sie oft aneinander. Von wegen Freunde, dachte Kate, die sich
an das Gespräch zwischen den Beiden erinnerte.
Jetzt schwiegen sie
und beließen es dabei, sich feindselige Blicke zuzuwerfen.
„ Und, was
machen wir jetzt?“, unterbrach Eddy die Stille. „Mai
könnte...“, begann er, aber er kam nicht dazu, mehr zu
sagen.
„ Niemals. Ich
bin nicht für sie verantwortlich, soll sie doch alleine klar
kommen.“, warf Mai wütend ein und verschwand in einem der
Zelte.
„ Ich denke
auch, dass es keinen Sinn machen würde, sie zu suchen und
zurückzuholen. Wir können sie nicht zwingen mit uns zu
gehen. Es ist in der Tat allein ihre
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