Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
sie
auszukitzeln.
In dem Moment
tauchte der Rest der Gruppe zwischen den Bäumen auf. Sie alle
wirkten müde und durcheinander. Lees Blick traf auf Kate. Er
nickte ihr kaum sichtbar zu und steckte dann die brennende Fackel
kopfüber in den Schnee, so dass es wieder dunkler wurde.
„ Was ist denn
da los?“, fragte Claire genervt und deutete auf das Zelt, aus
dem lautes Gekreische und Gekicher kam. Niemand antwortete ihr.
„ Ich denke,
wir sollten alle ins Bett gehen.“, sagte Lee stattdessen. „Wenn
es dir nichts ausmacht, könnten wir Zwei ja Wache halten.“
Er sah Alessio an, der ihm wortlos zustimmte.
„ Ich verstehe
sowieso nicht, warum wir mitten in der Nacht weg mussten.“,
schimpfte Claire.
„ Weil Alessio
es angeordnet hat. Finde dich einfach damit ab.“, mischte sich
Eddy ein.
„ Pfff.“,
machte sie und stolzierte an ihnen vorbei in das Zelt, dass nicht vom
Schein der Lichterfeen erhellt wurde. Dana folgte ihr lautlos mit
eingezogenem Kopf.
„ Eddy! Kannst
du mich nicht mal von deiner Schwester befreien?“, hörten
sie Mai rufen. Er hetzte sofort los.
Während Chris
und Ted sich gerade entschieden ebenfalls schlafen zu gehen, schlich
Kate sich unbemerkt von Allen ein paar Schritte in den Wald. Hinter
einigen dicht beieinander stehenden Bäumen, nahe den Zelten,
blieb sie stehen. Vom Platz aus konnte man sie nicht sehen, obwohl
sie keine fünf Meter weit entfernt stand.
Sie wollte einen
Augenblick für sich sein. Daher legte sie sich in den kühlen
Schnee und blendete die Stimmen der Anderen aus. Von hier konnte sie,
durch die Lücken im Blätterdach, Teile des von Sternen
übersäten Himmels sehen.
Sie wusste selbst
nicht genau, was sie denken sollte, über das was geschehen war.
Die Sterne waren
wunderschön. Nein, die Seelen, verbesserte sie ihre Gedanken.
Sie zeigten ihr wie diese Welt war, schön aber auch traurig.
Traurig, weil die Gefahr an jeder Ecke lauerte.
Was war, wenn auch
das Geschehene ein Zeichen für Kate gewesen war. Ein Zeichen,
dass die Gefahr hier genauso real war, wie auf der Erde. Ab jetzt
würde sie vorsichtiger und misstrauischer sein. Das könnte
wohlmöglich ihr Leben retten.
Ohne diesen Vorfall
hätte sie weiter daran festgehalten, dass sie hier zu hundert
Prozent sicher war.
Es hatte noch etwas
Gutes, etwas dass sie gar nicht für möglich gehalten hatte.
Sie hatte sich gewehrt und gesiegt. Das bewies, dass sie keinesfalls
so hilflos war, wie sie oft angenommen hatte.
Im Gegenteil, sie
hatte diesem Kerl geschadet und genau dieses Gefühl half ihr,
damit klar zu kommen. Sie fühlte sich stärker und nicht
länger unnütz.
Das Pechschwarz des
Himmels verblasste, zusammen mit den Sternen und wandelte sich in ein
tiefes Blau.
Es herrschte
vollkommene Stille und selbst der Wind schien zu ruhen. Kate stand
langsam auf und schlich auf Zehenspitzen zurück. Sie plante
bereits im Kopf, wie sie ungesehen in eins der Zelte kommen sollte.
Dabei wäre das
nicht nötig gewesen. Sowohl Lee, als auch Alessio schliefen.
So hielt man also
Wache, dachte sie und schritt an den Beiden vorbei. Lee saß auf
dem Boden, mit dem Rücken gegen einen umgefallenen Baum gelehnt.
Alessio lag komplett auf dem Stamm. Es war ein Wunder, dass er nicht
herunter fiel. Kate setzte sich mit dem Rücken zu ihnen gewandt
und zog das Buch von Jill aus ihrer Tasche. Schon viele Male hatte
sie es durchgeblättert, auf der Suche nach Hinweisen. Sie hatte
sich ein paar Seiten von Mai vorlesen lassen, aber nichts davon
schien ihr zu helfen. Die wichtigen Seiten fehlten offenbar alle.
Über die Eismagier gab es nur einen Teil zur Entstehung des
Volkes und seiner Geschichte. Keine Hilfen oder Anleitungen, wie die
Fähigkeit verwendet wurde. Ja, nicht einmal eine Beschreibung
darüber, wozu die Fähigkeit diente.
Einige der anderen,
weniger interessanten Kapitel, waren vollständig. Wie zum
Beispiel das, über die Heiler.
„ Schon wach?“
Kate wäre vor Schreck beinahe von dem Baumstamm gefallen, auf
dem sie saß.
Man sollte meinen,
sie hätte sich langsam daran gewöhnt.
Schwungvoll drehte
sie sich um und hatte bereits den Mund geöffnet, um ihm die
Meinung zu sagen. Sie kam jedoch gar nicht erst dazu, weil Alessio
ihr rasch einen Finger auf die Lippen legte.
„ Bitte nicht
aufregen.“, flehte er leise. „Es tut mir leid, wirklich.
Ich hatte für einen Moment vergessen, dass du derart schreckhaft
bist. Das war nicht meine Absicht. Nicht böse sein, bitte!“
Kate brachte kein
Wort
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