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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Spiegelbild ihr gezeigt, dass die klatschnasse Kebaya und das Hemdchen darunter vollkommen durchsichtig auf ihrer Haut klebten und ihre kleinen Brüste enthüllten, wesentlich weniger als eine Handvoll, deren Spitzen sich durch den Stoff drückten. Und unter dem triefenden Sarong und den Unterhosen, die auf ihrer Haut hafteten, hatten sich ihre knabenhaften Hüften und ihr kleines, ebenso wenig weibliches Hinterteil abgezeichnet. Jacobina zerging jetzt noch vor Scham, wenn sie daran dachte.
    »Daran ist nichts Schlechtes, Jacobina«, raunte Jan ihr zu. »Gott hat uns als Männer und Frauen geschaffen und uns das körperliche Begehren gegeben. Nicht nur zur Zeugung von Kindern. Sondern auch als Lobpreis seiner Schöpfung.« Seine Hände lösten sich von ihrem Gesicht; er zog sie in seine Arme und hielt sie fest. »Du wolltest wissen, was der kleine Chen mir gestern zugeflüstert hat«, murmelte er gegen ihr Ohr. Als sie nickte, fuhr er fort: »Er hat mich gefragt, ob du die Frau Lehrerin seist. Und ich habe ihm geantwortet: Vielleicht würdest du es werden. Wenn du mich denn haben wolltest.«
    Jacobinas Herz schlug ihr bis zum Hals. Jan lockerte seine Umarmung und sah sie an.
    »Der Leiter unserer Mission hier in Buitenzorg ist schon einige Zeit nicht mehr bei bester Gesundheit und trägt sich mit dem Gedanken, in ein, zwei Jahren in die Niederlande zurückzugehen. Er hat mich bei der Muttergesellschaft als seinen Nachfolger vorgeschlagen, und vor drei Wochen kam die schriftliche Zustimmung. Ich hätte wesentlich mehr Verantwortung und Arbeit, würde aber auch bedeutend mehr verdienen. Und ich«, seine Hände strichen über ihre Arme und Schultern, »ich wollte dich fragen, ob du dann hierherkommen möchtest, nach Buitenzorg. Als meine Frau.«
    Jacobina konnte ihn nur ungläubig anstarren, während ihr Herz kraftvoll und überglücklich schlug.
    »Vielleicht hättest du Freude daran, die Schule zu leiten«, fuhr er fort. »Und es gäbe auch so jede Menge zu tun. Manchmal haben es die einheimischen Frauen nicht so gern, wenn ein weißer Mann mit seiner Medizintasche kommt, um sie zu behandeln. Da wäre es besser, eine Frau käme an meiner Stelle vorbei, und ich weiß, das würdest du gut machen. Als meine Frau hättest du deinen eigenen Aufgabenbereich, in den ich dir auch nicht reinreden würde.« Zärtlich strich er mit dem Daumen über das Grübchen an ihrem Kinn. »Ich weiß, wie du über die Ehe denkst, aber mittlerweile weißt du auch, wie ich darüber denke. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mein Leben mit dir zu verbringen.«
    Jacobina schluckte, und ihr Blick heftete sich auf den Canangabaum. Sie hatte sich geschworen, niemals zu heiraten, weil eine Ehe in ihren Augen immer einem Gefängnis geähnelt hatte, in dem sie keine Rechte, sondern nur Pflichten hatte. Wie ein Geschäft war ihr die Ehe vorgekommen, ihr Geld, ihr Körper und ihr Leben im Austausch gegen noch mehr Geld und den Status einer ehrbaren Ehefrau, der so viel mehr wert war als der einer alten Jungfer.
    Doch nun gab es Jan, in dessen Gegenwart sie sich so leicht und frei fühlte. Der sie mochte, wie sie war, und ihr nicht nur die Ehe versprach, sondern auch eine sinnvolle Tätigkeit. Als seine Frau konnte sie etwas vollbringen, aus eigener Kraft etwas schaffen, das von Bedeutung war, mochte diese auch noch so gering sein; vielleicht könnte sie sogar mit der Mitgift, die ihr bei einer Heirat ausgezahlt würde, hier auf Java etwas Gutes tun.
    Sie sah ein Haus vor sich, eines dieser hübschen Häuser hier in Buitenzorg, mit einer Veranda, auf der sie abends neben Jan sitzen würde, jeder ein Buch in der Hand, über das hinweg sie sich ab und zu lächelnd ansehen und über das sie reden würden, was sie gerade lasen. Und in Buitenzorg wäre sie auch näher bei Floortje … Was Jan vorschlug, klang nach einem guten Leben. Nach einem besseren, als sie sich je zu erhoffen gewagt hatte.
    »Ich wünsche mir, eine Familie mit dir zu haben«, hörte sie ihn flüstern. »Lach mich bitte nicht aus – aber immer, wenn ich dich mit Jeroen und Ida sehe, stelle ich mir vor, es wären unsere Kinder.«
    Sofort regte sich ihr Gewissen. Erst an Weihnachten hatte sie Frau de Jong versichert, dass eine Heirat nicht in Aussicht stand und sie länger zu bleiben gedachte. Jeroen würde zwar im nächsten Jahr in die Schule kommen, aber Ida war noch mehr als zwei Jahre davon entfernt. Andererseits gäbe es in einem oder in zwei Jahren vielleicht eine andere

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